Baulücken in KönigswinterTheoretisch gibt es Platz für bis zu 2000 neue Wohnungen
Königswinter – In der Drachenfelsstadt Königswinter könnten allein durch die Nutzung von Baulücken theoretisch bis zu 2000 Wohnungen gebaut werden. Das geht aus einer Untersuchung der Stadt über die „Wohnbauflächenreserven“ hervor, die im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (FNP) erstellt wurde und die jüngst dem Ausschuss für Stadtentwicklung vorlag.
Das Gremium beschloss nach Angaben des Vorsitzenden Michael Ridder, dass die Verwaltung eine Übersichtskarte auf ihrer Homepage veröffentlich en soll, auf der die Bauflächenreserven dargestellt werden.
Sie gibt allerdings Bauwilligen nur einen ersten Überblick über die jeweiligen Reserveflächen – konkret geht es um Baulücken (unbebaute, aber größtenteils erschlossene Flächen) und geringfügig genutzte Baugrundstücke (etwa für Stellplatz oder Gartenhaus) – und enthält keine grundstücksbezogenen Daten, stellte die Verwaltung in ihrer Vorlage klar. Zudem ließen sich aus der Veröffentlichung „keinerlei planungs- und bauordnungsrechtlichen Ansprüche“ ableiten.
Stadtratskoalition für moderates Wachstum
Der Wohnungsbau ist – wie in der ganzen Region Bonn/Rhein-Sieg – auch in Königswinter seit langem ein Thema. Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) wird als ein Leitziel für die Stadt die „Bereitstellung von ausreichendem, bedarfsgerechten, bezahlbaren, differenzierten und qualitätsvollen Wohnraumangeboten in allem Marktsegmenten beziehungsweise für alle Bevölkerungsgruppen“ formuliert.
Im Handlungskonzept Wohnen, das aus dem Jahr 2017 stammt und in dem eine maximale Einwohnerzahl von 46.000 (heute sind es laut NRW-Landesbetrieb Information und Technik rund 41.000) als Ziel genannt wurde, steht, es „sollten die derzeitigen Wohnbaupotenzialflächen in Königswinter zügig für die Altersgruppen entwickelt und angeboten werden, die in Königswinter im Vergleich mit dem übrigen Rhein-Sieg-Kreis unterrepräsentiert sind: die 30-bis 40-Jährigen (...).“
Zehn-Jahres-Bilanz
In den Jahren 2011 bis 2020 wurden laut Bericht der Stadtverwaltung über die Wohnbauflächenreserven insgesamt 274 Baulücken und geringfügig genutzte Flächen (zusammen etwa 18,6 Hektar) für Wohnungsbau genutzt. Demnach entstanden dort etwa 425 neue Wohneinheiten. Hinzu kamen 410 neue Wohneinheiten, die etwa durch Umnutzung von Gewerbe- oder Brachflächen sowie durch Nachverdichtungen verwirklicht wurden. Damit sind im sogenannten Innenbereich 835 neue Wohneinheiten entstanden.
Hinzu kommen dem Bericht zufolge im Außenbereich 349 neue Wohneinheiten, die vor allem in den Neubaugebieten am Limperichsberg, im Park Lichtenberg und am Taubenbergweg gebaut wurden. (csc)
Im Koalitionsvertrag von Königswinterer Wählerinitiative (KöWI), SPD und Grünen, die seit einem Jahr eine Mehrheit im Stadtrat haben, bekennen sich die Partner zu einem moderaten Wachstum der Stadt, „um der erheblichen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum gerecht zu werden“. In Königswinter gebe es formal noch rund 80 Hektar bebaubare Flächen im Innenbereich, die vorrangig betrachtet werden müssten. Und in dem Papier wird als Maßnahme die „Aktivierung von Baulücken forcieren“ genannt.
Und von denen gibt es offenbar einige. „Zum Stichtag (31. Dezember 2020) waren noch 701 unbebaute Baulücken mit einer Fläche von circa 53,1 Hektar im gesamten Stadtgebiet vorhanden“, hat die Verwaltung in ihrem Bericht ermittelt. Hinzu kämen 137 geringfügig bebaute Flächen (10,3 Hektar) sowie 41 Baulücken in den Neubaugebieten Am Limperichsberg und am Taubenbergweg (2,3 Hektar).
Insgesamt könnten 879 Flächen mit etwa 65,7 Hektar Fläche „wohnbaulich genutzt werden“. Je nach Dichte der Bebauung könnten dort 1500 oder sogar 2000 Wohnungen entstehen. Theoretisch.
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Denn, auch das schreibt die Stadtverwaltung in ihrer Untersuchung, in der Praxis hänge die Mobilisierung von Bauland von der Bereitschaft der Eigentümer ab, ihre Grundstücke selbst zu bebauen oder aber zu verkaufen. Dem stünden jedoch oft persönliche Gründe entgegen, beispielsweise andere Preisvorstellungen, die eigene Nutzung der Flächen als Garten oder auch das Zurückhalten von Baugrundstücke für die nachkommende Generation (Kinder/Enkel).
„Potenzial ist vielen Menschen nicht klar“
Michael Ridder, der Vorsitzende des Planungsausschusses, begrüßt die geplante Veröffentlichung der Reserveflächenkarte, weil sie deutlich mache, wie viel Potenzial es in Königswinter noch gebe. Ridder: „Das ist vielen Menschen nicht klar.“
Nicht zuletzt spielt bei den Untersuchungen der Klimaschutz eine Rolle. Die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage: „Die Ermittlung der kleinteiligen Bauflächenreserven im bereits bebauten Bereich stellt eine wichtige Informationsgrundlage dar, die einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Freiflächenverbrauchs, zur effizienten Nutzung vorhandener Infrastrukturen und zum Erhalt klimarelevanter Freiflächen leisten kann.“