Architekt spendet DrohneHennefer Kitzretter bewahren zahllose Tiere vor einem qualvollen Tod

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Ein Drohnenpilot zeigt vier anderen Männern, darunter rechts Spender Peter Blödorn, die Möglichkeit der Drohne.

Der Hegering Hennef hat vom Architekten Peter Blödorn eine Drohne gespendet bekommen - für die Kitzrettung. V.l.: Torsten Lassen, Jan Wolff (Kitzrettung_Blankenberg), Drohnenbeautragter Dirk Dürbusch, Hegering-Vorsitzender Stefan Walterscheid, Spender Peter Blödorn.

Die diesjährige Saison war für die Kitzretter erfolgreich. Dutzende Tiere konnten rechtzeitig aufgespürt und gerettet werden.

Peter Blödorn, Hennefer Architekt im Ruhestand, hat nicht lange gezögert, als ihm der Vorsitzende des Hegerings Hennef die Idee einer Drohne für die Kitzrettung vortrug. Schnell war er überzeugt, dass die 6875 Euro gut investiertes Geld sind. Er war durch einen Zeitungsartikel darauf gekommen und hatte sich an die Jäger gewandt.

Die kitzrettung_blankenberg hat zahllose Kitze vor dem Tod bewahrt

Torsten Lassen, mit Revier in Stadt Blankenberg, war bei dem Gespräch dabei, seit gut fünf Jahren ist er mit Jan Wolff als kitzrettung_blankenberg schon unterwegs und hat mit seiner Drohne schon zahllose Kitze vor den großen Maschinen, die sie töten oder schwer verletzten, gerettet.

Eine Drohne schwebt gut einen Meter über dem Boden auf den Betrachter zu.

In dem Fluggerät sind eine Kamera mit 56-fachem Zoom sowie eine Wärmebildkamera eingebaut.

„Ich spende euch das Ding“, war Blödorns simple Antwort. Das Ding ist ein ganzes Paket, zu dem Garantie, Wartung, Überholung, fünf Akkus und umfangreiche Schulungen gehören. Fünf Piloten hat der Hegering bis zum  Drohnenführerschein ausbilden lassen, vier davon sind derzeit aktiv in der Kitzsaison. „Copterpro“ ist der Anbieter. 

Wenn irgend was ist, ruft, hieß es von dort. Es gab einige Anfangsprobleme, gestand Dirk Dürbusch, Vizevorsitzender und Drohnenbeauftragter. Das mit dem Anrufen funktionierte, er holte sich zahllose Tipps und Tricks ab. 

Alle Landwirte wollen bei gutem Wetter gleichzeitig raus

Lassen kam als Berater hinzu, er konnte Empfehlungen geben, was anzuschaffen wirklich Sinn macht, wie viele Akkus vernünftig sind. Die Herausforderung nämlich ist, dass alle Landwirte gleichzeitig bei gutem Wetter mähen vollen. In diesem Jahr zum Beispiel hatte es lange geregnet, an dem gefühlt einem guten Tag wollten sie alle gleichzeitig raus.

Das ist ein Wunderwerk der Technik.
Dirk Dürbusch, Drohnenbeauftragter des Hegerings Hennef

„Die Landwirte und Pächter lassen sich nicht lumpen“, lobte Dürbusch. Sie tragen ihren Teil zum Unterhalt der durchaus pflegeintensiven Fluggeräte bei. 700 bis 800 Euro, schätzt Dürbusch, sind das jährlich. Zuletzt hatte er sogar eine Anfrage aus Au an der Sieg. Die konnte er allerdings nicht befriedigen.

„Das ist ein Wunderwerk der Technik“, begeistert sich Dürbusch. Auf dem Bildschirm der Fernsteuerung seiner DJI Mavic 3T kann er zum Beispiel Punkte rund um ein abzusuchendes Feld eingeben, der Rechner ermittelt die optimale Flugroute. Aus 80 Metern Flughöhe kann die Kamera sowohl den Überblick behalten, wie mit bis zu 56-fachem Zoom bildschirmfüllend an Kitze im Gras heranfahren.

Ein Drohnenpilot hält eine Fernbedienung in der Hand.

Über die Fernbedienung kann die Drohne sowohl programmiert als auch von Hand gesteuert werden.

Parallel dazu gibt es eine Wärmebildkamera, die die Tier gegenüber dem kühleren Boden klar anzeigt. Sie kann bis zu 28-fach zoomen, sinnvoll ist aber vierfach.  Selbst aus der vermeintlich großen Höhe lassen sich mit einem Blick die Verdachtspunkte schnell ausmachen. Mit dem optischen Zoom können die Kitze herangezogen und die Retter zu Fuß herangeführt werden.

In dieser Saison ist kein Kitz ausgemäht worden

Die diesjährige Saison war für die Kitzretter erfolgreich. „Alles was wir abgesucht haben, blieb folgenlos. Kein Kitz ist ausgemäht worden“, erklärte Dürbusch nicht ohne Stolz. Gut 35 hat er mit seinen Leuten gerettet, Lassen und Wolff kamen auf 33, an einem Tag sogar mal auf elf.  Besonderheit war in diesem Jahr zudem das Wetter. Vor dem 1. Mai, dem Beginn der eigentlichen Kitzsaison, wurde zwar Silogras gemacht. 

Da war aber noch kein Nachwuchs unterwegs. Anschließend gab es viele, viele Regentage. In dieser Zeit haben die Kitze Kraft gesammelt und schon einen Fluchtinstinkt entwickelt. Seit drei Wochen hat Dürbusch schon keines mehr im Gras liegend entdeckt. Inzwischen hat er seinen VW Bus zur Drohnenstation ausgebaut und mit einem großen Bildschirm ausgestattet, der die Auswertung vereinfacht.

Er berichtete auch von den Kinderkrankheiten. So hat er sich als Schutz gegen Sonneneinstrahlung mal mit einer Fleece-Decke geschützt. Die aber sorgte für elektrostatische Aufladung, der Touchscreen der Fernbedienung machte sich selbstständig. Inzwischen hat er sich in die Tiefe der Programme eingearbeitet, fliegt das Gerät oft händisch. Da die Felder oft in der Nähe der An- und Abflugzonen des Flughafens liegen, meldet er sich regelmäßig beim Tower für die Kitzrettung, die bis etwa Mitte Juli läuft, an.