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Stichwahl in HennefMario Dahm ist der jüngste Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis

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Die Sozialdemokraten bejubeln ihren Super-Mario: Mario Dahm ist der erste hauptamtliche Bürgermeister der SPD in Hennef.

Hennef – „Keine Experimente.“ Wie die Union 1957 für Adenauer warb, plakatierte die Hennefer CDU für ihren Mann im Rathaus – und kam damit bei den Wählern nicht an. Amtsinhaber Klaus Pipke ist abgewählt. Bei einer Wahlbeteiligung von 50,4 Prozent hat eine klare Mehrheit die „Stimme für den Neustart“, so der SPD-Slogan, abgegeben. Der strahlende Sieger der Bürgermeister-Stichwahl heißt Mario Dahm. Er wird mit 31 Jahren der jüngste Bürgermeister im Kreis und der erste hauptamtliche der SPD in Hennef sein.

„Die Leute wollten offensichtlich mal etwas Neues nach 16 Jahren“, interpretierte Pipke das „deutliche Ergebnis“ am Wahlabend und zeigte sich gefasst. „Ich musste damit rechnen“, sagte der 56-Jährige, der 2004, 2009 und 2014 jeweils auf Anhieb die absolute Mehrheit erreicht hatte. Dass seine Niederlage mit bestimmten Sachthemen verknüpft sein könnte, glaubt Pipke nicht.

Auch fühle er sich nicht abgestraft. „Es ist uns nicht gelungen, unsere Wähler zu mobilisieren“, erklärt er, dass er fast 2000 Stimmen weniger erhalten hat als im ersten Wahlgang. „Ich wünsche Herrn Dahm alles Gute.“

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„Wir sind mit dem Richtigen in den Wahl gegangen“, sagte die SPD-Vorsitzende Hanna Nora Meyer. Der Wahlkampf, der zunehmend digital geführt worden sei, habe sich gelohnt. Vor der Halle Meiersheide feierten die Sozialdemokraten ihren Super-Mario. „Wer hätte das gedacht“, antwortete der 31-Jährige den ersten Gratulanten.

Grüne als Koalitionspartner gesetzt

Anfangs habe er – wegen des Bundestrends – nicht einmal damit gerechnet, in die Stichwahl zu kommen. Jetzt hatte Dahm in sämtlichen Wahlbezirken die Nase vorn, in seinem eigenen (Edgoven/Westerhausen) sogar mit 68 Prozent.„Es wird nicht einfach“, sagte der künftige Chef der Stadtverwaltung, auch mit Blick auf die Sitzverteilung im Stadtrat, in dem die CDU nach wie vor stärkste Kraft ist. „Da müssen sich alle zusammenraufen“, hofft Dahm, nicht auf eine Politik des Blockierens zu stoßen. „Wir werden uns morgen auf die Mehrheitssuche begeben“, kündigte Parteichefin Meyer an.

Dabei gelten die Grünen, die eine Stichwahl-Empfehlung für Dahm ausgesprochen hatten, als Partner gesetzt. Für eine Ratsmehrheit müssten die Liberalen oder die Unabhängigen mit ins Boot geholt werden.Auf die zwei letzten Fragen des Reporters gestern Abend antworteten der Verlierer und der Sieger lachend: „Wo sehen Sie Ihre persönliche Zukunft?“ Pipke: „Nicht mehr in der Politik.“ – „Welches Dienstauto wünschen Sie sich?“ Dahm: „Hauptsache ein Kleines. Kein Riesenwagen, mit dem komme ich nicht in die Parklücken.“

So wurde in Hennef am 13. September abgestimmt

Klaus Pipke (56), CDU – 45,7 Prozent im ersten Wahlgang

Beruf: Bürgermeister der Stadt Hennef

Berufswunsch als Kind: Feuerwehrmann wie mein Vater

Heimat bedeutet für mich: Vertrauen und VerbundenheitIch entspanne bei: Wandern mit meiner Frau und Fußball

Mein Leitsatz: Zuhören, planen, umsetzen

Sie sollten mich wählen, weil . . . mir Hennef am Herzen liegt, weil mir die Hennefer am Herzen liegen. Gerade in den letzten Wochen und Tagen haben die Bürgerinnen und Bürger viele tolle Ideen und gute Gedanken an mich herangetragen, und ich habe noch einmal sehr deutlich gespürt, was ihnen besonders wichtig ist.

Ich verspreche: Kein Gedanke wird vergessen, jede Idee nehme ich sehr ernst und ich werde mich mit ganzer Kraft und neuem Schwung für ein lebenswertes Hennef einsetzen.

Drei wichtige Themen: Mobilität, also öffentlicher Personennahverkehr und Radverkehr mit einem Konzept und einem eigenen Ausschuss. INHK Stadt Blankenberg mit der dringenden Mauersanierung. Entwicklung des Kulturrathauses und Erweiterung der Stadtbibliothek und damit eine wichtige Stärkung der Innenstadt.

So sehe ich meine Stadt in zehn Jahren: Eine nachhaltige, klimaneutrale, digitale Stadt mit stabiler Innenstadt, noch lebenswerteren Dörfern und besseren Verkehrsanbindungen für alle Verkehrsmittel in alle Orte

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Mario Dahm (31), SPD – 37, 2 Prozent im ersten Wahlgang

Beruf: wissenschaftlicher Mitarbeiter

Berufswunsch als Kind: Lehrer. Das habe ich dann tatsächlich auch studiert.

Heimat bedeutet für mich: die Menschen kennen und mich wohlfühlen

Ich entspanne bei: Lesen und Serien schauen

Mein Leitsatz: „Die Zukunft wird nicht gemeistert von denen, die am Vergangenen kleben.“ (Willy Brandt)

Sie sollten mich wählen, weil . . . ich die richtige Mischung aus neuen Ideen und Perspektiven, aber auch eine zehnjährige Erfahrung in der Politik mitbringe.

Drei wichtige Themen: Verkehrswende mit einem Mobilitätskonzept vorantreiben, zuverlässige, saubere Mobilität durch ausgebauten Nahverkehr, sichere Radverbindungen sowie ein Parkleitsystem fürs Zentrum; bezahlbarer Wohnraum als oberstes Ziel der Stadtplanung; Digitalisierung zum Gewinn für alle machen mit schnellen Anschlüssen überall, mit mehr Beteiligung, digitaler Bildung und Hennef-App, die Angebote und Dienstleistungen bündelt.

So sehe ich meine Stadt in zehn Jahren: Mein Hennef von morgen ist nachhaltig, digital und gerecht – eine klimagerechte Stadt, in der man mit Bus und Rad mobil ist, in der man eine bezahlbare Wohnung finden und viele städtische Dienstleistungen digital nutzen kann.