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BestsellerautorinWie Doc Caro in Hennef Medizin-Mythen aufdeckte

Lesezeit 3 Minuten
Carola Holzner alias Doc Caro, eine blonde Frau im Ärztekittel, steht in einr Notaufnahme.  

Carola Holzner alias Doc Caro gastierte in der Halle Meiersheide in Hennef.

Die Ärztin Carola Holzner gastierte in der Halle Meiersheide in Hennef.

Doc Caro ist eine passable Unterhalterin mit viel Talent für Stand-up Comedy. Das zeigte am Samstag ihr Auftritt in der Hennefer Halle Meiersheide. Dr. med. Carola Holzner, wie sie nebst akademischem Grad richtig heißt, verdeutlichte dort aber auch, dass sie vor allem Ärztin mit fachlichem Tiefgang sowie sorgfältige Beobachterin und Zuhörerin ist. Diese Eigenschaften verhalfen ihr nicht nur zum durchschlagenden Erfolg als Bloggerin „Doc Caro“, sondern seit drei Jahren auch als Schriftstellerin.

In den Arbeitspausen hielt die Medizinerin ihre Erkenntnisse fest und veröffentlichte sie. Gleich mit ihrem Buchdebüt „Eine für alle. Als Notärztin zwischen Hoffnung und Wirklichkeit“ stürmte sie vor drei Jahren an die Spitze der „Spiegel“-Bestsellerliste. Nach Hennef hatte die 42-Jährige das Buch „Bleibt das Herz stehen, wenn man niest?“ mitgebracht, das im Vorjahr ebenfalls auf Platz eins landete und dessen Inhalt auf dem Buchumschlag mit einem Satz erklärt wird: „Medizin endlich verständlich“.

Im Publikum der Oberärztin waren Beschäftigte in Notfallmedizin, Rettungsdienst oder Pflege

Der Abend lebte von der offenen Art der in Mülheim an der Ruhr geborenen Oberärztin und ihrem ständigen Austausch mit dem 500-köpfigen Publikum. In dem fand sie, per Fingerzeig abgefragt, rund ein Viertel Berufsverwamdte aus dem Metier Notfallmedizin, Rettungsdienst oder Pflege und hatte somit quasi ein Heimspiel mit begeisterter Unterstützung und Dialogbereitschaft.

Das half ihr freilich beim Thema Alkohol, wobei sich die Hennefer hinsichtlich Ehrlichkeit anscheinend zurückhielten. Denn nur eine Frau namens Tanja räumte ein, nach dem Essen einen Verdauungs-Schnaps zu heben, was in der Folge ein Dauerkichern in der Halle mit sich zog. Holzner glaubte das freilich nicht („Mensch, Ihr habt doch eine große Brennerei“) und klärte nach fast zu viel Wer-trinkt-wann-warum-wieviel trotzdem auf: Unser Körper arbeitet nach Prioritäten und hört auf mit dem Verdauen, wenn er Alkohol wahrnimmt.

„Alkohol ist Gift und das muss weg so schnell wie möglich. Pizza und Burger liegen länger und schwerer im Magen, wenn Ihr Alkohol drauf schüttet.“ Einzig Kräuter im Schnaps hätten wieder anregende Wirkung auf das Gastrin, förderten die Produktion der Magensäure und somit die Verdauung. Weshalb ein Kräuterschnaps erlaubt sei, räumte die Vortragende ein, holte Tanja auf die Bühne und drückte ihr eine Flasche Jägermeister in die Hand.

In Hennef machte Doc Caro ihrem Unmut über Missbrauch der Notaufnahme Luft

Ein Anliegen war der Ärztin die Notaufnahme in Krankenhäusern, die von Menschen gerne genutzt würde, um die langen Wartezeiten beim Hausarzt zu umgehen. „Das Wörtchen Not steht dabei, weil die Notaufnahme dafür konzipiert ist, dass Menschen, die jetzt sofort einer Behandlung bedürfen, zeitnah einen Arzt sehen können“, erläuterte Holzner. Es gäbe aber Zeitgenossen, die noch genug Zeit haben, mitten in der Nacht ihr Rollköfferchen zu packen und wegen Augenjuckens um 3 Uhr nachts den Rettungswagen rufen. Deshalb mache sie solche Veranstaltungen, um die Menschen zu überzeugen, dass ein solches Vorgehen unmöglich sei.

Im Publikum war eher nicht bekannt, dass Blutvergiftung die dritthäufigste Todesursache ist. „Eine Sepsis erkennt man am blauen Strich – nicht“, so die Doktorin. Hinweise auf Blutvergiftung seien Bewusstseinsveränderung, zu hohe Atemfrequenz ohne Anstrengung, niedriger Blutdruck und zu hohe oder zu niedrige Temperatur.

Bei der Aufklärung über die richtige Benutzung der Autobahntoilette war Publikumskandidatin Sabrina an einer Modelltoilette ein Musterbeispiel dafür, wie man es richtig macht. Womit die Arbeit von Holzer erledigt war, die – als einziges Manko– leider oft zur Schnellsprecherin wurde und deshalb schlecht zu verstehen war.