Seit Mitte Oktober liegt das Gebäck in den Auslagen der Bäckereien – wie jedes Jahr vor Sankt Martin. Nur eins ist anders: der Preis.
St. MartinWarum einige Weckmänner in einer Hennefer Bäckerei „ziemlich hässlich“ aussehen
Der Herbst ist die Zeit der Weckmänner – oder Stutenkerle, wie das Hefebäck außerhalb des Rheinlands heißt. Welche Bezeichnungen es noch gibt, wie viel sie in diesem Jahr kosten und wie sie hergestellt werden, verraten Bäckerinnen und Bäcker aus dem Rhein-Sieg-Kreis.
Bei der Firma Gilgen in Hennef werden täglich fast eintausend Stück gebacken, die in den 43 Filialen verkauft werden. Auch hier wird er von Hand produziert, nur über den Namen sind sich die Beteiligten nicht ganz einig: „Ich komme aus dem Sauerland, da heißt es Stutenkerl – wie von dem Rosinenstuten“, sagt Bäckermeister Thorsten Braun. Und gegessen werde er um den Nikolaustag am 6. Dezember.
Traditionalisten setzen weiterhin auf die Pfeife beim Weckmann
„Quatsch, das ist der Weckmann – und er wird an Sankt Martin verteilt“, entgegnet sein Chef Franz Josef Gilgen. Kiepenkerl sei ihm noch geläufig, sagt Braun. „Wegen Kiepe, der Pfeife.“ Diese symbolisiere den Bischofsstab, den der Stutenmann, Unsinn... der Weckkerl... Ach egal: den das Hefegebäck einmal darstellen sollte.
„Früher hat man die Pfeife über die Schulter eingebacken, wie ein Bischof seinen Stab eben trug. Da ist sie aber immer abgebrochen. Deswegen liegt sie heute nun im Arm des Stutenkerls“, erklärt Braun.
Viele Bäckereien würden heute auf einen roten Lolli zurückgreifen. Nicht mit den Traditionalisten: „Im Lutscher ist Farbstoff drin, außerdem ist eine Pfeife einfach origineller“, findet Braun. „Es ist ein Standardprodukt im Herbst, so wie Berliner und Stollen.“
Hennefer Bäcker verzichtet bei der Herstellung auf eine Stanzmaschine
Der Name sei aber nicht der einzige regionale Unterschied: „In Uckerath wird beim Martinszug ein ganzer Wecken verteilt, im übrigen Teil Hennefs ein Weckmann“, sagt Gilgen. Hergestellt werde er weiterhin von Hand. „Wir haben zwar eine Stanzmaschine, da fällt aber eine zu große Menge an Restteig an.“
Außerdem sehe dann jeder Stutenkerl gleich aus, wirft Braun ein. „Die ersten zwei, drei Tage sind sie immer ziemlich hässlich, die Routine kommt mit der Zeit.“ Gilgen ergänzt: „Manche sind dünner, manche dicker, haben einen helleren oder dunkleren Teint – Weckmänner spiegeln die Bevölkerung wider.“
Zwölf Beschäftigte seien damit betraut, die Teiglinge aus dem Gärschrank zu nehmen, sie platt zu drücken, mit einem Messer Arme und Beine zu schneiden, Rosinen und letztlich die Pfeife in den Teig zu drücken.
Preise für Weckmänner sind im Rhein-Sieg-Kreis gestiegen
Der Preis für einen Weckmann liege bei 2,50 Euro. Das sei 40 Cent mehr als noch 2017, aber immerhin nur einen Cent teurer als ein Weckmann vom Discounter.
Bei der Bäckerei Bauer, die Filialen in Siegburg und in Sankt Augustin-Menden hat, sind es in diesem Jahr 2,75 Euro. „Wir machen alles per Hand“, bekräftigt Inhaberin Pia Schmitt. „Wir haben mal ausgerechnet: Bis so ein Weckmann fertig ist, hat man ihn 13 Mal in der Hand.“ Es sei auf jeden Fall ein aufwendigeres Backwerk als etwa Neujahrsbrezel oder Berliner.
Ausfall des großen Martinsumzugs in Siegburg ist schlecht fürs Geschäft
„Es bedeutet mir aber sehr viel, weil dabei eine Figur mit Armen und Beinen entsteht – das ist etwas persönlicher“, sagt die 27-Jährige. Auch sie verkaufe die Weckmänner – die bei Bauer auch nur so heißen – nur mit Pfeife. „Das gefällt mir am besten, das kennt man von klein auf und ist das Traditionelle. Ein Lolli verfälscht den Ursprung“, meint sie.
Wie viele Exemplare sie in diesem Jahr verkaufe, will Schmitt nicht verraten. „Wir beliefern aber alle Schulen und Kindergärten in Siegburg. Durch den Ausfall des großen Sankt Martinszug sind es allerdings weniger als sonst.“ Dennoch werde ihr Team in den kommenden Tagen in der Backstube viel zu tun haben.