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Remagener ist gefragter SpezialistJürgen Torchalla weiß, was Kuhklauen brauchen

Lesezeit 3 Minuten
Kuhklauenpflege

In der Apparatur wird das Kuhbein sicher gehalten, Verletzungen kann es so nicht geben, wenn Jürgen Torchalla mit der Flex arbeitet.

Hennef – Leyla geht zur Pediküre. Die Milchkuh von Bauer Bernd Schmitz muss dafür in eine Apparatur steigen. Vorne schaut der Kopf heraus, hinten geht eine Klappe zu. Metallbügel helfen, das Hinterbein schön weit auszustrecken und halten es an der Fessel, ein Gurt um den Bauch stützt die Schwarz-Bunte.

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Die sechsjährige Leyla kennt die Pediküre im Klauenpflegestand schon und bleibt gelassen. Bauer Bernd Schmitz gibt seiner Milchkuh beruhigende Streicheleinheiten.

Als Jürgen Torchalla aus Remagen die Flex ansetzt, schaut sich die Kuh neugierig um. Die sechsjährige Leyla kennt die Fußpflege schon, einmal im Jahr kommt der Mann für die Klauen in ihren Offenstall. Manche ihrer Kolleginnen sind nicht ganz so gelassen, wollen nicht in den schmalen Käfig einsteigen und fürchten sich; Bauer Schmitz muss dann hinten schieben und vorne trösten.

Klauenpfleger aus Leidenschaft

„Nein, Bauer möchte ich nicht sein“, sagt Torchalla und steckt sich eine Zigarette an. Klauenpfleger aber ist er gern. Seit 18 Jahren flext, schneidet und schleift er an Kuhfüßen herum. Learning by doing, so habe er die Fertigkeit gelernt, erzählt er, denn ein Ausbildungsberuf ist Klauenpfleger nicht. Einige Kurse habe er in den Niederlanden besucht, erzählt der 50-Jährige.

Das Wachstum der Klauen ist sehr unterschiedlich

Wie oft eine Klauenpflege nötig ist, hängt vom Futter und der Milchleistung ab: Je mehr Milch eine Kuh geben muss, desto schneller wächst das Horn. „Je stärker der Pansen gärt, desto weniger fest ist das Horn“, erklärt Bauer Bernd Schmitz.

Hochleistungsmilchkühe müssen daher häufiger zur Fußpflege als seine Bio-Kühe, die weitaus weniger Milch geben. Hinzu kommt, dass ihre Klauen sich abnutzen: Sie laufen auf dem Spaltboden im großen Offenstall und legen bei ihrem Weidegang zum Teil große Strecken zurück. (seb)

Seine Dienste sind gefragt. Er reist von Remagen zu Kuhställen in ganz Deutschland. Nordrhein-Westfalen, halb Baden-Württemberg, einen Abstecher nach Hessen und dann hinauf nach Usedom.

Leyla ist fertig. Torchalla macht ein Häkchen im Auftragsbuch. Keine Zeit für ein Schwätzchen, die Pediküre beim Hornvieh geht im Viertelstundentakt. Die nächste Kuh steigt ein, die Klappe geht zu, das Hinterbein hoch. Die Zigarette wird zwischen die Lippen geklemmt, die Flex gezückt.

Und schon fliegen wieder die Hornspäne. „Man muss aufpassen, dass man nicht zu viel wegnimmt“, erklärt Torchalla und schleift. Außen ein bisschen mehr als innen, millimetergenau. „Die Außenseite ist die überlastete Klaue, da muss man schneiden“, erklärt der Fachmann.

Das Tier muss gut auftreten können

Am Schluss wird mit einem scharfen Messer nachgearbeitet. Hinten rechts, vorne links, hinten links, vorne rechts, bis alle vier Klauen wieder gleichmäßig sind und das Tier gut auftreten kann.

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Warum er Klauenpfleger geworden ist, kann der Mann mit dem Drei-Tage-Bart gar nicht sagen. Brummifahrer war er, der Jobwechsel ergab sich durch Zufall. „Ein Bekannter war Klauenpfleger, da habe ich gedacht, ich schaue mir das mal an.“ Aber eine Vorliebe für die Landwirtschaft habe er doch gehabt? „Nö.“ Für Tiere? „Nö.“ Die Zigarette wechselt von einem Mundwinkel in den anderen. „Obwohl: Ich hatte mal ein Karnickel.“