Warnung vor „Corona-Welpen“Hennefer Hundetrainerin darf derzeit nicht arbeiten
Hennef – Wächst wegen Corona in Deutschland eine ganze Generation von ungezogenen oder gar verhaltensauffälligen Hunden heran? Auszuschließen sei das nicht, meint die Hundeverhaltenstrainerin und Tierpsychologin Meike Fröhlingsdorf aus Hennef. „Während der ersten Corona-Krise im Frühling haben sich viele Menschen Hunde angeschafft als Ablenkung von der Isolation und als nette Ergänzung zum Homeoffice.
Wir nennen diese Tiere »Corona-Welpen«“, sagt sie. Diese jungen Hunde hätten in den vergangenen Wochen und Monaten in Hundeschulen den Umgang mit ihren Besitzern und mit ihren Artgenossen lernen können und sollen. Doch nach den Corona-Vorgaben der Landesregierung müssen Hundeschulen seit Anfang November geschlossen bleiben.
Regelungen in Kommunen unterschiedlich
Die Regelung wurde im Rhein-Sieg-Kreis je nach Kommune allerdings anfangs unterschiedlich ausgelegt. Während Hundetrainer in Troisdorf noch bis zum 1. Dezember ohne nennenswerte Auflagen ihre Kurse durchführen konnten, musste Meike Fröhlingsdorf bereits Wochen zuvor auf Anweisung des Hennefer Ordnungsamts die Übungsstunden einstellen. Hintergrund ist, dass einige Kommunen Hundeschulen als nicht mehr zulässige außerschulische Bildungsangebote einordneten, andere wiederum als Dienstleister, die zumindest vorläufig weiter arbeiten konnten.
Die Unternehmerin Fröhlingsdorf ärgert das: „Ich halte das für Wettbewerbsverzerrung. Potenzielle Kunden sind natürlich zu den Anbietern in der Region gewechselt, die noch arbeiten durften, oder gleich ins nahe Rheinland-Pfalz gefahren, wo es noch keine Auflagen für Hundeschulen gab.“ Gleichzeitig häuften sich die Anfragen von frisch gebackenen Hundebesitzern, die händeringend Unterstützung bei der Eingewöhnung der neuen Familienmitglieder mit Fell und Schnauze suchten.
Eine absehbare Entwicklung
Das sei eine absehbare Entwicklung gewesen, findet Fröhlingsdorf, die seit 18 Jahren hauptberuflich Hunde und ihre Besitzer anleitet. „Die meisten dieser Menschen hatten noch nie mit Hunden zu tun und sind vollkommen unerfahren.“ Gerade in der Welpenzeit bräuchten viele Hund-Mensch-Teams intensive Betreuung, um die Tiere angemessen zu erziehen. „Den Besuch einer Welpenschule kann man nicht um ein paar Monate verschieben, denn irgendwann sind die Hunde nun mal ausgewachsen.“ Die erste Corona-Welle habe bereits viele Hunde mit problematischem Verhalten hervorgebracht.
Aus Fröhlingsdorfs Sicht sprechen Infektionsschutzgründe nicht gegen Hundetraining. „Es findet im kleinen Gruppen unter freiem Himmel statt. Zwischen den Teilnehmern sind mindestens acht bis zehn Meter Abstand.“ Das sei sogar Teil des pädagogischen Konzepts. Denn nur mit genügend großem Abstand zu den anderen Teilnehmern kämen junge, nervöse Hunde zur Ruhe.
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Mit der erneuten Verschärfung der Corona-Auflagen sind nun alle Hundeschulen im Kreis stillgelegt. Das ist für Meike Fröhlingsdorf und ihre Kollegen nicht nur ein wirtschaftliches Problem. „Hunde sind Teil unserer Gesellschaft. Als Hundetrainer tragen wir dazu bei, dass es weniger Konflikte zwischen Menschen und Tieren gibt. Im Grunde sind wir systemrelevant“, gibt sie zu bedenken.