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TierquälereiSchäfer aus Hennef soll Schafe ohne Betäubung geschlachtet haben

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann geht mit einem großen Messer in einem Pferch mit Schafen zwischen den Tieren.

Die Tierschutzorganisation Aninova aus Sankt Augustin hat Fälle von Tierquälerei aufgedeckt. Eine Videokamera zeichnete auf, wie ein Schäfer aus Hennef seine Schafe schlug, trat und ohne Betäubung in seinem Stall in Asbach schächtet. Er soll die toten Tiere gegen Barzahlung an Kunden verkauft haben, die der Misshandlung beiwohnten.

Die Tierschutzorganisation Aninova aus Sankt Augustin deckte den Fall auf. Der Schäfer arbeitete bei der Biostation des Rhein-Sieg-Kreises.

Ein Mann geht mit einem großen Messer in einen Pferch mit Schafen, packt eins, wirft es auf den Rücken und zerrt es an den Beinen. Andere Männer knien und stellen sich auf das Tier und fixieren es am Boden, während ihm mit dem Messer die Kehle aufgeschnitten wird. Betäubt wurde das Tier zuvor offensichtlich nicht: Es zuckt im qualvollen Todeskampf.

Die Aufnahmen, die versteckte Videokameras zwischen Ende April und Ende Juni in dem Schafstall aufzeichneten, wurden der Sankt Augustiner Tierschutzorganisation Aninova (zuvor Deutsches Tierschutzbüro) zugespielt. Sie liegen dieser Zeitung vor. Darauf zu sehen sollen der Schäfer aus Hennef, Mitarbeitende und Käufer sein, die der Schächtung beiwohnen, dem Schäfer Geld geben und die toten Tiere mitnehmen.

Hennefer Schäfer soll Zulieferer des Skandal-Schlachthofs in Hürth gewesen sein

Aninova-Geschäftsführer Jan Peifer berichtet, erste Hinweise auf den Schäfer und seine Taten habe seine Organisation nach der Schließung des Schlachthofs in Hürth bekommen, in dem ebenfalls Tiere massiv misshandelt und ohne Betäubung geschlachtet wurden. Die Missstände dort hatte das siebenköpfige Team aus Sankt Augustin 2023 aufgedeckt. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen den Betreiber und vier Mitarbeiter, Ende Juli wird voraussichtlich über eine Anklageerhebung entschieden.

Der Schäfer, der aus Hennef kommen soll und für die Biologische Station des Rhein-Sieg-Kreises tätig war, soll den Recherchen von Aninova zufolge einer der Zulieferer des Hürther Schlachthofs gewesen sein. „Es gab einen sehr konkreten Hinweis“, berichtet Peifer. „Das Bildmaterial aus seinem Stall in Asbach wurde uns zugespielt. Die Videos zeigen eindeutig Straftaten.“

Ein Standbild aus einer versteckten Videokamera, die die Missstände in dem Schafstall des Hennefers dokumentierte: Das sterbende Tier liegt hinter der umgeworfenen Futterkrippe auf dem Boden, andere Schafe erleben den Todeskampf mit.

Ein Standbild aus einer versteckten Videokamera, die die Missstände in dem Schafstall des Hennefers dokumentierte: Das sterbende Tier liegt hinter der umgeworfenen Futterkrippe auf dem Boden, andere Schafe erleben den Todeskampf mit.

Das Schlachten eines Tieres ohne Betäubung ist in Deutschland verboten, der Betrieb hat nach Angaben von Aninova auch keine Schlacht-Lizenz. Wie die Videoaufnahmen zeigen, wurden die Tiere in ihren Pferchen getötet, andere Schafe und Lämmer erlebten es mit. Auch sollen der Schäfer und seine Mitarbeiter die Tiere bewusst gequält haben, sie getreten, geschlagen, geworfen und mit einer Eisenstange und einem Holzstab geprügelt haben. „Die Aufnahmen sind nur schwer zu ertragen“, sagt Peifer. Auf Fotos, die der Redaktion vorliegen, sind zudem von Maden übersäte Kadaver im Stroh und Mist zu erkennen.

Tierschutzorganisation Aninova aus Sankt Augustin fordert ein Tierhalteverbot

„Bei dem uns bekannten Betrieb gab es im Rahmen zurückliegender Kontrollen keine Auffälligkeiten“, erklärt Martin Boden von der Kreisverwaltung Neuwied auf Anfrage. Nach dem Übersenden des belastenden Video- und Fotomaterials am Dienstag, 9. Juli, seien sowohl das Veterinäramt Neuwied als auch die Kriminalpolizei eingeschritten. Das Handy des Schäfers soll beschlagnahmt worden sein.

Die Sankt Augustiner Tierschutzorganisation Aninova hat Strafanzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft Koblenz bestätigte auf Anfrage, dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. „Wir fordern ein Tierhalteverbot und haben auch das Ministerium eingeschaltet“, berichtet Geschäftsführer Jan Peifer.

Nach Informationen von Aninova besitzt der Hennefer Schäfer eine große Herde von 1500 Tieren. „Wir haben das Angebot von zwei Schäfern, diese Tiere aufzunehmen“, sagt Peifer. Er habe erfolglos versucht, den Hennefer Schäfer zu erreichen, der laut Auskunft der Koblenzer Staatsanwaltschaft auf freiem Fuß ist.

Tierquälerei: Die Biologische Station des Rhein-Sieg-Kreises kündigte dem Schäfer fristlos

Seinen Job bei der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises in Eitorf jedenfalls ist er seit Dienstag los: Da bekam Leiter Dr. Dieter Steinwarz die Videos zugesendet. Er habe das Material am frühen Morgen bekommen, beim Frühstück, berichtet Steinwarz dieser Zeitung. Ihm sei schlecht geworden. „Eine widerwärtige Tierquälerei, schrecklich!“ Um 7.10 Uhr habe er den Schäfer, der seit zwölf Jahren bei der Station angestellt war, angerufen und ihm gekündigt. Auf der eilig einberufenen Vorstandssitzung sei die sofortige Entlassung bestätigt worden.

Im Auftrag der Biologischen Station pflegten die Schafe die Naturschutzgebiete im Siebengebirge, er habe nie den Eindruck gehabt, dass etwas Tierschutzrelevantes nicht stimme. Im Gegenteil, der Schäfer sei hilfsbereit gewesen. „Auf dem Video habe ich einen ganz anderen Menschen gesehen. Das war furchtbar“, sagt Steinwarz. „Es geht mir nicht mehr aus dem Kopf, wie die Tiere da lagen und zuckten. Ich habe nicht schlafen können.“