Unwetter im Rhein-Sieg-KreisPegel steigen überall – Feuerwehren sind im Dauereinsatz
Hennef/Siegburg/Troisdorf – Noah Yildirim hat sich die Regenkleidung übergestreift und die Gummistiefel angezogen. Mit einer Gabel, wie sie auch zum Misten benutzt wird, steigt er in das Regenrückhaltebecken unterhalb der Sportschule in Söven. Der Wolfsbach hat Äste und Zweige in den Rechen vor dem Ablassbauwerk gespült. Die holt Yildirim mit Muskelkraft heraus. Beim Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis absolviert er eine Ausbildung zum Wasserbauer.
Seit dem Vortag ist er mit Flusswärter Rainer Reuther unterwegs, mit vier weiteren Kollegen kontrollieren sie an knapp 200 Stellen die Rechen und die Einflüsse zu Verrohrungen, um sie von Schwemmgut zu befreien. Doch das ist nicht alles, was sie in Vorbereitung auf den angekündigten Starkregen tun. An den offenen Bachläufen und weiteren Becken haben sie gemäht, um Platz zu schaffen für die Wassermassen, die zu erwarten sind.
„Für 500 Quadratkilometer Fläche und Bachläufe mit einer Gesamtlänge von 1600 Kilometern ist der Verband zuständig“, sagt Geschäftsführerin Martina Nöthen. Anders als bei den größeren Gewässern wie der Sieg gebe es für kleinere Wasserläufe so gut wie keine Vorwarnzeiten. Ihre Wasserstände könnten in kurzer Zeit aber dramatisch ansteigen.
Deshalb rät Nöthen dazu, die Ufer frei zu halten von allem, was beweglich ist. Außerdem sollten Entwässerungsanlagen und Abwasserleitungen mit Rückstausicherungen zwei Mal jährlich geprüft werden.
Feuerwehren haben reichlich zu tun
Aber am Mittwoch ist der Regen dann doch so kräftig, dass die Feuerwehren reichlich zu tun bekommen. In Troisdorf müssen die Einsatzkräfte zu zahlreichen vollgelaufenen Kellern fahren, insbesondere im Verlauf der Larstraße sowie an einigen anderen Stellen in Sieglar, Eschmar und Spich.
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Bis 17 Uhr sind es gut 30 Einsatzstellen. Auf dem Willy-Brandt-Ring an der Ecke Spicher Straße stand das Wasser einen halben Meter hoch. Am Einsatzort Yildirims, direkt hinter seinem Transporter, stürzt ein Baum in Hennef-Söven auf die Straße. Ein Polizist ist nur eine Sekunde zuvor mit seinem Auto dort vorbeigefahren. Die Feuerwehr schneidet den Weg frei.
In Lohmar muss ein Haus geschützt werden
Die Frankfurter Straße vor dem Quadenhof in Hennef-Stoßdorf ist halbseitig überschwemmt. Autos werfen beim Durchfahren Gischtfontänen auf die Bushaltestelle. In nahezu allen Kommunen des Kreises werden die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren besetzt.
Kleine Bäche schwellen an und treten aus ihren Betten. In Lohmar muss ein Haus geschützt werden. An Sülz und Agger steigen die Pegel rasant, während der an der Sieg moderat nach oben geht.