AboAbonnieren

„Habe zu diesem Schwachsinn nichts zu sagen“Opernstar Edda Moser übt scharfe Kritik an Gendersprache

Lesezeit 4 Minuten
Opernsängerin Edda Moser

Opernsängerin Edda Moser organisiert vom Wohnsatz in Rheinbreitbach aus ein Festspiel deutscher Literatur und Musik.

Schuld am Verfall der deutschen Sprache hätten auch die Eltern und Lehrer, meint die Rheinbreitbacherin.

Edda Moser zählt zu den größten Opernsängerinnen des vergangenen Jahrhunderts, war auf den wichtigen Bühnen der Welt zuhause. Sie sang an der Seite eines Nicolai Gedda, Luciano Pavarotti oder Placido Domingo, mit dem sie bis heute eine „tiefe Freundschaft“ pflegt. Ihre Stimme der „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte ist in den Raumsonden Voyager I und II seit 47 Jahren in den Weiten des Universums unterwegs, hat sich mittlerweile 24 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt.

Zeitlebens beschäftigte sich die Opernsängerin, die in Rheinbreitbach in direkter Nachbarschaft zum Rhein-Sieg-Kreis lebt, zudem „mit der herrlichen deutschen Literatur“, was sie letztlich zur glühenden Verfechterin ihrer Muttersprache werden ließ. Das machte sie mit beharrlichem Engagement und Durchsetzungswillen. Gut 20 Jahre nach ihrem Karriereende gründete sie das „Festspiel der deutschen Sprache“, deren künstlerische Leiterin sie bis heute ist.

Edda Moser gibt Eltern und Lehrern Schuld am Verfall der Sprache

Prägend sei hierbei ein Erlebnis aus ihrer Zeit an der New Yorker Metropolitan Opera gewesen. Viele ihrer Bewunderer und Sponsoren seien Juden gewesen. „Die haben so wunderbar Deutsch gesprochen mit einer unaufdringlichen Attitüde“, erinnert sie sich. „Die deutsche Sprache ist unser portatives Heimatland“, habe man Mosers Bewunderung kommentiert, dass „Menschen vor dem Hintergrund, unter bittersten Voraussetzungen das Land verlassen haben zu müssen, so ein schönes Deutsch sprechen“.

Die Realität „mit vielen Anglizismen, schlechter Grammatik und nachlässiger Diktion“ habe sie nach der Rückkehr in die Heimat eingeholt, berichtet die Rheinbreitbacherin: „Da hörte ich Highlight, Event und okay. Seid ihr alle von Gott verlassen, habe ich denen gesagt.“

Stereotype Ausflüchte wie „Na ja man spricht heute so“ festigten ihren Entschluss, tätig zu werden. „Es ist eine solche Schande“, sagt sie kopfschüttelnd, „und Schuld haben da auch die Eltern und die Lehrer.“ Warnend greift sie zum Pathos: „Wenn wir unsere Sprache verlieren, sind wir niemand mehr, und Deutschland ist im Moment am Boden.“

Genscher unterstützte die Opernsängerin bei der Gründung des Fetsspiels

Sie hatte später Hans-Dietrich Genscher kennengelernt, ihn angesprochen auf „diese Deutschen, die unsere deutsche Sprache in derartiger Weise mit den Füßen treten“. Genscher habe ihre Empörung geteilt und unterstützte ihren Vorschlag, das Festspiel zu gründen, „wo wir die alte deutsche, hochberühmte Literatur lesen“. Genscher habe als Festspielort sogleich das sachsen-anhaltinische Bad Lauchstädt vorgeschlagen. „Da haben wir das Goethe-Theater mit seinem herrlichen Festsaal“, zitiert die Sopranistin den einstigen Außenminister.

Edda Moser 2008 zwischen Otto Schenk, Axel Milberg, Maximilian Schell, Udo sammle (v.l.) Bild Moser

m Dienst der Literatur: Edda Moser mit den Schauspielstars (v.l.) Otto Schenk, Axel Milberg, Maximilian Schell und Udo Samel.

Die Suche nach Förderern aus der Wirtschaft und Unterstützern aus der Politik nahm Moser selbst in die Hand. Dabei ging sie auch unkonventionelle Wege, schrieb persönliche Briefe oder rief direkt an. So fand sie unter anderem beim ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel oder Sachsen-Anhalts damaligem Ministerpräsident Wolfgang Böhmer Gehör. Nachfolger Reiner Haseloff, mittlerweile ein „guter Freund“, stehe ebenfalls zu der Veranstaltung, verrät die gebürtige Berlinerin.

Nach der Premiere 2006 in Rudolstadt findet seitdem im Herbst jedes Jahres das Festspiel in dem Gebäude statt, dessen Realisierung Mit-Finanzier Goethe einst vorantrieb. Bühnen- und Filmgrößen wie zum Beispiel Corinna Harfouch, Axel Milberg, Katharina Thalbach, Maximilian Schell, Ulrich Matthes, Dominique Horwitz, Hanna Schygulla oder Cornelia Froboess standen seitdem bei den „szenischen Lesungen klassischer Dramen“ auf der Bühne. Die reichten bislang von „Faust“ und „Die Räuber“ bis zu „Der zerbrochene Krug“, „Nathan der Weise“, „Maria Stuart“ oder „Torquato Tasso“.

Moser wählt die Künstler für ihr Festival mit großer Bedacht aus

Umrahmt werden die Lesungen bei den dreiwöchigen Festspielen von einem Rahmenprogramm aus Konzerten, Liederabenden, Gesprächsrunden, Podiumsgesprächen. Die Frage, ob denn in einer solchen Gesprächsrunde irgendwann Gendern das Thema sein könnte, beantwortet Edda Moser energisch: „Kommt überhaupt nicht in Frage. Man hat mich gefragt, ich sagte: Ich habe zu diesem Schwachsinn nichts zu sagen.“

„Glücklich“ ist die Kästner-Verehrerin über die Unterstützung aus dem 450 Kilometer entfernten Bad Lauchstädt. „Bienenfleiß“ bescheinigt sie Geschäftsführer René Schmidt, mit dem sie das Programm zusammenstellt. Den Wunsch der Schauspieler nach einem Regisseur schlug sie aus: „Der Regisseur ist die Sprache, der Chef ist das Wort. Nur die Sprache spielt hier eine Rolle, die Schauspieler haben dahinter zu stehen und das, was geschrieben ist, zu interpretieren, damit die Leute den Urgedanken verstehen.“

Moser wählt die Künstler mit Bedacht aus: „Wir holen Leute, die etwas zu sagen haben, die Farbe in der Stimme und eine gute Diktion haben.“ Die Frage, ob sie schon mal über eine Nachfolgerin nachgedacht habe, beantwortet sie kurz und bündig: „Herr Schmidt hat mir das verboten.“