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Wohncontainer200 Bürger bei Infoveranstaltung zu Unterkunft für Geflüchtete in Königswinter

Lesezeit 4 Minuten
Zahlreiche Menschen sitzen in einem Saal und hören einem Mann mit Mikrofon zu.

Auf großes Interesse stieß die Bürgerversammlung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in Thomasberg.

Neben einer Sporthalle in Thomasberg sollen Wohncontainer für etwa 50 geflüchtete Menschen aufgestellt werden.

Sorgen und Verunsicherung, aber keine absolute Ablehnung – so lässt sich die Stimmung zusammenfassen bei einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend in Thomasberg.

Auf Einladung des Bürgervereins informierte die Stadtverwaltung rund um Bürgermeister Lutz Wagner und seiner Dezernentin Heike Jüngling über den Plan von Rat und Verwaltung, neben der Sporthalle an der Straße Am Limperichsberg Wohncontainer für etwa 50 geflüchtete Menschen aufzustellen.

Bürger fürchtet Entstehung eines sozialen Brennpunktes

„Sie schaffen mit Anlauf einen sozialen Brennpunkt“, warnte ein Bürger im Franz-Unterstell-Saal, in den deutlich mehr als 200 Einwohner des Ortes gekommen waren. Er bekam dafür Applaus.

Aber das galt beispielsweise auch für Jochen Beuckers vom Forum Ehrenamt, der um Verständnis für die Geflüchteten warb: „Wir haben es mit Menschen zu tun, die unsere Hilfe brauchen, weil sie hier neu und fremd sind.“

Stadt Königswinter will Straßenbeleuchtung nahe der Unterkunft verbessern

Vor allem das Thema Sicherheit beschäftigt offenbar viele Thomasberger. Die Straße Am Limperichsberg sei oberhalb der Turnhalle komplett ohne Beleuchtung, betonte eine Anwohnerin. „Dort ist es stockfinster.“

Heike Jüngling sagte aber zu, die Stadt werde natürlich für eine Beleuchtung sorgen, und zwar grundsätzlich so, wie die Nachbarn der künftigen Unterkunft das wollten. Die Menschen, die auf der Flucht sind, seien oft traumatisiert, sagte ein Anwohner. Wie stehe es um Therapien und Begleitung?

Im Fachbereich Asyl würden dafür extra Sozialarbeiterinnen beschäftigt. Dass es nur dreieinhalb Stellen für mehr als 500 Geflüchtete sind, räumte die Stadtspitze ein, stellte aber auch klar: „Damit sind wir die am besten ausgestattete Kommune im Rhein-Sieg-Kreis“, so Sozialdezernentin Heike Jüngling.

„Viele sind verunsichert“, gab eine Bürgerin die Stimmung wieder. Da würde es schon helfen, wenn die Polizeiwache in Oberpleis wieder rund um die Uhr besetzt würde. Doch da machte Polizeirat René Distelrath wenig Hoffnung.

Standort war vor acht Jahren schon mal für Flüchtlingsunterkunft im Gespräch

Er verwies vielmehr darauf, dass Beamte der Bonner Polizei und ihrer Wache Ramersdorf den gesamten Bergbereich bestreiften. Die Region sei zudem nicht auffällig, was die Kriminalitätsbelastung angeht. „Wie steht es um ein Integrations- und Sicherheitskonzept?“, fragte ein Thomasberger, schließlich habe die Stadt dafür acht Jahre Zeit gehabt.

Denn 2016 war das Grundstück neben der Turnhalle schon mal als Containerstandort für Flüchtlinge ausgeguckt worden. Damals wurden bereits alle Versorgungsleitungen verlegt, wie Stefan Sieben, der Leiter des Geschäftsbereichs Grundstücke und Gebäude, sagte.

Große rote und orange Kabel liegen übereinander, im Hintergrund stehen Baucontainer

Derzeit als Lagerplatz von einer Firma genutzt, die in Königswinter Glasfaserkabel verlegt: Der Standort für die Wohncontainer Am Limperichsberg.

Das ist indes auch ein Grund dafür, dass die Stadt jetzt wieder auf Thomasberg gekommen ist. Dort lassen sich die Unterkünfte schnell umsetzen. „Wir sind ständig auf der Suche nach besseren Lösungen“, betonte Bürgermeister Lutz Wagner.

Es dauere aber zwei bis drei Jahre, bis Baurecht für ein Grundstück geschaffen werden könne. Thomasberg sei „von allen Lösungen die am wenigsten schlechte“. Heike Jüngling hatte zu Beginn der Versammlung erläutert, dass Königswinter derzeit 548 Personen in städtischen Unterkünften betreut und nach dem Königsteiner Schlüssel noch 60 Geflüchtete aufnehmen müsse.

Die Kapazitäten in den jeweiligen Standorten seien aber nahezu erschöpft. Man nutze inzwischen sogar die Turnhalle Palastweiher. Jüngling: „Das wollten wir eigentlich nach 2015 nie wieder machen“. 2,3 Millionen Euro hat der Stadtrat für die Wohncontainer in Thomasberg bewilligt, die voraussichtlich Mitte 2025 bezogen werden können und von einem Unterkunftsleiter betreut werden.

Die Baugenehmigung sei auf drei Jahre befristet, sagte Heike Jüngling. Sie räumte aber direkt ein, dass eine Verlängerung möglich sei. Und zwar, wie lange? „Zum Zeitraum können wir Ihnen nichts Verbindliches sagen“, betonte Lutz Wagner. Man wisse schlicht nicht, wie die weltpolitische Lage im Jahr 2028 aussehen werde. Aber die Stadt Königswinter werde „alles tun, damit in Thomasberg kein sozialer Brennpunkt entsteht. Das kann ich verbindlich zusagen“.


Zahlen und Unterkünfte

In den städtischen Unterkünften sind zurzeit 548 geflüchtete Menschen untergebracht. Ende des Jahres 2021 waren es noch 215 Personen. Und im Jahr 2015, dem Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise, waren es 433. Von den 548 Geflüchteten sind 177 Kinder. In der Unterkunft in Stieldorf leben 146 Menschen, in der Kurfürstenstraße (ehemaliges Altenheim) 178, in Oberpleis 66 und in Eudenbach 19.

Vorübergehende Unterkünfte gibt es unter anderem im Stadtgarten in den WWG-Gebäuden (53 Personen), die aber voraussichtlich aber nur noch bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen, oder in der Turnhalle Palastweiher (37 Personen). An der Humboldt-Straße in Oberpleis wird die Containeranlage gerade auf- und ausgebaut. Dort entsteht Platz für 80 Menschen. Am Limperichsberg in Thomasberg sollen etwa 50 Geflüchtete unterkommen. Alle Angaben stammen von der Stadt Königswinter. (csc)