Die Stadt Hennef kann durch Sparen, Gewinne der Werke und Schieben von Kosten ihren Haushalt ausgleichen. Der Bürgermeister stellte einen Doppeletat vor.
Doppeletat für 2025 und 2026Stadt Hennef bekommt mit Haushaltstricks die Kurve
Ein „Wünsch-dir-was“ gebe es im Rathaus schon lange nicht mehr, sagt Bürgermeister Mario Dahm. Soll heißen: Die freie Mittelanmeldung für die Ämter ist Vergangenheit. Auch im Stellenplan ist 2025 erneut eine Nullrunde angesagt. Die Stadt muss den Riemen enger schnallen, um der Pflicht nachzukommen, endlich wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorzuweisen.
Dramatischer Einbruch bei den Schlüsselzuweisungen für Hennef: Drei Millionen Euro weniger
Im Etatentwurf gelingt dies trotz eines laut Dahm unerwarteten wie dramatischen Einbruchs um drei Millionen Euro bei den Landes-Schlüsselzuweisungen. Gleichzeitig steige die Kreisumlage um etwa den gleichen Betrag, und die Stadt müsse mehr Geld für den ÖPNV, Software-Lizenzen, sozialpädagogische Hilfen, Kitas und Offene Ganztagsschulen aufwenden.
Um all das zu bewältigen, wendet Kämmerin Eva-Maria Weber das Instrument des globalen Minderaufwands an: Der Gesamtbetrag der geplanten Ausgaben wird um zwei Prozent (3,7 Millionen Euro) reduziert in der Annahme, dass diese Summe übers Jahr einsparen oder erwirtschaften lässt. Außerdem schöpft die Stadt einmalig die in den vergangenen Jahren gemachten Frischwasser-Gewinne der Stadtwerke ab: 2,7 Millionen Euro.
Außerdem soll die Grundsteuer B angehoben werden; allerdings nicht auf einen Hebesatz von 950 Prozent, wie es in der Finanzplanung 2024 schon vorgesehen war, sondern auf „nur“ 899 Prozent. Am Ende steht auf dem Papier ein Überschuss von 127.000 Euro unterm Strich. „Bei Erreichen dieses Planergebnisses wird die Haushaltssicherung verlassen“, sagt Dahm.
Der Bürgermeister präsentierte dem Stadtrat am Montag einen Doppelhaushalt für die beiden nächsten Jahre. Für 2026 weist der Entwurf trotz der Möglichkeit des globalen Minderaufwands wieder ein Defizit von 2,9 Millionen Euro auf.
Kämmereien können Defizite als Verlustvortrag in die Zukunft schieben
Hier können die Kämmereien der Kommunen in Nordrhein-Westfalen den nächsten Trick anwenden: Das geänderte Haushaltsrecht erlaubt einen Verlustvortrag auf bis zu drei Jahre. Dank dieser „Bilanzierungshilfe“ kann Hennef seine auf 38 Millionen Euro geschrumpfte Allgemeine Rücklage vorübergehend schonen.
Auf rund 42 Millionen Euro (abzüglich Fördermittel) summieren sich die städtischen Investitionen 2025 und 2026. Dicke Brocken sind der begonnene Umbau des früheren Conet-Bürogebäudes zu einer Förderschule, die Fassadensanierung an der Hanftal-Grundschule und am Gymnasium, der Neubau einer Zweifach-Sporthalle in der Hanftalstraße, der Umbau des alten Feuerwehrhauses in Söven zum Dorfzentrum und für die Kastanienschule, die zudem einen Anbau für den Offenen Ganztag bekommen soll.
Auf dem Plan stehen ferner ein Container-Anbau für das Gymnasium, das wegen der Umstellung von G8 auf G9 mehr Platz benötigt, der Neubau einer Kita an der Meiersheide und die Erneuerung von vier Räumen der dortigen Gesamtschule für den naturwissenschaftlichen Unterricht.
Weitere Projekte sind die geplante Fahrradstation am Bahnhof und der Umbau des Park-and-Ride-Platzes am S-Bahn-Haltepunkt Blankenberg zu einer Mobilstation mit Haltestelle für den „Siegtalhüpfer“. Dazu kommen die weitere Sanierung der Stadtmauer und der Bau des Kultur- und Heimathauses in Stadt Blankenberg. Nicht zuletzt fließt Geld in die Feuerwehr, darunter für den Ankauf und Umbau eines Gebäudes am Hossenberg und für eine zweite Drehleiter, die in Uckerath stationiert werden soll.
Der Etat in Zahlen
Im Ergebnisplan für 2025 stehen Erträgen von 179,8 Millionen Euro Aufwendungen von 183,6 Millionen Euro gegenüber. Durch den „globalen Minderaufwand“ (pauschale Einsparung) und ein Plus von 256.500 Euro im Finanzplan ergibt sich ein Überschuss von 127.000 Euro.
Im Ergebnisplan für 2026 liegen die Erträge bei 185,2 Millionen Euro und die Aufwendungen bei 189,6 Millionen Euro. Verrechnet mit dem „globalen Minderaufwand“ und einem negativen Finanzergebnis von 5,1 Millionen Euro ergibt sich ein Defizit von 2,9 Millionen Euro, das als Verlustvortrag in die darauf folgenden Jahre geschoben wird.
Der Hennefer Schuldenberg wächst auf 115,1 Millionen Euro an
Die Netto-Neuverschuldung liegt 2025 bei 3,7 Millionen Euro und 2026 bei 7,6 Millionen Euro. Die Personalkosten machen 31 Prozent der Gesamtaufwendungen aus, die von der Stadt nicht beeinflussbaren Transferkosten rund 39 Prozent. Der Schuldenberg der Stadt wächst von 106,3 Millionen Euro voraussichtlich auf 115,1 Millionen Euro im Jahr 2026 an; darin nicht enthalten sind die Kassenkredite (aktuell 62,2 Millionen Euro) und die Schulden der Stadtbetriebe.
Der Hebesatz für die Grundsteuer A (Land- und Forstwirtschaft) wird 2025 von 430 auf 444 Prozent angehoben; der Hebesatz für die Grundsteuer B (Baugrundstücke) von 855 auf 899 Prozent. 2026 sollen die Grundsteuer A und B nicht steigen. Die Gewerbesteuer bleibt unverändert (525 Prozent).