Natursteig SiegTote Nadelhölzer wurden gekappt nach Borkenkäferplage
Hennef – Ein ungewöhnlicher Anblick bietet sich dem Wanderer auf dem Natursteig Sieg in einem Waldstück zwischen Weingartsgasse und Happerschoß. Wie mahnende Finger ragen Stämme in die Luft, abgeschnitten in vier bis fünf Meter Höhe. Seite an Seite stehen die verdorrten Nadelgehölze, einer Mahnung gleich an trockene Sommer und den Borkenkäfer.
Tatsächlich sind die Bäume Opfer des gefräßigen Käfers geworden, der sich als Plage durch die deutschen Wälder gefressen hat. Mitten im saftigen Grün der ausschlagenden Laubbäume wirken die kahlen, braunen und abgestorbenen Areale wie Wunden in der Landschaft. Überall sind radikale Kahlschläge zu beobachten, viele, viele Hektar bracher Erde.
Stürme haben Pflanzen umgelegt
Für die Waldwirtschaft ist es ein Desaster. „Wir können mit unserem Holz keine Erträge mehr erwirtschaften“, sagt Martin Groger, selbstständiger Forstmanager und für die Horstmann’sche Verwaltung tätig. Zu der gehören große Waldflächen, unter anderem das Stück zwischen Weingartsgasse und Happerschoß. „Die Preise sind in den Keller gegangen.“
Gleichwohl muss der Eigentümer der Verkehrssicherungspflicht Genüge tun. Die kaputten Stämme drohen auf die Wander- und Forstwege zu fallen, gerade auf dem Natursteig sind in diesen Tagen viele Menschen unterwegs. Die Stürme früh im Jahr haben viele der flach wurzelnden Pflanzen umgelegt, Böen könnten weitere umstürzen lassen.
Gefahr für Spaziergänger und Wanderer gebannt
Deshalb hat sich Groger für ein Experiment entscheiden. „Die Bäume werden auf Stock gesetzt“, erklärt der Fachmann. Dabei werden sie in etwa vier Meter Höhe gekappt. Krone und Äste sind weg, es bleibt ein Stück vom Stamm. „Damit können wir die Verkehrssicherung einhalten.“ Kippen kann da nichts mehr und von oben nichts mehr herunterfallen. Die Gefahr für Spaziergänger und Wanderer ist gebannt. Anders als beim Kahlschlag bleibt zwar eigentlich wertvolles Holz stehen. Andererseits bietet das aufragende Totholz Vögeln Nist-, Insekten Ablagemöglichkeiten.
„Wir wollen natürlichen Lebensraum bieten“, macht Groger aus der Not eine Tugend. Natürlich ist er seinem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet Gewinne zu erzielen. Das kann er aber nicht überall und nicht mit jeder Maßnahme. Würde er die Fläche komplett freischlagen, müsste er bald wieder aufforsten. Denn sonst würde gesunder Waldboden durch Sonneneinstrahlung ausgetrocknet und wegerodieren. „Die Baumschulen kommen nicht nach mit Setzlingen“, erläutert der Experte. „Und wie bei den Spargelstechern gibt es auf dem Markt zu wenig Arbeitskräfte, die sie in die Erde bringen können.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Also bleiben die mahnenden Finger stehen. Groger setzt auf Naturverjüngung, erst kommen Sträucher, später etwa Birken. „Es wird sich zeigen, welche Arten sich angesichts der Klimaveränderungen durchsetzen werden“, meint er. Darauf gebe es aus der Forschung und der Forstwirtschaft noch keine klaren Antworten. Einen weiteren Vorteil bieten die auf Stock gesetzten Stämme: Durch ihren Wanderschatten schaffen sie ein besonderes Mikroklima, ein zusätzlicher Aspekt für die Schaffung neuer Lebensräume.