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Unwetter in KönigswinterNachbarn helfen beim Aufräumen – Forderung an Bürgermeister

Lesezeit 4 Minuten
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Die Siegburger Straße stand in Uthweiler komplett unter Wasser.

Königswinter – „Man weiß nicht, wo man anfangen soll“, sagte Michael Hecker und zeigte auf den Boden in seiner Firmenhalle. Bis in die letzte Ecke des Fachbetriebs für Schweißtechnik hatten sich Wasser und brauner Schlamm ausgebreitet.

Einen Überblick über den Schaden hatte der Unternehmer, dessen Betrieb im Gewerbegebiet Oberpleis liegt, am Samstagvormittag noch nicht, als er auch mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter ans Aufräumen ging. Das Unwetter von Freitagabend hatte in Königswinter vor allem den kleinen Bergort Uthweiler und das Gewerbegebiet Oberpleis (In der Brückenwiese) stark getroffen.

Zum Glück schienen auf den ersten Blick teure Geräte verschont geblieben zu sein, weil sie auf Paletten gelagert waren, so Michael Hecker. Aber im Büro hatten Schlamm und Wasser die erst vier Wochen alten Büroschränke und teilweise Akten beschädigt. „Wir müssen wohl alles einmal ausräumen, um alles Ecken sauber zu kriegen“, sagte der Unternehmer, der den Schlamm schubkarrenweise wegschaffen musste und die Hilfe der Feuerwehr als „Geschenk“ bezeichnete.

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Am Samstag begannen die Aufräumarbeiten unter anderem auch am ehemaligen Bauernhof von Michael Dahm.

„Wir leisten kameradschaftliche Hilfe“, sagte Michael Klingmüller vom Löschzug Ittenbach der Freiwilligen Feuerwehr, dessen Mitglieder gerade mit Strahlrohren Heckers Außengelände reinigten und die zuvor auch schon bei Baustoffe Klein gleich nebenan jede Menge zu tun hatten. Viele Kameraden des Löschzugs Uthweiler seien selbst von dem Unwetter betroffen, berichtete Klingmüller.

Wassermassen drückten von Feldern auf die Straße

Insgesamt 110 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr waren am Freitagabend ab etwa 20.30 Uhr an mehr als 40 Einsatzstellen gefordert, als der Starkregen über Uthweiler und Oberpleis sowie vor allem Hennef niederging. „Wassermassen drückten von umliegenden Feldern auf die Siegburger Straße“, heißt es im Bericht der Feuerwehr Königswinter.

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„Die Ortsdurchfahrt Uthweiler war nicht mehr passierbar. Bis zu 50 Zentimeter hoch stand hier das Wasser auf der Straße. Mehrere Fahrzeuge fuhren sich im hohen Wasser fest. Es kam zu Motorschäden an Autos. Das Wasser nahm sich den Weg in Richtung Pleisbach.

Viele Keller liefen dabei voll. Gartenanlagen und Bereiche von Straßen wurden unterspült. Kleinere Bäume wurden entwurzelt. Mülltonnen und Geröll wurde mitgespült. Die Gullydeckel hoben sich, und offene Schächte stellten eine Gefahr dar“, so Feuerwehrsprecher Marc Neunkirchen. „Teils stand das Wasser zwei Meter hoch in den Wohnräumen. Mehrere Einheiten waren bis in die Morgenstunden damit beschäftigt Wasser aus Kellern zu pumpen und Straßen wieder passierbar zu machen.“

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Aufräumarbeiten auch im Schweißtechnikbetrieb von Michael Hecker

Ein paar Stunden nach dem Unwetter zeigte Andreas Muß, Mitgeschäftsführer bei Baustoffe Klein und Schwiegersohn der Familie, Königswinters Bürgermeister Lutz Wagner ein Handyvideo, auf dem die Siegburger Straße (L 143) zu einem reißenden Fluss geworden ist und von der aus das Wasser in den Baumarkt und in dem auf dem Gelände stehenden Wohngebäude schoss. Es gibt einige Videos, die das Unwetter zeigen.

Baustoff-Händlerin fordert Bürgermeister zu Taten auf

Schon das dritte Mal sei der Baustoffhandel und Baumarkt seit 1985 von Starkregen betroffen, schimpfte Firmenchefin Doris Klein, die auf allen vieren und mit Putzlappen und Eimer den braunen Schlamm aufzuwischen versuchte. „Es muss was getan werden“, forderte sie an die Adresse des Bürgermeisters. „Der Pleisbach ist nicht schuld!“.

Nach Aufruf via Facebook fast 40 Helfer

„Das war wirklich, wirklich beeindruckend“, sagte Andreas Muß, einer der Geschäftsführer von Baustoffe Klein. Als das Unwetter mit seinen Wasser- und Schlammmassen den Baumarkt im Gewerbegebiet Oberpleis am Freitagabend heimgesucht hatte, habe er über Facebook um Unterstützung gebeten.

35 bis 40 Leute, darunter wildfremde Menschen, seien daraufhin „mit Gummistiefeln und Sack und Pack“ gekommen, um die Inhaber und Mitarbeiter des Baumarkts zu unterstützen, berichtete Muß.

Auch Michael Dahm Junior, der in der Region als „Wurstmichel“ bekannt ist , sprach von „unglaublicher Hilfsbereitschaft“ . Der ehemalige Bauernhof Michael Dahm wurde schwer getroffen, unter anderem wurde im Hof gelagerte Ware beschädigt.

Mithilfe der über Whatsapp und Facebook zusammengetrommelten Freunde und Nachbarn, eines Landwirts mit leerem Gülle-Anhänger sowie der Feuerwehr wurde am Samstag besonders der Schlamm aus den Gebäuden geholt. (csc/rkl)

Nicht Hochwasser habe die Schäden im Baumarkt versucht, vielmehr seien die Wassermassen die Hänge herunter über die Felder und die Siegburger Straße geflossen, und der Kanal habe sie nicht aufnehmen können.

Beim Aufräumen und Saubermachen packten nicht nur bei der Firma Klein alle Mitarbeiter mit an, wie die Chefin betonte. Neben ihrem Schwiegersohn Andreas Muß und der Feuerwehr betonte auch Bürgermeister Lutz Wagner die ausgeprägte Nachbarschaftshilfe. „Die sozialen Netzwerke funktionieren, die Leute helfen sich gegenseitig. Es gibt eine große Hilfsbereitschaft.“

Feuerwehrsprecher Marc Neunkirchen, betonte, dass sich viele Nachbarn mit eigenen Pumpen halfen. „Landwirte unterstützten mit Traktoren und räumten Geröll von den Straßen.“