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Wohnungen geplantDas letzte Bier fließt im Oktober – Hurster Hof schließt

Lesezeit 3 Minuten

Werner (69) und Elisabeth (64) Feist haben 16 Jahre den Hurster Hof geführt. Im Oktober schließen sie endgültig die Türen.

  1. Freitags der Männergesangverein, dienstags der Frauenclub, zeitweise 25 Kegelclubs, die sonntags schon ab zehn die Kugeln schoben, und im Frühjahr eine Woche die Hobbybühne.
  2. Für die Vereine im Dorf war der Hurster Hof immer eine wichtige Anlaufstelle. Für den Männergesangverein ist er es bis heute.
  3. Auf dem Komplex mitten in Hurst sollen Wohnungen entstehen und eine Rosbacher Firma einziehen.

Windeck – In wenigen Tagen schließen Werner und Elisabeth Feist die Türen ihres Landgasthofes für immer. Noch ein Hausflohmarkt und dann zieht sich das Wirtsehepaar ins Sauerland zurück. „Bis 2000 lief das wie verrückt“, erinnert sich Werner Feist.

Zusammen mit seiner Frau hatte er nach der Meisterprüfung als Koch zunächst eine Gaststätte in Oberelspe geführt. Er erinnert sich an Pierre Brice und Jochen Bludau, die von den Karl-May-Festspielen im nahen Elspe ab und an reinschauten. Anfang der 1980er Jahre sollte das Lokal im Sauerland verkauft werden. Für den jungen Koch und seine Frau war das nicht zu schultern. Sie fanden aber über eine Anzeige den Hurster Hof.

Von der Gemeinde im Stich gelassen

Die ursprüngliche Gaststätte in Hurst sei Ende der 70er Jahre abgebrannt, haben sich Feists erzählen lassen. Nach dem Wiederaufbau hatten die ersten Betreiber wenig Glück, das Gebäude fiel an eine Bank.

Auch andere Wirte geben auf

Der Hurster Hof ist nicht die erste Gaststätte, die an der Oberen Sieg schließt. Bereits 2018 fielen die Tore der Burg Mauel ins Schloss. Am 20. November ist für Sonja und Thomas Willmeroth ebenfalls in Mauel Schluss. Sie haben allerdings Nachfolger gefunden. Das Landhaus Höhe auf der Grenze zwischen Ruppichteroth und Windeck in der Nutscheid hat Angebot und Öffnungszeiten reduziert.

Fachkräftemangel auf dem Land, dramatisch gewachsene Bürokratie und mangelnder Respekt gegenüber Kellnerinnen und Kellnern werden als Gründe genannt. Die Gäste hätten sich verändert. Da würden Ansprüche gestellt, die selbst niemand bereit sei zu erfüllen, heißt es in den Kreisen der Wirte. So hätten Stornierungen in letzter Minute oder unentschuldigtes Fernbleiben trotz Reservierung zugenommen. (sp)

Die neuen Besitzer legten sich ins Zeug. Eine Kegelbahn wurde eingebaut, der Saal renoviert, und schließlich entstand ein Neubau mit zehn Gästezimmern. Aus einem von der Gemeinde Windeck in Aussicht gestellter Zuschuss sei dann nichts geworden. Zwei Jahre nach dem Bau einer eigenen Klärgrube sei dann der Kanal verlegt worden. „Damals wurden wir von der Gemeinde im Stich gelassen – zumindest hatten wir den Eindruck“, erinnert sich Werner Feist.

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Eng verbunden mit der Geschichte des Hurster Hofes ist die Geschichte der Hobbybühne Hurst. Dort wurde nicht nur die Idee geboren, Theater zu spielen. Von 1993 bis 2003 war das Landgasthaus die Spielstätte des weit über die Kreisgrenzen hinaus beliebten Laienensembles. Sicherheitsauflagen der Behörden hätten dann aber dazu geführt, dass die Hobbybühne in die Aula des Rosbacher Schulzentrums umzog, erinnert sich Feist.

„Das Leben hat sich hier völlig verändert“

Zum Niedergang des Betriebes hätten in den vergangenen Jahren viele Faktoren beigetragen, berichten Werner und Elisabeth Feist. Mit dem Erlass des Rauchverbots in Gaststätten hätten Kegler aufgehört. Heute gebe es gerade mal noch drei von einst 25 Clubs. Einen Frühschoppen gebe es schon lange nicht mehr, und auch das Bierchen zum Feierabend würde kaum noch an der Theke getrunken, berichtet Elisabeth Feist. Statt frischer Gerichte aus der Küche legten viele Gäste mehr Wert auf einfache und schnelle Kost, Fertiggerichte sind gefragt. „Das Leben hat sich hier völlig verändert“, resümiert sie.

Firmensitz und Wohnkomplex soll der Hurster Hof werden.

Werner Feist hat neben dem Job am eigenen Herd einen zweiten in einem Betonwerk gehabt, „das hat auch Spaß gemacht“, berichtet er. Nachdem sich auch andere Pläne zerschlagen haben, ziehen beide einen Schlussstrich. Sie wollen zurück ins Sauerland, nach Attendorn, wo Tochter und Schwiegersohn ein Restaurant betreiben. „Da könnten wir im Hintergrund noch was tun. So ganz ohne geht’s halt nicht“, meint Elisabeth Feist.

In Hurst ist am 19. Oktober der letzte Tag für das Wirtspaar. Schon am 13. Oktober laden sie zum Hausflohmarkt, wo sie Teile des Mobiliars anbieten.