Der Pensionär führt das Angebot für den Polizeisportverein Siegburg durch und hat dafür eine spezielle Ausbildung absolviert.
StressreduktionHennefer Ex-Polizist leitet Wanderungen, bei denen alle entspannt nach Hause gehen
Im Gänsemarsch steigen die Teilnehmer und die eine Teilnehmerin hinab zum Weg, der ins Hunnenbachtal führt. Der Untergrund ist glitschig. „Seid vorsichtig“, ruft Hans-Peter Sperber nach hinten. Er ist ausgebildeter Bergwanderführer, der für seine Übungsleiter B-Lizenz ein Präventionsziel einbinden musste. Er entschied sich für Entspannung und Stressreduktion durch Wandern beim Deutschen Alpenverein (DAV).
Sein erster Kurs über den Polizeisportverein Siegburg, läuft, der nächste ist in Vorbereitung. Fünf Männer und eine Frau machen mit, acht Teilnehmer sind das Maximum. Sperber hebt die Hand und fordert die Gruppe auf, sich zu verteilen und gegen die Hangrichtung zu stellen. „Wir machen jetzt ein Warm-up, mit dynamischen Bewegungen.“
Ausfallschritt nach vorne, halten, anderes Bein, zur Seite, halten. Die Muskeln können sich darauf vorbereiten, was ansteht: Wandern. Der frühere Polizist hatte sich das für die Zeit seiner Pension vorgenommen: Wanderungen anzuleiten und das professioneller anzugehen. Beim DAV machte er die Übungsleiter C-Lizenz zum Bergwanderführer.
Für die B-Lizenz ging es dann an die Stressreduktion, um weiterzukommen. „Das tut mir selber gut“, weiß er, „in dieser Welt ist Bedarf dafür da.“ 2023 absolvierte er die Ausbildung, mit mehreren Lehrgangswochen, Selbststudium und Lehrproben.
Es gibt fünf Tageswanderungen von vier bis zehn Stunden Länge
Er gehört zu den erst 35 Menschen in Deutschland, die zertifiziert sind und das durchführen dürfen. Insgesamt knapp 50 Stunden qualifizierten Trainings sind vorgesehen, der Deutsche Olympische Sportbund hat den Kurs des PSV mit dem Siegel „Sport pro Gesundheit“ zertifiziert.
Es gibt fünf Tageswanderungen von vier bis zehn Stunden Länge und acht Trainingseinheiten von 90 bis 120 Minuten Dauer. Die Übungen sind vielfältig, vom einfachen Einlaufen bis zu Zwerchfelltraining und Verfeinerung der Atmung. Ziel ist es, Neues auszuprobieren und vielleicht in den Alltag zu übernehmen.
Inzwischen hat das Sextett den Waldgrund erreicht. Uschi Weinrich, einzige Frau, hat unterwegs immer wieder Pflanze fotografiert. Sperber lässt noch mal stoppen und kündigt den alpinen Aufstieg zur Stachelhardt an. „Versucht mal euch zu synchronisieren, beim Einatmen drei Schritte zu machen und drei beim Ausatmen“, schlägt er vor.
Dann bleibe der Puls bei etwa 130 Schlägen die Minute. Der Anstieg ist knackig, zwischendrin gibt es Seile zur Sicherung. Ab und an geht es auf zwei/zwei, einige müssen kurzfristig auf Atmung durch den Mund umstellen. Aber alle kommen vergleichsweise entspannt oben an. Kay Weinrich gibt offen zu, dass er Schwierigkeiten mit der Synchronisierung hatte.
Sperber leitet auf der Stachelhardt eine multifunktionale Übung an
Er ist klassische Zielgruppe: Menschen, die längere Zeit keinen Sport mehr betrieben haben. Long Covid hat ihn ausgebremst. „Es wird besser“, erlebt er den Kurs als wirklich hilfreich. Die Sechs setzen sich auf ein lang gezogenes Bänkchen am Startplatz für die Drachenflieger. Sperber leitet eine multifunktionale Übung an.
Dabei werden zwei Finger an die Stirn gelegt, der Daumen und ein weiterer Finger halten abwechselnd je ein Nasenloch zu.„ Atmet vorher tief ein und aus, dann drei Sekunden Einatmen, sechs Sekunden Ausatmen, zwei Sekunden Pause und wieder von vorn. Macht die Augen dabei zu.“ Die entspannende Wirkung ist greifbar. „Nach zehn bis 15 Minuten wirkt das nachhaltig zu Energieaufbau“, verspricht Sperber.
Jürgen Gerth ist dabei, weil er lange nicht mehr regelmäßig gewandert ist. „Ich möchte mal wieder Muskelkater haben.“ Ihm hilft das Angebot, etwa neben Biodanza in Bonn, näher dran an seinen Gefühlen zu sein. Sascha Kloppmann war länger krank, Covid kam dazu. „Ich will Kondition aufbauen“, nennt er seine Beweggründe.„ Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Stachelhardt raufkomme“, ist er stolz.
Thomas Schenk lobt den Kursleiter: „Er macht das wirklich gut, das bringt schon was und ich kann es mit in den Alltag nehmen.“ Er hat einen sitzintensiven Job, mit Umsatzdruck im Vertrieb. Willi Nücken, mit 71 Jahren der Älteste, sagt: „Ich wollte wissen, was noch geht. Und es geht noch was.“
Der nächste Kurs startet am 8. Juni mit dem Schnuppertraining
Uschi Weinrich findet die Gruppe Klasse: „Es ist sehr harmonisch, es passt einfach alles.“ Der nächste Kurs steht an, am 8. Juni ist der erste Termin mit dem vierstündigen Schnuppertraining. Weitere Infos gibt es unter psv-siegburg.de oder bei Peter Sperber unter 01511-1801300.