Bahnübergang in KönigswinterWeg zum Drachenfels führt künftig unter der Bahn durch
Königswinter – Dafür, dass Jahrzehnte diskutiert und verhandelt wurde, ging der vorerst letzte formale Akt ziemlich flott über die Bühne: Eine Unterschrift von Bürgermeister Lutz Wagner im letzten von insgesamt 15 dicken Aktenordnern und die Eisenbahnkreuzungsvereinbarung war am Dienstagmittag unterzeichnet. Ein „absoluter Meilenstein für die Altstadt“ sei das Dokument, und deshalb hat das Stadtoberhaupt nach eigenen Angaben ganz bewusst den Akt am Bahnübergang Drachenfelsstraße vollzogen – Open-Air.
Denn durch die Umsetzung des Eisenbahnkreuzungsvereinbarung verschwindet der (inzwischen nur noch für Fußgänger passierbare) Bahnübergang und wird durch eine Unterführung ersetzt – ein rund 16 Millionen Euro teures Projekt, an dem für Königswinter viel hängt. Die Neuordnung des innerstädtischen Verkehrs zum Beispiel, etwa durch den Bau der Entlastungsstraße.
Aber auch die Bebauung der einstiegen „Bobby-“ und „Rheingold“-Grundstücke links und rechts der Tourismusmeile, benannt nach den früher dort stehenden Lokalen. Die Stadtverwaltung sei wegen der Flächen schon jetzt in strategischen Überlegungen mit der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG) und der Tourismus GmbH, sagte Königswinters Technischer Dezernent Theo Krämer.
2024 wird der Bahnverkehr für eine knifflige Aktion gestoppt
Aber erstmal kommen die Jahre der Baustellen auf die Altstadt zu, die mit dem laufenden Kanalbau in der Drachenfelsstraße schon begonnen haben. Mitte bis Ende 2022 sollen die Bagger für den Bau der Unterführung anrücken, die bis Ende 2025 fertig sein soll. Dabei dreht sich alles um die „Stunde Null“ (Krämer), die unverrückbare Sperrpause im Jahr 2024, wenn die rechtsrheinische Bahntrasse für 24 Stunden lahmgelegt wird, um das neue Bauwerk unter sie durchzuschieben.
Läuft die Vermarktung der „Bobby-“ und der „Rheingold-“Fläche glatt, könnte sich direkt der Bau neuer Häuser anschließen. Der Bebauungsplan für das nördlich der Drachenfelsstraße liegende „Bobby“-Gelände sieht eine Drittelung aus Wohnbebauung, Parkplätzen und Grünanlage vor.
Bund, Land und Bahn tragen Kosten für den Tunnel
Dass es mit der Eisenbahnkreuzungsvereinbarung lange gedauert hat, erweist sich rein finanziell gesehen am Ende als Glücksfall für die Stadt und ihre Steuerzahler. Ursprünglich hätte die Stadt ein Drittel der Gesamtkosten übernehmen müssen, nach einer Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes seit März 2020 tragen Bund, Land und Bahn die kompletten Kosten.
Ersparnis für die städtischen Steuerzahler: Rund 3,8 Millionen Euro. Dennoch bleibt einiges für sie übrig. Nicht nur rund 477.000 Euro für Kosten, die vor der Gesetzesänderung angefallen sind. Vor allem rund zwei Millionen Euro für die städtebaulich anspruchsvolle Gestaltung des sogenannten Aufgangsbauwerks, über das Bürger und Touristen künftig westlich der Bahn barrierefrei über Rampen (oder Treppen) Richtung Drachenfels gelangen können.
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Dabei setzt die Stadt die Ergebnisse eines Wettbewerbs um. Diese Kosten muss sie komplett selbst tragen, weil Bund, Bahn und Land quasi nur die Kosten für eine Standardunterführung übernehmen (Fiktiventwurf), nicht aber die für eine aufwendigere Lösung (Verwaltungsentwurf).
Die Stadt kann aber Städtebaufördermittel beantragen, wonach es 60 Prozent Zuschüsse geben würde. Laut Albert Koch, Geschäftsbereichsleiter Tief- und Gartenbau, konnte man gegenüber den jetzigen Finanziers der Unterführung durchsetzen, dass sie sieben statt der üblichen fünf Meter breit wird. Begründung: Die vielen Touristen beziehungsweise Ausflügler, die zeitweise vom Rhein zum Drachenfels und zurück strömen.