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„Neustart“ nach dem LockdownNeue Ausstellung im Kunsthaus Troisdorf eröffnet

Lesezeit 3 Minuten

Stefan Philipps erklärt seine Arbeiten, die mit Rost entstanden sind.

Troisdorf – Einen „Neustart“ legen die vier Kunstschaffenden Stefan Philipps, Rolf Scheider, Rosemarie Stuffer und Margret Schopka in der gleichnamigen Ausstellung aufs Parkett im Kunsthaus Troisdorf. Lange waren sie eingespannt in das Hin und Her von Lockdown, kurzen Öffnungen und neuen Schließungen. Jetzt ist die Ausstellung gehängt, dazu ist ein abrufbarer Film von Georg Divossen entstanden. Doch ein sinnlicher Eindruck und das Verweilen vor den Originalen können natürlich nicht ersetzt werden.

Lange Vorarbeiten

Allen Arbeiten haftet etwas Prozesshaftes an, das sich aus langen Vorarbeiten geformt hat. Durch experimentelle Veränderungen sind die Rostbilder von Stefan Philipps entstanden. Der 1958 in Saarburg geborene Künstler, der heute in Linz am Rhein lebt, betont den Gegensatz von geometrischen Formen und malerischem Zufallsgeschehen. Dieses ergibt sich aus den Rostausblühungen, die er auf Papier überträgt. Geschliffen klare Kuben sind gegen ein malerisches Informel gesetzt, das allein dem Rostvorgang geschuldet ist. So entstehen „blühende Landschaften“ aus Rost, was an den Klimawandel denken lässt.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung „Neustart“ ist bis zum 19. April im Kunsthaus Troisdorf, Mülheimer Straße 23, zu sehen.

Öffnungszeiten: samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr.

Die Ausstellung kann nur nach vorheriger Anmeldung und Terminvereinbarung per E-Mail unter scheider.stuffer@t-online.de oder telefonisch unter 0178-6350949 besucht werden. Für den Besuch ist ein ausgefülltes Kontaktdatenformular erforderlich. Das Formular kann vorher von der Webseite des Kunsthauses heruntergeladen und zu Hause in Ruhe ausgefüllt werden.

www.kunsthaus-troisdorf.de

Mit Blechen vom Schrottplatz arbeitet auch der 1949 in Bergisch Gladbach geborene Rolf Scheider aus Much, der hier zum ersten Mal seine Arbeiten öffentlich ausstellt. Er adelt seine Fundstücke durch Schleifen und Patinieren. Ein kleiner Kubus wirkt wie ein schwerer Basaltstein und ist doch ganz leicht. Von noch leichterer Art ist die Reihe von zwölf kleinen Seiltänzern aus Draht in einem kühnen Drahtseilakt. Sie werfen die Arme und Beine lustvoll in die Höhe oder ducken sich ab bis zum Verdrücken.

Vielseitig arbeitet die 1941 in Berlin geborene Rosemarie Stuffer aus Much in Bildern und Wandobjekten aus Papier oder Draht und in ihren neuesten Radierungen. Zu sehen sind feinste Schraffuren, die Räumliches andeuten und in Spannung zu leichthin gestreuten, flockigen Strichbüschelchen stehen. Titel wie „Traumwunsch“ verweisen auf dieses schwebend nicht Festzulegende, das durch das gesamte Werk zieht.

Neue Sichtweise

Von großer Vielfalt im Umgang mit Naturmaterialien sind die großen Wandstücke der 1943 in Hamburg geborenen Künstlerin Margret Schopka, die heute in Overath lebt. Von weitem erinnern sie an alte Gobelins und Tapisserien, von nahem sind es unzählige Blüten und Blätter, Fototeile, Bildchen und Moose, die sich auf diesen Teppichbodenrückseiten mit herausgezogenen Fäden verbinden. Die Künstlerin, die die Sommer in Island verbringt, arbeitet auch mit Algenfäden, aus denen sie eine kalligrafische Schrift entwickelt hat. Persönlich ist ihre Tagebuchwand mit größeren und winzig kleinen Köpfen, einer aus einer Kastanie geschnitzt.

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Man sieht: All diese Materialien der vier Künstler und Künstlerinnen haben mit einer „Arte Povera“ zu tun, einer Kunst mit einfachen unprätentiösen Mitteln. Allen vieren geht es dabei um eine neue Sicht der alltäglichen Wahrnehmung.