Sein Kunstkonzept „Gestalt-art“ leitet er aus seiner beruflichen Praxis als Gestalttherapeut ab.
Hans-Heinrich DittrichEin Reisender zwischen den Welten stellt im Hennefer Rathaus aus
Hinter jedem Bild steckt mindestens noch ein anderes – diese Weisheit gilt ganz besonders für die Werke von Hans-Heinrich Dittrich, die jetzt in der Galerie im Foyer des Hennefer Rathauses gezeigt werden.
Titel wie „below the surface“, „unpredictable movements“ oder „excitement“ sorgen zwar für Neugier bei den Betrachtern, „nutzen ihnen aber überhaupt nichts“, bekannte der amüsierte Kunstexperte und Filmemacher Georg Divossen bei der Ausstellungseröffnung. Denn das eigentliche Bild entsteht erst im Kopf derjenigen, die es ansehen.
Hans-Heinrich Dittrich, geboren 1955 in Köln, ist Diplom-Psychologe und Gestalttherapeut. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet er als freischaffender Künstler mit Ateliers in Bonn und Uckerath. Für Kunst interessiert er sich seit seiner Kindheit, ausgelöst durch eine Dokumentation über Max Ernst.
Sein eigenes Kunstkonzept „Gestalt-art“ leitet er aus seiner langen beruflichen Praxis als Gestalttherapeut ab. Es steht für den emotionalen Wahrnehmungsprozess des Wechselspiels zwischen dem abgebildeten Objekt und seinem Hintergrund. Es geht also darum, was dieses Wechselspiel bei den Betrachtern auslöst.
Was sich womöglich recht verkopft anhört, funktioniert in der Praxis unkonventionell und überraschend überzeugend. „Die Betrachter entdecken in den Bildern oft ganz andere Dinge als ich und das ist auch gut so“, freut sich der Künstler, „daher ist es wichtig, auch auf die Details zu achten.“
Stilistisch gehören Dittrichs Arbeiten zum Informell, womit sich gleichzeitig zeigt, wie unzureichend solche Kategorien sind. Die gemalten Acryl-Arbeiten, mal gespachtelt, mal gekratzt, setzen gern auf starke Kontraste und wuchtige Farbigkeit, die Herausforderung bleibt stets die abgebildete Gestalt, bestens geeignet, um bei Kunstfreunden mitunter wilde Assoziationsketten loszutreten.
„Früher habe ich intuitiv gearbeitet, heute setze ich mehr auf Skizzen und Entwürfe“, erzählt Dittrich, den auch Materialien wie Bütten- oder Packpapier inspirieren. Spirituell geprägt durch mehrere Asien-Reisen geht der Künstler beim kreativen Prozess voll ins Risiko. Er selbst spricht von „Transbrain“, ein Trance-artiger Zustand, der ihn so völlig in Beschlag nimmt.
Bruchstücke der Träume, Ängste und Sehnsüchte reizen den Maler
„Mit meiner Kunst“, sagt der weitgehend autodidaktisch ausgebildete Dittrich, „möchte ich nicht nur Bilder schaffen, sondern Symbole zum Leben erwecken, die eine imaginäre Kraft entfalten. Ich verstehe mich als Reisender zwischen der äußeren sichtbaren und der inneren verborgenen Welt.“
Ihn reizen die „Bruchstücke der Träume, Ängste und Sehnsüchte“, diese könnten so ans Tageslicht kommen. Man müsse diesen Effekt gar nicht verstehen, sondern nur auf sich wirken lassen. Und das gelingt in dem betonten nüchternen Ambiente des Behördenflurs im Rathaus überraschend gut.
Ungewöhnlich ist auch, dass Dittrich in seinem Atelier einen regelmäßigen „Tag der offenen Türe“ anbietet, bei dem Besucher nicht nur über seine Arbeiten diskutieren, sondern auch eine Partie Billard mit ihm spielen können.
Die Ausstellung „Vom Wesen der Gestalt“ ist bis zum 23. Februar während der Öffnungszeiten des Hennefer Rathauses, Frankfurter Straße 97, zu sehen. Das ist Montag bis Mittwoch von 8 Uhr bis Uhr, Donnerstag von 8 bis 17.30 Uhr sowie Freitag von 8 bis 12 Uhr.