Das Projekt „Jump-In“ möchte Unternehmen aus Rhein-Sieg und Bonn mit zukünftigen Praktikanten und Azubis zusammenbringen.
Schülerprojekt bei SteimelSo kämpft Hennefer Maschinenfabrik gegen den Fachkräftemangel
![Sieben Jungen stehen in einer Fabrikhalle, ein Mitarbeiter hockt gestikulierend vor ihnen.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/9e2f1a14-321a-4ff0-a3a5-11fa629907ea.jpeg?q=75&q=70&rect=0,336,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=83ab2f472a5a25547a656c38b3393d8d)
Marco Thelen und Dennis Koch von Steimel erklären Achtklässlern der Gesamtschule Hennef West ihre tägliche Arbeit.
Copyright: Lilian von Storch
Der Betrieb in der Hennefer Maschinenfabrik Steimel lief fast normal - das Klirren und Klopfen von Förderungsanlagen und Pumpen war zu hören, es roch nach Rostschutzmittel und Öl. An diesem Tag bewegten sich dazwischen immer wieder Kleingruppen von Schülerinnen und Schülern.
In dem Projekt „Jump-In“ können sie mehr über Berufe erfahren, die sie später vielleicht selbst ausüben wollen. Mitarbeiter zeigten den Jugendlichen, was genau wo passiert - unter ihrer Anleitung durften sie manchmal auch selbst mitschrauben.
18 Unternehmen aus der Region wollen durch „Jump-In“ potenzielle Azubis gewinnen
„Ich finde es relativ cool. Solche Einblicke in einen Job bekommt man echt selten“, sagte der 14-jährige Elias. Er spielt mit dem Gedanken, später Mechatroniker zu werden, und kann sich gut vorstellen, bei Steimel sein nächstes Praktikum zu machen. Seinem Mitschüler Xavier (15) geht es da ähnlich: „Später mit Maschinerie zu arbeiten wäre wirklich toll.“
![Ein Junge schraubt an einer Metallbox, ein Mitarbeiter leitet ihn an, seine Mitschüler schauen ihm zu.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/2b80fa59-34e8-476b-bca2-fac6aa825690.jpeg?q=75&q=70&rect=0,308,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=67f4022a590018468dd87b4cc2e92f61)
Der 14-Jährige Elias nimmt selbst eine kleine Montage vor.
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Beide besuchen die Gesamtschule Hennef West. Aus jeder Klasse der Jahrgangsstufe acht konnten zwei Schüler bei dem Projekt „Jump-in“ mitmachen und die Maschinenfabrik besuchen, wie die Lehrerin und Berufskoordinatorin Kirsten Woitzik erläuterte. Dafür mussten sie sich vorher bewerben, was eine wichtige Übung für die Schüler sei. „Wir fangen schon in der fünften Klasse mit Praktika an, um den Kindern so früh wie möglich zu zeigen, welche Möglichkeiten sie haben“, sagte Woitzik.
Ein Ziel, das auch das von der Kreiswirtschaftsförderung unterstützte Projekt „Jump-in“ verfolgt. Insgesamt 18 Unternehmen aus der Region Bonn und Rhein-Sieg öffneten am 5. Februar ihre Türen für Schülerinnen und Schüler von mehr als 20 Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Hintergrund ist der auch im Rhein-Sieg-Kreis herrschende Fachkräftemangel.
Landrat Sebastian Schuster: Zahl der Auszubildenden in Rhein-Sieg geht drastisch zurück
„Die Gesamtzahl der Auszubildenden hat sich von 2019 auf 2023 um rund zwölf Prozent verringert“, sagte Landrat Sebastian Schuster, der die Schülerinnen und Schüler bei Steimel begrüßte. Im Industriesektor sei der Rückgang sogar noch drastischer: rund 22 Prozent.
„Mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat des Rhein-Sieg-Kreises“, betonte Schuster, „Deswegen unterstützen wir diese Unternehmen auch im Bereich der Ausbildung und wollen dazu beitragen, leer gebliebene Plätze zu besetzen.“
![Ein Junge steht neben einem Tisch voller Werkzeug und schaut sich die einzelnen Gegenstände an.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/1248cd4e-3ef2-4e36-bfdf-b36d11ebf49c.jpeg?q=75&q=70&rect=536,432,3464,2112&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=0e0bddf23b7f7a8fc533deb4cbbf79ec)
„Jump-In“ soll den Schülern ermöglichen, industrielle Berufe möglichst praxisnah kennenzulernen.
