Immer mehr Menschen ab 55 zieht es aus ihren Häusern auf dem Land in Stadtwohnungen. Für wen sich das lohnt und was Interessenten beachten müssen.
ImmobilienmarktSo klappt der Umzug vom Haus auf dem Land in eine Stadtwohnung in Rhein-Sieg
Die Zinsen für Immobilienkredite fallen. Experten gehen davon aus, dass vielleicht bis Ende des Jahres 2024 bei hohem Eigenkapital von über 30 Prozent bei Finanzierungen eine Zwei vor dem Komma steht. Dennoch sind Hypotheken in der Höhe um ein Prozent erst einmal nicht in Sicht. Und doch: Der Immobilienmarkt im Rhein-Sieg-Kreis hat sich geändert.
„Wir beobachten zurzeit, dass Menschen im Alter ab 55 Jahren ihr Haus auf dem Land verkaufen und eine Neubauwohnung im Bereich der großen Städte erwerben möchten“, berichtet Jannis Klutinius von der KSK-Immobilien, ein Tochterunternehmen der Kreissparkasse Köln.
Funktionale Dreizimmerwohnungen seien besonders gefragt. „Das ist eine Größe, die mit dem Verkaufserlös des Hauses gut finanzierbar ist und dabei noch Geld für eine längere Reise oder etwas Besonderes übriglässt“, berichtet der Immobilienexperte für Neubauprojekte.
Das bestätigt auch Fabian Pleuser, Prokurist bei VR-Immobilien, ein Tochterunternehmen der Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Beide Experten sind sich einig, dass diese gesuchten Objekte meist eine Größe um 75 Quadratmetern haben. „Ein drittes Zimmer, auch wenn es klein ist, sollte immer da sein“, so Pleuser. „Vom großen Haus in eine Wohnung mit weniger Platz, ist für viele Paare ein großer Schritt. Sie möchten weiter Rückzugsräume für sich haben.“
Was kosten nun diese Neubauten? Pleuser nennt drei Beispiele: beim Neubauprojekt in der Friedensstraße in Sankt Augustin liegen wir bei rund 5600 Euro pro Quadratmeter, auf der Hauptstraße in Siegburg bei 4700 Euro und bei der Edith-Stein-Straße in Troisdorf bei rund 5600 Euro.
Bei Neubauten in Siegburg, Lohmar, Troisdorf und Sankt Augustin wird auf die Ausstattung geachtet
Ähnlich aufgestellt ist auch die Kreissparkasse. An der Weierstraße in Siegburg kostet der Quadratmeter 6300 Euro; in Troisdorf an der Magdalenenstraße 5300 Euro oder an der Frankfurter Straße 5200 Euro, so Klutinius über aktuelle Planungen. Besonders wichtig sei den Kaufenden, dass die künftigen vier Wände hinsichtlich der Energieversorgung und der Energieeffizienz zukunftsgerichtet geplant seien, so Klutinius. Auch Aspekte der Lebensqualität würden eine Rolle spielen. „Fußbodenheizung, moderne, barrierefreie Badezimmer und Aufzüge gehörten dazu“, ergänzt Pleuser.
Beobachtet haben die Immobilienexperten der KSK, dass Kaufende für ihre Neubauimmobilien eine Lage wünschen, die maximal zehn Kilometer vom bisherigen Wohnort entfernt liegt. „Vielen Menschen ist ein Bezug zur alten Heimat wichtig, und der ist in diesem Umkreis noch gegeben“, so Klutinius.
Der Fokus liege jedoch auf Stadtlagen mit einem guten Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, Kultur und ärztlicher Versorgung. Da lägen Siegburg, Troisdorf, Lohmar und Sankt Augustin im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis im Trend.
Beide Geldinstitute bieten daher entsprechende Objekte an. „Wenn etwas von den Neubauwohnungen passt, empfehlen wir oft, das bisherige Haus sofort zu verkaufen und dort weiter als Mieter zu wohnen“, so Pleuser. Rund 18 Monate Bauzeit müssten eingeplant werden. Diese Lösung hätte den Vorteil, dass der Käufer sich das Haus sichere und die alten Besitzer dort bis zur Fertigstellung seiner neuen Wohnung bleiben könne. „Eine durchaus reizvolle Lösung für beide Parteien.“
Der Preis für gebrauchte Immobilien in Randlagen des Rhein-Sieg-Kreises fällt zurzeit
Junge Familien sind weiter auf der Suche nach Immobilien. Da Neubauten bei fehlendem Eigenkapital nicht finanzierbar seien, „erwerben diese dann die gebrauchten Immobilien in eher ländlicher Umgebung“, berichtet Klutinius. Seltener würde der Weg gewählt, dass eine Eigentumswohnung gekauft wird, um Kapital für einen späteren Hauskauf anzusparen. „Eine Chance für den Neubau sind kleine Häuser mit einer Fläche um rund 100 Quadratmeter“, ergänzt Pleuser.
Sie seien schon um rund 420.000 Euro zu bekommen. Davon gebe es aber zurzeit kaum Objekte auf dem Markt. Zurzeit gehen beide Immobilienexperten bei einer Festzinsvereinbarung von 10 bis 15 Jahren mit Tilgung bei einer jährlichen Belastung von rund 5 Prozent aus. Eine junge Familie mit wenig Eigenkapital müsse da weiterhin gut rechnen. Deshalb würden die Preise für gebrauchte Immobilien in Randlagen zurzeit auch fallen, weil sie andernfalls für diese Zielgruppe kaum finanzierbar seien.
Neubauten in Troisdorf, Siegburg, Lohmar, Sankt Augustin und Niederkassel werden nicht preiswerter
Aufgrund gestiegener energetischer Vorgaben, immer noch hoher Baukosten und der Tatsache, dass einige Projektgrundstücke noch in der Boomphase zu hohen Preisen gekauft und geplant wurden, rechnen Pleuser und Klutinius nicht damit, dass Neubauten in Zukunft deutlich preiswerter werden.
Gleichwohl würden weiterhin interessante, neue Projektentwicklungen umgesetzt. Baugrundstücke auch in exponierten Lagen für Mehrfamilienhäuser seien vorhanden. Mit den Erkenntnissen der vergangenen Monate könne man jetzt bedarfsorientierte Immobilienprojekte entwickeln, die ideal zu den Wohnwünschen der jeweiligen Zielgruppe passen. Es gebe zurzeit „interessante Gespräche“ mit Bauträgern.