Die Kreisverwaltung hat einen Schlachthof in Hürth geschlossen. Der Vorwurf: massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.
Tierschützer fassungslos„Schlachthof-Bilder aus Hürth sind mit das Schlimmste, was ich je gesehen habe“
Diese Nachricht dürfte niemanden kalt gelassen haben: In einem Hinterhof-Schlachthof in Hürth wurden über einen längeren Zeitraum Tiere gequält, andere wurden illegal geschächtet. Das zeigen Videoaufnahmen, die das Deutsche Tierschutzbüro e.V. in dieser Woche veröffentlicht hat. Im Interview spricht der Vorstandsvorsitzende Jan Peifer (42) über den Fall.
Der Betreiber des Schlachthofs in Hürth lässt über einen Unternehmenssprecher mitteilen, dass ihm die betäubungslosen Schlachtungen nicht bekannt seien. Wie bewerten Sie das?
Jan Peifer: Das halte ich für eine Ausrede, denn der Betreiber ist auch selbst auf den versteckten Aufnahmen zu sehen, wie er Tiere misshandelt. Zudem sind die betäubungslosen Schlachtungen sicherlich auch ein Teil des Geschäftsmodells. Als Viehhändler kauft er ausgediente Milchkühe und Schafe vor allem in der Region Eifel auf und schlachtet diese in dem eigenen Schlachthof.
Sie haben mit dem Deutschen Tierschutzbüro e.V. schon in anderen Schlachthöfen erhebliche Verstöße gegen den Tierschutz nachgewiesen, unter anderem 2021 auch in Brühl. Wie ordnen Sie ein, was Sie in Hürth vorgefunden haben?
Die Zustände in dem Betrieb gleichen einem Horrorfilm. Die Tierquälerei in dem Schlachthof ist kaum in Worte zu fassen, es ist sicherlich mit das Schlimmste, was ich jemals gesehen habe.
Auf welchen Beobachtungen fußt Ihr Urteil?
Schafe werden an den Beinen und Schwänzen regelrecht in den Schlachtraum geschliffen, Rinder werden mit Mistgabeln, welche die Tiere teilweise mitten ins Gesicht und in die Augen treffen, getrieben. Immer wieder werden die Tiere getreten, geschlagen und misshandelt. Diesen Menschen fehlt jegliche Empathie für Tiere.
Der Hauptvorwurf richtet sich ja gegen das illegale Schächten. Wie viele der Tiere wurden auf diese Weise getötet?
Die Sichtung des Materials hat ergeben, dass etwa 15 Prozent der Tiere auf illegale Weise geschlachtet worden sind. Insgesamt wurden im Zeitraum vom 25. Dezember bis zum 4. Januar 13 betäubungslose Schlachtungen dokumentiert. Der Schlachthof ist dafür bekannt, dass man sich gezielt ein Tier aussuchen kann, welches dann geschlachtet wird.
Was durchleiden die Tiere dabei?
Deutlich zu sehen sind die Bewegungen der Tiere nach dem Kehlschnitt, die Tiere erleben dies offenbar bei Bewusstsein, es müssen Höllenqualen sein. Rinder werden teilweise 30 Minuten und länger in der Tötungsbox fixiert, die Betäubung mit dem Bolzenschuss erfolgt bei vielen Tieren stümperhaft und nicht zielgerichtet am Kopf. Andere Tiere müssen mitansehen, was ihnen bevorsteht und geraten in Panik. Und was wir in Hürth nachweisen können, ist vermutlich auch Alltag auf anderen Schlachthöfen in Deutschland.
Was ist Ihre Konsequenz daraus?
Wir raten allen Menschen, die solch eine Tierquälerei nicht unterstützen möchten, eine rein pflanzliche Lebensweise. Völlig gleich, ob betäubt oder nicht, Tiere leiden immer im Schlachthof und kein Tier geht freiwillig dort hin.