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Kur-Theater in HennefTrickfilmkünstlerin spricht mit Schülerinnen und Schülern

Lesezeit 3 Minuten

Eine Skizze für eine Figur entsteht schnell. Doch die Weiterentwicklung bis zur Filmfigur brauche Zeit, betonte Carolin Schweizer.

Hennef – Die 5 D der Gesamtschule Hennef-West stürmte den Balkon des Kur-Theaters. Bei den Schul-Kino-Wochen wollten sie „Fritzi – eine Wendewundergeschichte“ sehen. Das Besondere ihrer Aufführung: Die Character-Designerin Carolin Schweizer war aus Köln an die Sieg gekommen, um mit den Schülerinnen und Schülern über ihre Arbeit an den Figuren zu sprechen. Denn das Werk von Ralf Kukula und Matthias Bruhn ist ein aufwendig gemachter Animationsfilm. Jede Figur ist von Hand gezeichnet, 24 Bilder pro Sekunde. Das erklärte Schweizer den Zehn- bis Zwölfjährigen.

Die Aktion

Die Schulkinowochen NRW gehen 2020 in die 13. Auflage. Bis zum 5. Februar beteiligen sich mehr als 120 Kinos am größten filmpädagogischen Projekt des Landes. Veranstalter sind „Vision Kino – Netzwerk für Film- und Medienkompetenz“ und „Film+Schule NRW“, eine gemeinsame Initiative des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und des Ministeriums für Schule und Bildung. Filmverleiher, Kinotheaterverbände und öffentliche Förderer unterstützen die Schulkinowochen. Schüler zahlen lediglich 3,50 Euro, begleitende Lehrer haben freien Eintritt. (rvg)

Rund 125 000 Bilder sind das für den 86 Minuten langen Streifen. Er erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, von denen eine sich 1989 kurz vor dem Mauerfall mit ihrer Familie in den Westen „rübermacht“. Der Film basiert auf dem Buch von Hanna Schott mit den Illustrationen von Gerda Raidt.

Das Werk erschien 20 Jahre nach dem 9. November 1989. Damals habe es noch keine Kinderbücher zu diesem Thema gegeben, erinnerte sich die 37 Jahre alte Schweizer an den Jahrestag des Mauerfalls 2009. Weitere zehn Jahre dauerte es bis zur Realisierung des abendfüllenden Streifens.

Atmosphäre eingefangen

War es am Anfang noch ein wenig unruhig auf den Rängen, so wurden die Besucher doch schnell in die Geschichte hineingezogen. Sensibel hatten die Macher die Atmosphäre der Wendezeit und ihre Protagonisten dargestellt, viel Mühe insbesondere in Details gesteckt, nicht nur in die Charaktere, sondern auch in die Kleidung. Selbst die Beule am Knie alter Hosen war angemessen ein Stück nach unten gerutscht.

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Aufmerksam verfolgten die Schüler das Geschehen auf der Leinwand, hatten in der anschließenden, von Katrin Giebel moderierten Diskussion zahlreiche Fragen. So wollten sie wissen, welche Figuren die Designerin denn entwickelt habe.

Vor Fünftklässlern schilderte Character-Designerin Carolin Schweizer (rechts) ihre Arbeit.

Schweizer erzählte, sie habe fast alle Hauptdarsteller entworfen. Die Lehrerin Liesegang sei die erste und schwierigste gewesen. Sie sollte nicht nur spitz und gemein sein, sondern auch ihre emotionale und zweiflerische Haltung musste durchkommen.

700 Menschen arbeiten an Trickfilm mit

In den einzelnen Bildern spiegelte der jeweils andere Wurf des Kleides unterschiedliche Stimmungen wider. „Und ja, der Hintern war tatsächlich schwierig“, antwortete sie detailliert. Die Figuren schnell zu zeichnen dauere nicht lange, verriet sie, allerdings habe es mehrere Wochen gedauert, sie als Charakter zu entwickeln. Die Vorlagen der Buchillustratorin durften dabei nicht komplett verändert werden, gleichwohl mussten sie in filmtaugliche Figuren verwandelt werden.

Acht Jahre habe es gedauert, so Schweizer, bis das Geld zusammen gekommen sei, immerhin 5,6 Millionen Euro. „Das ist für einen Animationsfilm low budget“, erläuterte sie, in den USA gehe es erst ab 50 Millionen Euro los. 700 Menschen hätten mitgearbeitet, alles sei eine Teamleistung.

Sie selbst wollte schon als Kind diesen Job haben, hat sich in animierte Figuren verliebt. „Ich lebe und liebe Animationsfilm.“ Lehrer Karl Kampmann fragte vorsichtig an, ob sie etwas zeichnen könne. Da musste er nicht lange bitten, mit wenigen Strichen ließ sie Welten entstehen.