Bis vor die HaustürHennefer Hof produziert und liefert eigene Molkereiprodukte
Hennef – Wo, außer in alten US-Filmen, gibt es noch Milchmänner? In Hennef und Umgebung liefern Boten Molkereiprodukte bis an die Haustür. Und zwar Kuhmilch, Quark und Joghurt aus einem kleinen Höhendorf. Dort, wo die Wiesen türkis waren.
Der Weg in die Unabhängigkeit
„Das sah schlimm aus“, erzählt Nadine Klein lachend über die ersten Experimente mit den Ökoverpackungen des Wiersberger Milchhofs. Was auf den ersten Druckvorlagen satt grün glänzte, bekam auf den hellbraunen Pappmänteln der Joghurt-Becher und Milch-Elopaks einen Blaustich. Vorbei, das jetzige Naturgrün harmoniert viel besser mit dem hellgelben Joghurt mit Bourbon-Vanille, der unsere Kostprobe mit Bravour bestand.
Cremig und nicht zu süß, das Aroma passt zu den leicht säuerlichen Kulturen. In sieben weiteren Geschmacksrichtungen gibt es den Joghurt, „wer ihn bestellt, bekommt immer eine Überraschungssorte“, erzählt die 39-jährige zweifache Mutter. „Je nachdem, welche Mischung wir angerührt haben.“ 1000 Liter werden pro Woche abgefüllt.
Seit einem Jahr gibt es die kleine Molkerei, die nach und nach ihren Ausstoß gewaltig gesteigert hat. Patrick und Nadine Klein bewirtschaften einen Bauernhof mit 150 Milchkühen und wollten sich unabhängiger machen von den großen Milchverarbeitungsbetrieben und deren Preisdiktat. Die Zeit war günstig, gab doch der benachbarte Hommerichhof seine kleine Quark- und Joghurtproduktion auf. Dort habe der Platz gefehlt, um zu erweitern, schildert die Chefin.
Die Verpackungsfrage ist komplex
So konnten sie die Mitarbeiter, die wenigen Maschinen, die Rezepturen und den kleinen Kundenstamm übernehmen. Nach Investition in zusätzliche Technik gibt es die Produkte aus dem Dörfchen mit Blick auf den Ölberg nicht nur in den Hofläden ringsherum, sondern auch in Edeka-Supermärkten in Neunkirchen-Seelscheid, Birk, Lohmar und Siegburg. Dafür brauche es genaue Angaben zu Inhaltsstoffen und Strichcodes für die Kassen, „ein Aufkleber reicht da nicht mehr“.
Regionale Produkte stünden ja derzeit hoch im Kurs, doch müsse man aufs Etikett schauen: „Was gehört zur Region, die Eifel, ganz NRW oder sogar das Allgäu?“ Auch die Verpackungsfrage sei mehrschichtig: Glas sei nur sinnvoll als Mehrweg-System, führe aber zu mehr Umweltbelastungen beim Transport durch das höhere Gewicht.
Im Supermarkt stehen die Elopaks des Milchhofs, quasi ein Naturschutz-Tetrapak. Die Wiersberger Boten bringen Kunststoff-Mehrwegflaschen und holen diese wieder ab. Quark und Joghurt gibt’s im dünnen Plastikbecher mit abtrennbarem Pappmantel. Auch Erzeugnisse anderer Höfe und einer Nudelmanufaktur werden mitgeliefert. Viele junge Landwirte vernetzten sich, erzählt Nadine Klein. Neue Wege, Schritt für Schritt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Pudding made in Wiersberg ist schon in Planung, eventuell später auch Sahne und fettarme Milch. Die kleine Molkerei verarbeitet aktuell nur die Hälfte dessen, was die 150 Kühe geben, der Rest geht – noch – an eine Großmolkerei in der Eifel.