Auf den Hügeln zwischen Eitorf und Ruppichteroth sollen bis zu 18 Windkraftanlagen gebaut werden. In Eitorf trafen Gegner und Befürworter aufeinander.
Windkraft an der Oberen SiegBefürworter und Gegner werben in Eitorf für ihre Positionen
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Maximilian Graf von Nesselrode, Eigentümer der Waldflächen, auf denen die Windräder gebaut werden sollen, war auch auf transparenten zentraler Adressat der Kritik.
Copyright: Marius Fuhrmann
In Eitorf haben am Samstag Gegner und Befürworter der geplanten Windkraftanlagen für ihr Ansinnen geworben. Mehr Menschen versammelten sich am Stand der Initiative „Gegenwind“, ein paar von ihnen schauten aber auch beim Stand des Klima-Treffs Eitorf vorbei.
Auf den Hügeln zwischen Eitorf und Ruppichteroth sollen unter anderem in der Nähe der Ortschaften Hatterscheid, Oberlückerath, Fußhollen oder Rankenhohn und Balenbach bis zu 18 Windkraftanlagen entstehen. Das Waldgebiet gehört der Gräflich Nesselrodeschen Forstverwaltung. Die Bezirksregierung Köln muss einen bestimmten Anteil zur Windenergiegewinnung ausweisen. Maximilian Graf von Nesselrode ist nach eigenen Angaben überzeugter Klimaschützer und hat die Flächen zur Verfügung gestellt.
Mittlerweile haben zwei Informationsabende für Bürgerinnen und Bürger stattgefunden – auf Druck der Bevölkerung, betonte Sabine Wielpütz-Böckeler von der Initiative „Gegenwind“. Sie habe im Mai vergangenen Jahres zufällig im Radio von den Plänen gehört. „Ich lebe in Wilkomsfeld an der Schmelztalstraße. Als betroffene Bürgerin wäre ich gerne persönlich zu einer Infoveranstaltung eingeladen worden. Das lief alles viel zu unausgegoren“, kritisierte sie.
Sorge um den Tourismus an der Oberen Sieg
Ralph Lorenz, Sprecher der „Gegenwind“-Initiative, stellte den Nutzen der Windräder infrage. „Die sind nicht so klimaneutral, wie man denkt: Der CO₂-Ausstoß wird nur verlagert, weil Raubbau an der Natur betrieben wird und Teile angeliefert werden müssen“, sagte er. Früher habe er selbst auf Seiten der Befürworter gestanden. Doch bei einem Rhetorikseminar vor mehr als 20 Jahren habe er sich mit Argumenten gegen Windkraft auseinandergesetzt – und wechselte das Lager.

Informationen und QR-Codes zum Recherchieren gab es am Stand der Windkraftbefürworter.
Copyright: Marius Fuhrmann
„Wir wollen unsere Heimat und die Natur erhalten. Als strukturschwaches Gebiet ist jahrelang in den Tourismus an der Oberen Sieg investiert worden. Man trifft hier Kajakfahrer aus Hamburg, die Landschaft ist eine Perle, die zerstört werden würde.“ Als Industrieanlagen gehörten Windräder ins Industriegebiet. „Sie erzeugen Vibrationen, die die Tiere am Boden irritieren.“
Zudem würden drei Viertel des erzeugten Stroms ins Ausland verkauft werden müssen, weil er nicht gespeichert werden könne. „Es gibt alternative Arten der klimaneutralen Stromerzeugung. Aber Windkraftanlagen werden subventioniert, die Betreiber sind vor allem auf den Gewinn aus.“
Etwa 300 Menschen informierten sich über den Vormittag verteilt am Stand der Windkraftgegner am vorderen Ende des Marktplatzes. Darunter waren Angehörige des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), aber auch Personen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen. Weniger Menschen sammelten sich am Stand der Windkraftbefürworter, die unter dem Pavillon ihre Tische aufgebaut hatten.
Vogelsterben am Bonner Post-Tower
Ihr Blickfang, natürlich, kleine Windräder. Dazwischen hingen Tafeln mit QR-Codes zu weiteren Informationen. „Probleme machen alle Arten der Energiegewinnung – aber Windkraft hat die geringsten Auswirkung“, entgegnete Thomas Wirtz vom Klima-Treff Eitorf. Es sei ein Vorurteil, dass Windkraftanlagen massenweise Vögel töteten. „Jede Windschutzscheibe ist tödlicher. An der Fassade des Post-Towers in Bonn sterben pro Jahr mehr Tiere als an allen Windkraftanlagen in Nordrhein-Westfalen zusammen“, erklärte er.
Tatsächlich ist die genaue Zahl unbekannt. Doch: „Windräder haben farbliche Markierungen, sodass Vögel einen Kontrast erkennen und drumherum fliegen können. Außerdem senden sie optische und Ultraschall-Signale aus.“ Im Gegensatz zu Kohlekraftwerken, die eine Woche brauchten, um auf Touren zu kommen, seien Windkraftanlagen abschaltbar und regelbar.
„Wir planen nicht nur für morgen, sondern auch für übermorgen. Das Ziel ist Energie aus erneuerbaren Quellen. Dafür werden jetzt Energiespeicher gebaut, das ist eine boomende Wirtschaft“, sagte Wirtz. Er könne die Menschen verstehen, in deren Nähe bald ein Windrad stehen könnte. Er selbst lebe im Eitorfer Zentrum. „Ehrlich gesagt fände ich es gut, ein Windrad in meiner Nähe stehen zu haben – denn als Anwohner hat man ein Anrecht auf vergünstigten Strom.“ Davon könnten auch Eitorfer Unternehmen profitieren. „Ich mag es lokal, ich mag es autark.“
Verhärtet sind die Fronten in Eitorf noch nicht: Ralph Lorenz versicherte, er habe am Morgen den Windkraftbefürwortern „Guten Tag“ gesagt. Und Thomas Wirtz bekräftigte: „Ein paar, die hier waren, waren tatsächlich an beiden Ständen. Wenn ich nur einen einzigen überzeuge, habe ich etwas erreicht.“