Gastronomie im Rhein-Sieg-KreisRückkehr mit Kompromissen
Troisdorf/Siegburg – Was sie davon hält, dass die Gastronomie wieder öffnen darf? „Endlich“, seufzte Regina Röger, „endlich Geburtstagsessen und Prüfungsessen nachholen.“ Mit ihrem Sohn Eric, der seine Ausbildung abgeschlossen hat, und Ehemann Frank war die Troisdorferin ins „Quattro Passi“ an der Burg Wissem gekommen. „Es ist ein Stück Normalität zurück“, freute sich Frank Röger. „Uns hat wirklich etwas gefehlt.“
Gründlich hatten sich Besitzer Nunzio Orefice und Ehefrau Stephanie mit ihrem Team auf diesen Tag vorbereitet: Auf dem Boden ist der korrekte Abstand markiert, Wegwerf-Tischsets und Einweg-Speisekarten gehören zu den Vorkehrungen. „Das immer zu desinfizieren kostet ja alles Zeit“, erläutert die Chefin.
Ein bisschen entspannter ging es auf der Terrasse zu, wo Manfred Glebe bei kühlem Wind der erste Gast nach der Schließzeit war. „Hoffen wir mal, dass es wieder normal wird“, sagte der Rentner aus Nümbrecht, der seine Radtour für eine Tasse Kaffee unterbrochen hatte; „ein schönes Gefühl, dass es wieder so sein könnte“. Doch hegt er Bedenken. „Man glaubt noch nicht so recht daran“, die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle teilt er mit Experten und mahnenden Politikern.
„Die Leute sind froh, dass sie wieder rausdürfen“
Während die Außengastronomie zum Beispiel am Markt in Siegburg einen sehr verhaltenen Start hinlegte, freute sich Jürgen Keller vom Siegburger „Kaiserhof“ über einen gelungenen Auftakt. „Wir sind für heute Abend sehr stark gebucht“, konnte er am Mittag berichten. „Die Leute sind froh, dass sie wieder rausdürfen.“
Stadt soll auf Gebühren verzichten
Der Gastronomie will die Fraktion der Regenbogenpiraten im Troisdorfer Rat helfen: mit dem Verzicht auf die Erhebung von Gebühren für die Außengastronomie. Den Antrag haben Leo Müller und Wolf Roth gestellt. Vom 1. Mai bis zum 30. September soll die Satzung ausgesetzt werden. CDU und Grüne wollen beantragen, auch Einzelhändlern, die auf öffentlicher Fläche Ware präsentieren, dies kostenlos zu ermöglichen.
Laut Kämmerei bedeute das in diesem Jahr Mindereinnahmen von 17 000 Euro bei der Gastronomie und weitere 10 000 Euro beim Einzelhandel, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Biber. (dk)
Und dafür nähmen die Gäste auch Einschränkungen in Kauf: „Wir haben nichts eingedeckt“, Name, Adresse und Telefonnummer waren zu hinterlassen, das Personal trug Maske. Immerhin die Hälfte der sonst verfügbaren Plätze konnte Gastronom Keller anbieten, weil er das separate Gesellschaftszimmer nun ebenfalls nutzte.
Hoher Aufwand für das Personal allerorts
Sich auf einen Kaffee oder ein Bier mit Freunden treffen? „Das hat der Lieferdienst in der Form nicht kompensiert, wie man das kannte“, kommentierte Eric Mergelsberg die Wiederöffnung der „Latino Lounge“ an der Siegburger Marktpassage. Deshalb war der junge Mann nach eigener Aussage auch „einer der ersten hier“.
Nicht zuletzt sei es ja jetzt „für die Gastronomen sehr wichtig, dass sie nicht in Konkurs gehen“, stellte Mergelsberg fest. Ob er womöglich Sorge habe, sich in den Gastraum zu setzen? Eher nicht, „aber als Raucher bin ich ohnehin draußen“.
Das könnte Sie auch interessieren:
In ihrem Lieblingslokal „Quattro Passi“ konnten sich auch die Rögers entspannen, aber „für das Personal ist es ein immenser Aufwand“, stellte Frank Röger fest. Ein Aufwand, den er dann doch für übertrieben halte. „Ein bisschen wie auf einer Infektionsstation“ fühle sie sich, räumte Regina Röger ein. Aber: „Man muss halt Kompromisse machen oder zu Hause bleiben.“