Touch-Tomorrow-TruckHennefer Schüler reparieren virtuelle Süßwarenfabrik
Hennef – Levin Steimel und Philip Kremer bewegen sich in einer anderen Welt, dort haben sie eine Aufgabe. Sie sollen die Mogul-Gießanlage einer Süßwarenfabrik reparieren. Die beiden Achtklässler der Gesamtschule Meiersheide tragen Virtual-Reality-Brillen, die sie in die Fabrik versetzen. „Nicht schwierig, aber schön“ sei das Arbeiten im virtuellen Raum. Mit einer Art Fernbedienung in der Hand montieren sie Ersatzteile, was für die aus der realen Welt Zuschauenden ziemlich komisch aussieht. Die reale Umgebung ist der „Touch Tomorrow“-Truck der Dr.-Hans-Riegel-Stiftung.
Das ganze Jahr ausgebucht
Für das Jahr 2022 ist der „Touch Tomorrow“-Truck bereits ausgebucht. Mit dem Truck führt die Dr.-Hans-Riegel-Stiftung das Vermächtnis des ehemaligen, 2013 gestorbenen Haribo-Mitinhabers fort, junge Menschen bei der Zukunftsgestaltung zu fördern.
Der Sattelschlepper mit 22 Tonnen Gesamtgewicht (maximal 32 Tonnen mit Besuchern) und einer Länge von 18 Metern einschließlich Behindertenlift am Heck hat eine imposante Erscheinung. Mit Seitenausschub und Treppe ergibt sich eine Breite von 5,40 Metern.
Der Clou ist ein ausfahrbares Obergeschoss; der Truck erreicht dann eine Höhe von 6,30 Metern. Innen gibt es eine Treppe. (kh)
„Das mit der VR-Brille ist das Beste“, sagt Cristian Mendes, der mit Klassenkamerad Finn Weiß gerade die „Mission Weizenernte“ angeht: Mit Hilfe einer Drohne, die das Modell eines Getreidefelds von oben fotografiert, erfährt der Mähdrescher, wo er Steinhaufen und einem Rehkitz ausweichen muss.
Hier ist Künstliche Intelligenz das Stichwort. In dem doppelgeschossigen Truck, der selbst futuristisch anmutet, gibt es noch sechs weitere Stationen, an denen die Schülerinnen und Schüler nach der Devise „Touch Tomorrow“ („Berühre das Morgen“) Zukunftstechnologien kennen lernen und ausprobieren können.
Da sind zum Beispiel noch der kleine humanoide Roboter Nao, der sich fast wie ein Mensch bewegen kann, und der Hyperloop. In der ringförmigen Plexiglasröhre dreht eine Magnetschwebebahn mit maßstabsgetreuen 368 Kilometern pro Stunde ihre Runden.
Per Knopfdruck pumpt eine junge Forscherin die Luft aus der Röhre – jetzt saust die Bahn mit Tempo 1000 im Kreis. „Weißt du, warum die Bahn im Vakuum schneller wird?“, fragt Maria Schäferbarthold vom Coach-Team des Trucks. Mit dem Vergleich des Laufens im Wasser hilft sie der ahnungslosen Schülerin auf die Sprünge: Es geht um den Widerstand.
Mit dem Touch-Tomorrow-Truck verfolgt die Stiftung das Ziel, jungen Leuten Berufswege in MINT-Fachrichtungen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) schmackhaft zu machen. Deshalb ist auch Thomas Lohr an Bord. „Wir brauchen Nachwuchs in diesem Bereich“, erklärt der Berufsberater der Agentur für Arbeit.
„Wir nehmen MINT in den Fokus“, sagt der stellvertretende Gesamtschuldirektor Christoph Dobat. In der Mittelstufe gebe es entsprechende Erweiterungskurse, Naturwissenschaften ab dem siebten Schuljahr als Wahlpflichtfach und Informatik schon in Klasse fünf. Da passt der Erlebnis-Truck mit vielen Anknüpfungspunkten für den Unterricht gut ins Konzept.
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Vor zwei Jahren hatte sich die Schule um den Besuch beworben, eine Woche lang machte das Gefährt in der Meiersheide Station. Bei den 180 Schülerinnen und Schülern der achten Klassen, die in Kleingruppen jeweils 90 Minuten im Truck waren, kam das Angebot offensichtlich gut an. Julia Scheffler und Simon Wieczorek, Koordinatorin und Koordinator für berufliche Orientierung an der Gesamtschule, beobachteten: „Die kommen voller Begeisterung aus dem Truck heraus.“