Population wächstStraßensperren sichern das Überleben bedrohter Feuersalamander
Hennef – Es ist 22 Uhr. Wir sind auf der gesperrten Straße Am Steiner Bruch unterwegs. Am Morgen hat es geregnet, das Gras ist noch feucht. Die leichte Wärme der vergangenen Tage hat die Amphibien aus ihren Winterverstecken gelockt. Im Lichtstrahl der Taschenlampe ist ein Feuersalamander gut zu erkennen. Wenn es dunkel ist, kommen sie aus ihren sicheren Verstecken, um ihren Nachwuchs im klaren Limersbach zur Welt zu bringen.
„Im vorigen Jahr wurden die Weibchen an Land befruchtet“, erklärt Klaus Weddeling von der Biologischen Station des Kreises die Fortpflanzung des Feuersalamanders. Im Körper des Weibchens sind die Jungen über den Winter herangewachsen. Nun kommt die Zeit, dass sie das Licht der Welt erblicken. Wie bei den Säugetieren sind die Feuersalamander lebendgebärend, für Amphibien durchaus ungewöhnlich.
Zahl der Tiere stieg
Langsam kriecht das Muttertier über die Straße zum Wasser. Es ist allerdings nicht so agil wie ein Frosch, der hüpfend ans Ziel gelangt. Auch eine Kröte ist schneller. „In den letzten Jahren wurden morgens hier immer wieder zahlreiche von Autos überfahrene Feuersalamander gefunden“, berichtet Weddeling. Um die seltenen Tiere zu schützen, wurde nachts die Straße gesperrt, die den Weg zu den Laichgewässern durchschneidet.
„Man kann davon ausgehen, dass die Feuersalamander schon seit Jahrhunderten diesen Weg im Schutze der dunklen Nacht gewählt haben“, berichtet der Biologe. Die Menschen hätten ihn durch den Bau der Straße jedoch zur lebensgefährlichen Falle für die werdenden Mütter gemacht. „Seit der nächtlichen Sperrung im Frühjahr ist die Route zum Laichgewässer wieder sicher“, berichtet Weddeling. Das habe man an der Population gemerkt. „Die Zahl der Feuersalamander in dieser Gegend ist wieder angestiegen.“ Anwohner berichten von Tiere in ihren Gärten. Sie freuen sich über die ungewöhnlichen Gäste.
Fräse sichert den Weg
Die Amphibienfreunde des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) können mit einer speziellen Fräse den Weg der Tiere zum Laichgewässer sicherer machen. Die Anschaffung sei mit dem Geld der Postcode-Lotterie möglich gewesen, teilte Achim Baumgartner vom BUND mit. Die Wanderung der Amphibien aus den Winterquartieren – meist im Wald – zu den Laichgewässern verläuft zeitlich gestaffelt. Frühe Arten sind Gras- und Springfrosch. Erdkröten starten meist deutlich später. Andere Arten wie Wechselkröte oder Kreuzkröte sind weniger an Gewässer gebunden und laichen eher spontan, angelockt durch die Rufe bereits fündig gewordener Artgenossen, erklärt Baumgartner. (vr)
Plötzlich hüpft ein Grasfrosch über die Straße. Er ist auf dem Weg zu einem Teich im Tal. Im Gegensatz zu den Feuersalamandern legen Froschweibchen ihre Eier ins Wasser, dort werden sie befruchtet, und Kaulquappe schlüpfen wenige Wochen später. Unter einem Baumstamm findet sich ein Teichmolch, der ebenfalls zum Wasser will. Auch Ringelnattern seien hier schon gesehen worden, berichtet Weddeling. Frösche und Molche stehen auf ihrem Speiseplan. Feuersalamander und Kröten sind für diese Reptilien allerdings ungenießbar.
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Eine Naturschützerin stellt ehrenamtlich die Straßensperren auf. Sie kennt sich mit den Gewohnheiten der Amphibien aus. „Deshalb werden die Barken nur dann aufgestellt, wenn nachts Wanderungen zu erwarten sind“, berichtet Weddeling. Bei tagelanger Trockenheit komme kein Tier aus seinem Versteck. Feuchtigkeit ist für Amphibien mit ihrer empfindlichen Haut wichtig. „Bei Regen wird der Asphalt der Straße nass, und die kleinen Steinchen im Belag verletzen dann die Tiere nicht.“