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Rhein-Sieg-KreisErste Herdenschutzhunde im Einsatz gegen Wölfe

Lesezeit 3 Minuten

Seit Sonntag sind die Hündinnen da und haben schon viel Zutrauen zu ihrem neuen Herrchen Simon Darscheid gefasst.

Hennef – Jetzt sind sie da: die ersten mit Fördermitteln des Landes angeschafften Herdenschutzhunde im Rhein-Sieg-Kreis. Eine kleine Sensation, die einen Besuch der Reporterin an der Schafwiese fordert. Aber wo sind sie denn? Schafe, wohin das Auge reicht. Weiße, wollige. Braune, wollige. Weiße, wollige, die in Grüppchen das karge Wintergras mümmeln. Braune, wollige, die am Heuballen zupfen. Weiße, wollige, die es sich auf dem Ballen bequem gemacht haben. Und die anfangen zu wedeln, als sich Schäfer Simon Darscheid der Weide bei Söven nähert. Moment mal. Wedeln?

Das sind sie also, die Pyrenäenberghunde aus Brandenburg, die Schafe vor dem Wolf beschützen sollen. Flauschig sehen sie aus und nett, mit ihren braunen Knopfaugen. Sie schmiegen sich an ihr neues Herrchen, wollen gekrault werden. Doch der kuschelige Eindruck täuscht. „Ich bin der oberste Ansprechpartner“, sagt Darscheid, der zwei Schulungen absolvierte, um die begehrten Hunde übernehmen zu dürfen. „Andere dürfen nicht so nah an die Schafe.“

Wesenstest

Die Hunde werden erst nach einer Eliteprüfung abgegeben, bei der sie einen Wesenstest bestehen müssen. Sie leben Tag und Nacht mit den ihnen anvertrauten Schafen, eine Hundehütte brauchen sie nicht. Sie seien ein guter Schutz, aber nicht für jeden Schäfer geeignet. Zur Pflicht sollten sie deshalb nicht werden, sagt Ortrun Humpert, Vorsitzende des Schafzuchtverbandes NRW.

Freunde der Schafe

Denn die Loyalität von Herdenschutzhunden liegt ganz klar bei den Schafen. Als Welpen wachsen sie in der Herde auf, sie leben Tag und Nacht mit ihr. Nähern sich Fremde, wird das Revier mit lautem Bellen verteidigt. Dringt ein anderes Tier in die Weide ein, kennen die 50-Kilo-Kolosse kein Erbarmen. „Eine von den Hündinnen hat, kurz bevor sie zu mir kam, auf der Weide noch ein Wildschwein erlegt“, erzählt Darscheid.

Auch wenn die Hunde dazu da sind, seine 125 Schafe vor Wölfen zu schützen – sie machen keinen Unterschied zu anderen potenziellen Fressfeinden wie Füchsen oder Krähen. „Die kriegen die auch“, sagt der Schäfer, und ist darüber nicht unglücklich: „Krähen hacken den neu geborenen Lämmern gerne die Augen aus.“ Aber auch andere Hunde würden als Gefahr gesehen und im Zweifelsfall angegriffen. Deshalb hat er rund um seine Weiden Schilder aufgestellt, die Spaziergängern das richtige Verhalten nahelegen: nicht zu nah an den Zaun gehen, Hunde anleinen.

Schutz vor Wölfen

Seit Hennef zum Wolfverdachtsgebiet wurde, habe er sich zum Schutz seiner Milchschafe Herdenschutzhunde anschaffen wollen, erzählt der Bezirksvorsitzende des Schafzuchtverbandes NRW für das Bergische Land. Als durch den Nachweis des Leuscheider Rudel die Hochstufung zum Wolfsgebiet kam, konnte er den Förderantrag für die beiden Hunde stellen, die zusammen rund 14 000 Euro gekostet haben.

Nicht nur Leckerli, auch Schutz brauchen die Schafe auf der Weide.

Beste Freunde: Schafe und ihr Schutzhund.

Ein erster Anlauf im Sommer scheiterte an der Zahl seiner Schafe: Mindestens 100 Tiere muss ein Schäfer haben, um den Schutzhund gefördert zu bekommen. Weil aber Lämmer nicht mitgezählt werden, kam er nur knapp darunter .

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Am Sonntag war es aber endlich soweit: Die zwei und drei Jahre alten Hündinnen wurden vom Züchter gebracht und in die Herde integriert. „Die Schafe hatten Panik. Aber die Hunde haben das sehr gut gemacht. Sie wissen, dass ihr Maul furchteinflößend wirkt, haben den Kopf weggedreht und sich vorsichtig rückwärts genähert“, erzählt Darscheid. „Jetzt leben sie schon mittendrin.“ Das bleibe so, auch wenn die Hunde irgendwann zu alt für ihren Job auf der Weide seien. „Dann leben sie im Stall mit den Böckchen.“