„Die schlechteste Lösung“Anwohner kritisieren Pläne für den Kita-Ausbau in Hennef
Hennef-Dambroich – Quer durchs Dorf muss man fahren, um zum Domizil der „Fledermäuse“ zu kommen. Die vorgesehene Verdopplung der städtischen Kita von zwei auf vier Gruppen wird mehr Autoverkehr auf den engen Straßen nach sich ziehen. Aber nicht nur deshalb rumort es in Dambroich.
Alteingesessene wie die ehemaligen Vorsitzenden des örtlichen Bürgervereins, Rudi Kaufmann, Dieter Grundei, Rüdiger Annecke und Hermann Wigger, versuchen, den Ausbauplan, der heute dem Bauausschuss zur Abstimmung vorliegt, abzuwenden.
Bedarf an mehr Kindergartenplätzen ist unstrittig
Dass mehr Kindergartenplätze benötigt werden, zweifelt niemand an. „Wir wissen, dass die Stadt unter Druck steht, aber das ist die schlechteste Lösung“, sagt Grundei mit Blick auf die Fläche, die überbaut werden soll. An der südwestlichen Ecke des Kita-Gebäudes will die Stadt einen zweigeschossigen Anbau errichten. Ein Teil des dortigen Spielplatzes und eine alte kanadische Eiche – Grundei hat 2,45 Meter Stammumfang gemessen – müssten weichen.
Die Dambroicher befürchten außerdem negative Folgen für die Traditionsveranstaltungen auf ihrem unmittelbar angrenzenden Festplatz. Dort wird viermal im Jahr ein 150 Quadratmeter großes Zelt aufgestellt, dazu Bierpilz, Grillpfanne und Wurstbude oder auch mal Cocktailbar und Hüpfburg.
1969 wurde der Dambroicher Kindergarten in der alten Volksschule eröffnet, später folgten Anbauten, 2008 der Wechsel aus kirchlicher in städtische Trägerschaft. Der Stadt gehört auch der öffentliche Spielplatz und der Festplatz.
Mit dem Bürgerverein Dambroich wurde 1998 ein langfristiger Pachtvertrag über die Nutzung eines vom Verein an der Kita angebauten Gemeinschaftsraums nebst Küche und Toiletten geschlossen.
In der Obergemeinde mit den Orten Dambroich, Rott, Söven und Westerhausen gibt es keine weitere Kita. Geplant ist eine Erweiterung von zwei auf vier Gruppen, zwölf neue Plätze für Unter- und 28 Plätze für Über-Dreijährige entstehen. Die Baukosten sind mit 1,9 Millionen Euro kalkuliert, Baubeginn soll im September sein. Ein weiterer Ausbau ist an der Uckerather Kita „Wolkenburg“ (eine Gruppe/790.000 Euro) geplant. (kh)
Weil der Kita-Bauplan einen Fluchtweg in Richtung Festplatz vorsehe, fragen sich Kaufmann und Grundei, ob es dann überhaupt noch möglich sei, Zelt und Buden aufzubauen. „Wie viele Quadratmeter müssen für eine Notfallevakuierung des Kindergartens frei gehalten werden? Sind die Vorstände von Bürgerverein und Junggesellenverein auch privatrechtlich möglicherweise haftbar?“
Mit diesen und weiteren Fragen haben sie sich an den Bürgermeister gewandt. Heftig kritisieren Kaufmann und Grundei die Stadtverwaltung dafür, dass die Erweiterungspläne erst sehr spät öffentlich gemacht worden seien. Annecke merkt an, dass die Stadt den Bürgerverein als Pächter des mit Eigenleistung und Spenden gebauten Bürgertreffs im Kita-Gebäude hätte einbinden müssen.
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Nicht zuletzt erinnern die Protestierenden an ein Papier aus dem Rathaus, das dem Jugendhilfeausschuss im November 2019 vorlag. Darin ist von einem Kita-Anbau an der östlichen Seite – statt jetzt südwestlich – die Rede. „Der öffentliche Spielplatz bleibt vollständig erhalten“, hieß es damals.
Alteingesessene plädieren für anderen Standort
Grundsätzlich plädieren die Beschwerdeführer dafür, eine neue Kita in einer anderen Ortschaft der Hennefer Obergemeinde, etwa in Söven neben dem Sportplatz oder der geplanten Feuerwache, zu bauen. Nach einer Erweiterung in Dambroich kämen 80 Prozent der zu betreuenden Kinder von außerhalb, hat Kaufmann ausgerechnet und dass der Bring- und Abholverkehr eine CO2-Mehrbelastung von mindestens 30 Tonnen jährlich verursache.
Kaufmann, der ehedem für die CDU und später für die Unabhängigen im Stadtrat saß, hat die Fraktionen angeschrieben. Aus der Politik sei ihm signalisiert worden, dass die Planung nun schon zu weit fortgeschritten sei, als dass man noch aus der Erweiterungslösung in Dambroich aussteigen könne.
Letzte Hoffnung setzen Kaufmann und Grundei auf einen Kompromiss: Sie schlagen vor, den Anbau auf der Ostseite des Kita-Geländes zu platzieren. Die dort wegfallende Spielfläche ließe sich auf der Südseite durch Versetzung des Zauns am öffentlichen Spielplatz ausgleichen.