Bei den kleinen Fahrzeugen, die aus 3D-Druckern kommen, laufen die Bereiche Mathematik, Information, Naturwissenschaft und Technik zusammen.
K.-o.-RennenBei Stem-Racing-Meisterschaft in Hennef fuhren gedruckte Wagen um die Wette

Blitzschnell sausen beim Stem-Racing die kleinen Boliden am Publikum vorbei.
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Nur etwas mehr als eine Sekunde dauert es, bis die kleinen Rennwagen die Strecke von 20 Metern zurückgelegt haben. Wenn die roten Startleuchten erlöschen, zischt es laut, und die mit Gaspatronen angetriebenen Boliden rasen mit einem Affenzahn am Publikum vorbei. Volle Konzentration ist bei den Startern gefragt, die den Druckknopf für die Gaspatronen in der Hand halten. Hier kommt es auf eine kurze Reaktionszeit an, die Teams lösen den Gasantrieb nämlich selbst aus.
Es ist das spannende Finale der Regionalmeisterschaft West im Stem-Racing, bei dem sich im Hennfer Gymnasium 19 Schülerteams aus Nordrhein-Westfalen und Hessen im Knock-Out-Prinzip duellieren. Stem ist die englische Übersetzung für Mint. Diese Abkürzung fasst die Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zusammen.
Und tatsächlich braucht es von allem etwas, um bei dem Wettbewerb eine Chance zu haben. Die kleinen Fahrzeuge werden aus dem 3D-Drucker hergestellt. So oft, bis die Kombination aus Optimalgewicht und windschnittiger Form erreicht ist. Unterstützung gibt es von den Schulen kaum, es wird auf Eigenverantwortung gesetzt.
Hennef: Fahrzeuge aus 3D-Druckern liefern sich ein Wettrennen
So müssen sich die Teams schon früh um Sponsoren kümmern, denn das Projekt zahlt sich nicht von allein. „Ich krieg’ natürlich keine Sponsoren, wenn ich da nicht mal anrufe“, betont Alexander Uelhoff, ICC von Stem-Racing Germany. Vier Teams kommen direkt vom Hennefer Gymnasium, darunter die „Roadrunner“. Den Namen für ihr Team haben sie vom schnellsten Vogel der Welt übernommen.
Es scheint etwas gebracht zu haben, immerhin kommen die „Roadrunner“ bis ins Halbfinale. Ihr Teamwagen musste viele Generationen durchlaufen. Am Anfang war es noch die ergonomische Pfeilform, doch der finale Bolide ist nun vorn breiter als hinten. Die sogenannte Tropfenform sei in den Tests schneller gewesen.
Stem-Racing-Finale vereint verschiedene Disziplinen
Nun gilt es, ins Finale zu kommen, am Drücker steht Mailin Kuttenkeuler. Die 15-Jährige hat im Team die beste Reaktionszeit und ist für einen sauberen Start verantwortlich. Leider reicht es nicht gegen Team „Sonic“. Die Gegner kommen aber auch vom Hennefer Gymnasium. „Jetzt müssen die für uns gewinnen“, stellt „Roadrunner“ Zoe Stolz fest. Auch ihr Teamkollege Paul Gebauer ist zufrieden: „Dass wir gegen ein leichteres Auto so gut abschneiden, ist wirklich stark!“ Das „Roadrunner“-Fahrzeug wiegt 58 Gramm, minimal zugelassen sind 55 Gramm.
Die Mitschüler bei Team Sonic müssen sich im Finale dem Team „aiXplosion“ aus Aachen geschlagen geben. Die Stadt wird auf Französisch „Aix-la-chapelle“ genannt, daher die Schreibweise des Teamnamens. Der Schlüssel zum Erfolg seien die besonders glatte Oberfläche der Reifen und das leichtgängige Kugellager gewesen. Diese Bauteile haben sie ihrem Sponsor, der FH Aachen, zu verdanken.
Nach einem langen Tag am städtischen Gymnasium Hennef steht dann die Siegerehrung an. Die Schüler sind gespannt, mit welcher Platzierung die monatelange Arbeit belohnt wird. Den ersten Platz macht das Hennefer Team „Saturn“, die Freude der Mitschüler ist groß.
Sehr viele Nächte an Arbeit seien dafür nötig gewesen, erzählt Jakob Bleifeld. „Man braucht auch viel Vertrauen untereinander“, ergänzt Teamkollegin Katharina Henkel. Dritte im Bunde ist Finja Rahm. Der Sieg der Regionalmeisterschaft qualifiziert das Team für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Mai in Neuburg an der Donau bei Ingolstadt.
Bis dahin ist noch viel zu tun. Das Fahrzeug muss neu konstruiert, ein Messestand erstellt und das Marketingkonzept überarbeitet werden. „Aber erst einmal ist eine Woche Pause“, sagt Jakob.