In Windeck-Stromberg betreibt ein Kölner Westernclub seit 1972 seine eigene Wildwest-Stadt. Was es dort zu entdecken gibt.
Kanone, Kutsche, SaloonKölner Verein hat sich eigene Wildwest-Stadt in Windeck erschaffen
Der Wilde Westen fängt gleich hinter Eitorf an. Auf einem etwas versteckt gelegenen Grundstück in der Dorfmitte von Stromberg entstand seit 1972 eine kleine Westernstadt, wie es sie so ähnlich vor gut 150 Jahren auch irgendwo in Arizona gegeben haben könnte. Es gibt gleich zwei Kneipen, eine Bank, ein Gefängnis, Geschäfte und sogar ein Halt für den Pony-Express.
Die Mitglieder des „Indianer- und Westernclubs 7 Ratsfeuer Köln“ stecken viel Eigenleistung und Herzblut in ihre Ranch, die eigentlich als eine Notlösung begann. „Unser damaliges Vereinsheim in Köln wurde durch Brandstiftung zerstört“, erinnert sich Schriftführer Armin Siemund: „Eines unserer Mitglieder wohnte hier in Stromberg und wusste von dem leerstehenden Bauernhof, der neu verpachtet werden sollte.“
Vereinsmitglieder des Westernclubs kommen überwiegend aus Köln
Und so entstanden in der ehemaligen Scheune, Übernachtungsmöglichkeiten für die Vereinsmitglieder, die immer noch überwiegend aus Köln kommen. In dem liebevoll eingerichteten Saloon war früher ein Stall. Dort wurden Kühe und Schweine gehalten.
Entstanden war der Verein 1957 aus einem privaten Freundeskreis, der sich für das Leben im Wilden Westen begeistern konnte. Zu seinen besten Zeiten hatte er 72 Mitglieder, die regelmäßig in die Rollen von Indianern, Cowboys und Bürgerkriegsoffizieren schlüpften; heute sind es noch 17. Zweimal ist der Verein im Kölner Rosenmontagszug mitgelaufen und hat auch an Reenactments, also dem Nachstellen historischer Ereignisse, teilgenommen.
Das ist heute schwer. „Der Nachwuchs fehlt, wir sind überaltert“, räumt Armin Siemund ein: „Mein Schwiegervater ist mit 83 das älteste Mitglied.“ Um das kleine Westerndorf in Schuss zu halten, ist immer etwas zu tun, auch erfordert die Pflege der an historischen Vorlagen orientierten Ausrüstung einigen Aufwand. Nur wenige wollen dafür Zeit und Geld opfern.
Ranch in Windeck dient Vereinsmitgliedern als Rückzugsort
Die verbliebenen Vereinsmitglieder sind im bürgerlichen Leben Handwerker, Lehrer, Bundeswehrangehörige und Rentner: „Wir haben schon den Anspruch, möglichst nah an den historischen Originalen dran zu sein. Aber natürlich ist so eine Ranch auch ein Rückzugsort von dem Stress des Alltags“, sagt Armin Siemund, der im Zivilberuf Bäcker ist.
Höhepunkt des Vereinslebens ist das jährige Ranchfest mit Livemusik, zu dem am Samstag nicht nur befreundete Westernvereine kamen, sondern auch viele Nachbarn: „Es ist das letzte Fest, das dem Ort geblieben ist“, bedauerte Siemund, „als wir vor 50 Jahren hier erschienen sind, wurden wir groß angestaunt. Aber inzwischen sind wir voll in das Dorf integriert.“
Besucher des Windecker Ranchfests erprobten sich im Bogenschießen
Mehrere Hundert Besucher bevölkerten schließlich den Dorfplatz, den Saloon und die mexikanische Cantina. Sie warfen einen schaudernden Blick in das Gefängnis, erprobten sich beim Bogenschießen und lauschten den Live-Klängen einer Countryband.
Stolz zeigte der Verein auch seine Kutsche und seine schießfähige Kanone. Bezahlt wurde mit echten, wenn auch entwerteten Dollar-Noten, die zum Tageskurs umgetauscht wurden. Der Geist der amerikanische Pioniere-Bewegung, er strahlte auch bis an das Stromberger Siegufer aus.
„Ich weiß, die Zeiten waren damals hart“, sagte eine Besucherin, die ihren Begleiter beim Ranchfest einen neuen Stetson spendierte: „Aber es gab wohl einen Zusammenhalt, den ich heute etwas vermisse.“