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Auch wenn es vielen Unternehmen im Kreis durch die aktuelle Wirtschaftskrise schlechter gehe als sonst, schrieben diese nicht weniger Ausbildungsplätze aus, berichtete Regina Rosenstock, die das Referat Wirtschaftsförderung und strategische Kreisentwicklung in der Kreisverwaltung leitet. „Viele Betriebe haben aus der Vergangenheit gelernt: Wenn sie einmal anfangen, nicht einzustellen, ist es viel schwieriger, wieder Fachkräfte an den Markt zu bekommen.“
Früher hatte man für fünf Ausbildungsplätze dutzende Bewerbungen - heute ist man froh, wenn man diese fünf Stellen irgendwie mit geeigneten Leuten vollkriegt.
Fachkräfte für die Zukunft zu sichern, gestaltet sich für Unternehmen wie Steimel jedoch zunehmend schwierig. „Früher hatte man für fünf Ausbildungsplätze Dutzende Bewerbungen - heute ist man froh, wenn man diese fünf Stellen irgendwie mit geeigneten Leuten vollkriegt“, sagte Geschäftsführer Justus Volhard.
Außerdem brächen viel mehr junge Menschen ihre Ausbildung vorzeitig ab, so Volhard: „Das haben auch andere Arbeitgeber festgestellt, mit denen wir im Austausch stehen. Und das ist tatsächlich die Generation Jugendlicher, die voll von Corona getroffen wurde.“
![Ein Mitarbeiter gestikuliert, während er den neben sich stehenden Jungen etwas erklärt.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/2b17b913-2ac1-4d24-aba6-98fa3ac59450.jpeg?q=75&q=70&rect=0,269,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=9376c6be0ee2b87014bc66f417822169)
Wie viele Unternehmen der Region hat auch Steimel Probleme, Nachwuchs zu finden. Dennis Koch (Vorarbeiter im Bereich Montage) möchte die jungen Leute von seinem Beruf überzeugen.
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Steimel bildet primär Industrie- und Zerspanungsmechaniker, immer wieder auch Betriebselektriker und Industriekaufleute aus. „Im Idealfall machen unsere Auszubildenden vorher schon ein Praktikum bei uns“, sagt Volhard, „aber auch da waren Abbrecher dabei.“
Als Arbeitgeber müsse man zunehmend mehr Engagement zeigen, um Nachwuchs zu gewinnen, erklärte Volhard. Steimel sei in diesem Jahr zum dritten mal bei „Jump-In“ dabei. Ob es bereits Auszubildende oder Praktikanten gebe, die durch das Projekt zu Steimel gekommen seien, könne er nicht mit Sicherheit sagen.
Insgesamt sei das Projekt „Jump-In“ in den vergangenen Jahren erfolgreich darin gewesen, Schülerinnen und Schüler mit Unternehmen aus der Region zusammenzubringen, sagte Regina Rosenstock. Auch vonseiten der Schulen steige das Interesse.
![Zwei Jungen sind von hinten zu sehen, wie sie in das Lager einer Maschinenfabrik schauen.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/c2b12b43-f623-464b-99eb-aeb789fd60e3.jpeg?q=75&q=70&rect=0,361,3689,2075&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=d8469046f5a44f95272a42b582016d7f)
Vor allem Jungen haben sich beworben, um bei „Jump-In“ in Industrieberufe reinzuschnuppern.
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„Meiner Erfahrung nach schauen Jugendliche zu wenig darauf, was sie in einem Beruf später verdienen“, mutmaßte Justus Volhard, „Industrieberufe werden aber deutlich besser bezahlt als viele der bekannten Handwerksberufe. Man verdient auch oft besser als mit einem Studienabschluss.“
Er würde auch gern mehr Frauen einstellen, könne aber fast immer nur männliche Auszubildende gewinnen. Auch die Jugendlichen, die an diesem Tag anwesend waren, waren fast ausschließlich Jungen. „Mein Eindruck ist, dass der Gender-Pay-Gap vor allem so entsteht: Weil viele Frauen weniger gut bezahlte Berufe wählen.“ Dies sei schon in jungem Alter erkennbar.