Galerie Luzia SassenPatrizia Casagranda stellt in Hennef aus
Hennef – Die Marke Marilyn Monroe lockt wie eh und je, diesmal in der Galerie Luzia Sassen. In Pink und Violett leuchtet die Diva aus dem Großformat. Das Punktraster erinnert an Roy Lichtenstein oder Sigmar Polke. Doch beim Näherkommen verliert das verführerische Lächeln viel von seiner Anziehungskraft.
Die Züge lösen sich in einem Punktemeer auf, das Raster entpuppt sich als Noppenmuster einer Mörtel-Gips-Mischung. Der Blick wandert über zerrissenes und zerknautschtes Textilgewebe, über Schrunden und Wellen, die das Gesicht in eine zerfurchte Landschaft verwandeln.
Collage, Malerei und Schablonentechnik verbindet Patrizia Casagranda in ihren Frauenporträts, in die sie auch effektvoll Typographie integriert. Galeristin Luzia Sassen präsentiert nun zehn dieser aufwendig gestalteten Bilder, deren Recycling-Optik besonders gut im Gemäuer des alten Kelterhauses zur Wirkung kommen. Die Deutsch-Italienerin Casagranda (Jahrgang 1979) hat zunächst Design studiert und arbeitete als Grafikerin, unter anderem für Günther Uecker und Markus Lüpertz.
Casagranda nutzt Lkw-Planen und Wellpappe als Material
Doch im virtuosen Umgang mit verbrauchten Materialien hat sie ihren eigenen Stil gefunden. Auf Sperrholzplatten, alten Armee-Zelten oder LKW-Planen entstehen ihre Bilder, die bis zu 15 Schichten tragen und eine große Tiefenwirkung entfalten.
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Stoff wird über Papier gedeckt, teilweise auseinandergezerrt oder zusammengezogen, Wellpappe wird aufgeklebt und wieder abgeflämmt. Zum dominierenden Element aber wird das farbige Raster aus hervorstehenden Punkten, das die Porträts scheinbar gleichmäßig konturiert, an manchen Stellen aber durchbrochen und beschädigt ist.
Die Vorliebe für glamouröse Stilikonen wie Kate Moss oder Audrey Hepburn teilt die Krefelder Künstlerin mit der Pop Art. Doch auch wenn ihre Mona Lisa in noblem Grau erscheint, die teils schäbigen Materialien erzeugen eine raue Ästhetik.
Würde gewinnen die Frauengesichter gerade im Kontext von Verletzlichkeit und Verfall, das kommt auch in den Porträts der jungen Inderinnen zum Ausdruck: In Nordindien, wo Casagranda zeitweise lebt, hat sie Kastenangehörige der Kalbelia kennengelernt, die ihren Lebensunterhalt mit Müllsammeln und -verkaufen verdienen müssen.
Beeindruckt von der Lebensfreude und Zuversicht der jungen Frauen, widmet die Künstlerin ihnen nun die Bildserie „Belief“ (Glauben). Oft sind es Abfallfunde der Porträtierten, die Casagranda in einem langwierigen Prozess verarbeitet und so eine Synthese aus Schönheit und Vergänglichkeit schafft.
Die Ausstellung ist zu sehen bis 20. Juni freitags, samstags und sonntags von 13 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung. Um Anmeldung unter 0172/2532720 wird gebeten.