Imker im Rhein-Sieg-KreisLeute haben Heißhunger auf heimischen Honig
Rhein-Sieg-Kreis – Die Imker im Kreisgebiet könnten dreimal so viel Honig verkaufen, wie sie zurzeit produzieren. „Der Trend zu naturnahen Lebensmitteln aus der Region hat sich durch die Coronazeit noch verstärkt“, berichtet Thomas Rosenau. Der 29-Jährige ist Berufsimker bei der Imkerei Rosenau, Vorsitzender des Imkervereins Troisdorf und arbeitet als Bienenforscher an der Universität Bonn.
Bewusst hat der Agrarwissenschaflter dort nur eine halbe Stelle gewählt, „damit ich mich um die Ernte von meinem regionalen Rheinland Honig kümmern kann“. Rosenau ist einer von wenigen Erwerbsimkern im Kreis, die mehr produzieren, als „von Familie, Freunden und Bekannten abgenommen wird“. In Hofläden, Bäckereien, einer Reihe von Supermärkten und seinem Laden in Altenrath verkauft er das süße Naturprodukt.
Die Frühtracht kommt in die Gläser
Zurzeit wird die Frühtracht in Gläser gefüllt. Das ist der Honig, den die Bienen aus den Blüten seit Mitte März produziert haben. „Im vorigen Frühjahr war nach sechs Wochen alles in den Supermärkten ausverkauft“, erzählt der Imker. Die Freunde heimischen Honigs mussten bis zur Sommertracht im Juli warten.
„Hobbyimker haben im Durchschnitt sechs Bienenvölker“, weiß Rosenau. 40 Kilo pro Volk und Jahr kann unter guten Bedingungen an Ertrag erwirtschaftet werden. Das sind 80 Gläser mit je 500 Gramm Inhalt.
Honigimport hat sich seit 2016 vervierfacht
Noch um das Jahr 1900 konnten die heimischen Imker die Bevölkerung komplett versorgen. Dann jedoch ging der Anteil der Bienenzüchter immer mehr zurück. Das hat dazu geführt, dass nun importiert werden muss. Dazu hat das statistische Landesamt nun Zahlen vorgelegt.
Der Import von Bienenhonig nach Nordrhein-Westfalen hat sich demnach in einem Zeitraum von fünf Jahren fast vervierfacht. 3688 Tonnen Honig im Wert von 22,4 Millionen Euro wurden im Jahr 2020 importiert. Im Jahr 2016 waren es noch insgesamt 968 Tonnen Honig im Wert von 9,1 Millionen Euro gewesen.
Dies entspreche einer Steigerung von 281 Prozent beim Gewicht sowie von 145 Prozent beim Wert, teilte das statistische Landesamt mit. (vr)
Statistisch verbrauche jeder Mensch in Deutschland pro Jahr etwas mehr als ein Kilo Honig, so der Imker. Für den Rhein-Sieg-Kreis mit seinen rund 600.000 Einwohnern müsste also eine gewaltige Menge produziert werden.
Die rund 1000 Imker kommen aber nur auf 180.000 Kilo – viel zu wenig für die Grundversorgung, erklärt Rosenau. Deshalb importieren Großabfüller jede Menge Honig.
Rätselhaft ist für ihn, wie „Dumping-Verkaufspreise“ aus Asien möglich seien. Heimische Ware sei bis zu sechs Mal teurer. Es gebe „hin und wieder Lebensmittelskandale, bei denen der Honig mit Zucker gestreckt würde“. Das sei relativ schnell durch Tests nachweisbar, doch immer wieder würden neue Wege gefunden, diese verbotene Zugabe zu verschleiern.
Imker fördern das Wissen ihrer Kundschaft
Deshalb setzen die Imker im Kreis zunehmend auf die regionale Produktion von qualitativ hochwertigem Honig, da wisse man schließlich die Herkunft und dass der Honig nicht verfälscht sei, so Rosenau. Damit es in Zukunft mehr heimischen Honig gibt, bieten die Imker Kurse an.
Das könnte Sie auch interessieren:
Darin enthalten sind die Schulungsmaterialien und ein eigenes Bienenvolk, das Teilnehmende nach insgesamt acht Terminen als Abschluss erhalten. Der nächste Kurs startet allerdings erst im März. „Aber bei großer Nachfrage können wir auch früher beginnen“, betont Rosenau. Sollten sich langfristig genügend neue Imker finden, dann „könnte vielleicht die Grundversorgung der Bevölkerung mit heimischem Honig wieder hergestellt werden“.
Wer sich für einen Imkerkurs interessiert, kann sich per E-Mail – info@imkerverein-troisdorf.de – an den Imkerverein Troisdorf wenden. Dieser vermittelt Kontakte zu Imkervereinen in der Nähe, daher sollte der Wohnort angegeben werden.