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Tanzsport in HennefWarum Rot-Weiß Söven dreimal so viele Tänzerinnen hat wie vor sechs Jahren

Lesezeit 4 Minuten
Eine Tanzgruppe hat eine Hebefigur aufgebaut.

Die Tanzsportgruppe Rot-Weiß Söven hat in den vergangenen 16 Jahren ihre Mitgliederzahlen verdreifacht und ist feste Größe im Hennefer Karneval.

Was 1984 mit 13 „Dorfschwalben“ begann, ist inzwischen ein eigenständiger Verein mit 57 Aktiven in drei Altersgruppen.

Wie es sich für eine ordentliche Karnevalstruppe gehört, wurden die „Sövener Dorfschwalben“ am Elften im Elften gegründet, und zwar 1984. Else Küpper gab damals den Startschuss, viele Jahre war sie die Ehrenpräsidentin. Im September 1985 standen dann erstmals 13 Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne beim Sommerfest des Sövener Karnevalsclubs.

40 Jahre später ist Klaus Nohr Präsident, aus den Dorfschwalben wurde, schon 1992, die Tanzsportgruppe Rot-Weiß Söven. 2009 übernahm er die Geschicke des auf nurmehr 18 Menschen zusammengeschmolzenen Haufens. Schon im Jahr darauf wurde die TSG ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Es folgte eine rasante Mitgliederentwicklung, heute sind 57 Tänzerinnen aktiv.

Seit 20 Jahren tanzen Lisa Becker und Luisa Kruck schon mit

Sie hätten Spaß am Tanzen in der Gruppe, an der Karnevalsmusik, beschreiben Lisa Becker und Luisa Kruck die Faszination, die sie seit nunmehr 20 Jahren wöchentlich zum Training kommen lässt. Große Teile ihrer Freizeit geben sie für Auftritte her, nicht nur im Karneval. Mit 26 Jahren tanzen sie immer noch bei den Junioren, denn eine Seniorengruppe gibt es nicht.

Die TSG ist ein guter Ausgangspunkt für jecke Karrieren. Susi Dittrich, frühere Präsidentin, war Prinzessin der Stadt, Bianca Schüller, die bei den Minis getanzt hat, startete nach ihrem Engagement bei den „Funky Marys“ eine Solo-Karriere, Melanie Kurth-Seiffert ist Präsidentin der Sövener Naaksühle. Ideale Trainingsbedingungen fanden sie 2010 nach dem Umzug aus dem Tupper-Haus in die Sporthalle der Grundschule.

15 junge Frauen üben eine Tanzformation.

Die Juniorinnen sind zwischen 15 und 26 Jahren alt.

Minis von fünf bis zehn, Jugend von zehn bis 15 und Junioren ab 15 oder 16 bis 26 Jahren, das sind die drei Säulen des Vereins. Zwei, die die Karriere durchlaufen haben und bei den Älteren die Choreografie mitgestalten, sind Emma Lowag und Maike Ramme. Sie gehören inzwischen zum Trainerstab und fördern die Minis mit ihren langjährigen Erfahrungen bei den Übungsstunden und den Auftritten.

Nadine Falk ist die Cheftrainerin, 2011 übernahm sie das wöchentliche, eistündige Programm für Jugend und Junioren. Von 2017 bis 2021 war sie dann für alle drei Sparten verantwortlich. In dieser Zeit gab es auch noch die Showtanzgruppe „Explosive“. 2021 und 2022 entlasteten Lowag und Ramme sie bei den Minis, Daniela Küster übt seither mit den Junioren die Gardetänze ein.

Mädchen trainieren in einer Turnhalle.

Beim Training geht es oft spaßig zu.

Das ist nach wie vor der Schwerpunkt, bei zahlreichen Sitzungen im Karneval begeistern die Mädchen und jungen Frauen ihr Publikum. Eine enge Freundschaft verbindet den Verein mit dem Sövener Karnevals-Club. So manche Kinderprinzessin kommt aus den Reihen der TSG, auch die gerade amtierende Zofia I. Kein Wunder also, dass die Sitzung des SKC mit Proklamation neben dem Sövener Karnevalssonntagszug Höhepunkt im Jahresprogramm ist.

Erstmals haben alle drei Gruppen ein einheitliches Gardekostüm

Sommerfeste, runde Geburtstage, weitere Karnevalssitzungen, Rathaussturm, Prinzenpaarempfang - im Jahr kommen so schon gut 30 Auftritte zusammen. Seit diesem Jahr haben erstmals alle drei Gruppen ein einheitliches Gardekostüm, das sich durch Applikationen unterscheidet. Vorher gab es fast immer selbst genähte Kostüme.

Für den Vorstand um Nohr ist das ein logistischer Drahtseilakt, vor allem für die Kostümwartin. „Nach den Sommerferien vermessen wir alle Kinder und Jugendlichen“, erklärt der Präsident, „bis Karneval sind fast alle schon wieder gewachsen.“ Dann muss genäht und getauscht werden, bis alles wieder sitzt.

Nohr ist ein echter Teamplayer. Mit seiner langjährigen Vizevorsitzenden Brigitte Kronsbein-Remy führt er den Verein mit leichter Hand, aber enorm viel Leidenschaft. Er hat einen Ort geschaffen, der inzwischen Generationen von Jugendlichen Tradition und Brauchtum nahe gebracht hat, ohne sie durch Verbissenheit abzuschrecken. Selbst zu Corona-Zeiten gab es keinen Mitgliederschwund. Wie passend, dass er und die TSG zu den ersten Heimatpreis-Trägern der Stadt geworden sind.

Dabei schiebt er sich nicht in den Vordergrund, lässt die Trainerinnen machen. Doch im Hintergrund zieht er die Fäden, macht die Vorgaben. „Es ist die lockere Art, dass wir nicht zu streng sind“, nennt er die Gründe für den Erfolg, immerhin Verdreifachung der Mitgliederzahlen. Tanz ist bei der TSG spürbar mehr Spaß denn Hochleistungssport. Dabei liefern die Tänzerinnen hohe Qualität und präzise Choreografien ab.

Mein Gedanke ist immer, jede und jeder soll sich einbringen können.
Klaus Nohr, Präsident der TSG Rot-Weiß Söven

„Früher haben wir in den Ferien Pause gemacht“, erinnert sich Nohr, doch inzwischen wollten alle immer weiter machen. Nach Aschermittwoch zwei Wochen Unterbrechung? Nicht gewünscht. Nadine Falk stellt nach der Feedbackrunde die neue Musik vor, die Mädchen und jungen Frauen können selbst Vorschläge einbringen. Dann beginnt schon die Arbeit an den Choreos für die nächste Session.

Ein Mann im roten T-Shirt steht vor einer Wand.

Klaus Nohr ist seit fast 16 Jahren Präsident des Vereins.

„Mein Gedanke ist immer, jede und jeder soll sich einbringen können“, beschreibt Nohr den Grundgedanken seiner Arbeit. Am 26. März und 2. April stehen Probetrainings für die Junioren an, alle anderen Gruppen sind voll. Die TSG ist auch Familiensache: „Ich mache wenigstens noch weiter, bis das Enkelchen tanzt.“