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Baggern in der RuineStadt Hennef rettet Mauern der alten Synagoge vor dem Einsturz

Lesezeit 2 Minuten
Im Vordergrund steht ein Bauzaun. Dahinter ist die halbrunde Apsis der zerstörten Synagoge zu sehen. Die Bruchsteinmauern sind durch Stützen gesichert.

Mit Stützen sind die Apsis der zerstörten Synagoge und die Mauern daneben zurzeit gesichert.

Die Mauern der alten Synagoge in Hennef drohen umzufallen. Jetzt wird Erdreich abgebaggert, um die Ruine von innen mit Beton zu sichern.

Sabri Dragusha ist an historischer Stätte im Einsatz. Der Garten- und Landschaftsbau-Unternehmer aus Uckerath muss auf engstem Raum arbeiten. Mit einem kleinen Bagger trägt er Schaufel für Schaufel 300 Kubikmeter Erdreich aus der Synagogen-Ruine in Geistingen ab. Nötig ist dies zur Rettung der Grundmauern vor dem Umstürzen.

Stadtsprecher Dominique Müller-Grote erklärt den Hintergrund: „Das Erdreich, mit dem die Ruine und der alte Keller aufgefüllt wurde, drückt die Mauern nach außen. Dies führt insbesondere an der zur Sövener Straße gelegenen Apsis und den dortigen Mauerabschnitten zu Problemen, da dort kein Gegendruck durch Erdreich von Nachbargrundstücken erzeugt wird.“

Ein Mann steht neben einem kleinen Bagger, mit der er Erdreich aus der Synagogen-Ruine abträgt.

Arbeiten auf engem Raum: Mit einem kleinen Bagger trägt Sabri Dragusha das Erdreich aus der Ruine ab.

Die Stadt hat die 350.000 Euro kostende Maßnahme an der Gedenkstätte mit dem Denkmalschutz abgestimmt, das Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitales des Landes Nordrhein-Westfalen gewährt Fördermittel.

Auf der Krone einer Bruchsteinmauer der Synagoge stehen eine Laterne mit roter Grabkerzen, daneben befinden sich abgelegte Kieselsteine.

Auf der Mauerkrone vor der Apsis befinden sich die Laterne und die von Besuchern abgelegten Steine.

Dragusha bringt den Aushub mit einem kleinen Lastwagen zur Bodendeponie nach Niederpleis. Wenn er das Erdreich bis zur notwendigen Sanierungstiefe abgetragen hat, kann die Hennefer Bauunternehmung Hildebrandt loslegen. Die derzeit an der Außenseite abgestützten Mauern werden dann von innen mit Beton gesichert. „Anschließend wird der Raum wieder aufgefüllt und neu bepflanzt, so dass das alte Bodenniveau wieder erreicht wird“, berichtet Müller-Grote.

Synagoge in Hennef-Geistingen wurde erst am Tag nach der Pogromnacht zerstört

Außerdem lässt die Stadt die Bruchsteinmauern reinigen und schadhafte Fugen ausbessern. Vorgesehen ist ferner, das Geländer zur Apsis und die Infotafel zu erneuern und einen Chanukka-Leuchter zu installieren.

Noch in diesem Jahr soll die Maßnahme zum größten Teil abgeschlossen werden. Am 9. und 10. November ruhen die Arbeiten, damit der „Gang des Gedenkens“ ungestört stattfinden kann.

Die 1862 in Geistingen errichtete jüdische Synagoge ist am 10. November 1938, am Tag nach der Reichspogromnacht, in Brand gesteckt worden. 1994 hat die Stadt Hennef das Grundstück erworben. Seit April 1995 ist die Ruine ein eingetragenes Denkmal. Dort findet jedes Jahr am 10. November das Gedenken an die ermordeten Hennefer Jüdinnen und Juden mit einem Gebet seinen Abschluss.