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Königswinter250 Jahre alte Buche im Siebengebirge fällt Borkenkäfer und Sturm zum Opfer

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Roland Steinwarz schneidet den Stamm auf.

Roland Steinwarz schneidet den Stamm des beschädigten Baum auf.

Um mehr über die Geschichte zu erfahren, schnitten Biologen eine Scheibe aus dem Stamm, der am Fuß einen Durchmesser von 1,06 Metern hat.

Eine einst rund 30 Meter hohe und jetzt umgestürzte Rotbuche in Königswinter ist ein stummer Zeitzeuge des Weinanbaus in der Region. „Indirekt wurde sie im Winter vorigen Jahres ein Opfer der Borkenkäfer“, berichtet Barbara Bouillon von der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises. Ein Fichtenforst habe der altersschwachen Buche in den vergangenen Jahrzehnten Schutz vor Wind und Wetter gegeben. Durch den Borkenkäfer seien die benachbarten Bäume allerdings so geschädigt worden, dass sie der Buche keine Deckung mehr geboten hätten.

Schnitt durch eine Rotbuche, deren Samen im Jahr 1783 in die Erde kam.

Im Jahr 1783 begann die Rotbuche zu wachsen. Im Jahr 2023 starb sie.

Sie brach bei den Stürmen im Winter zusammen. Um ihr genaues Alter zu bestimmen, schnitten die Biologen jetzt eine Scheibe aus dem Stamm, der am Fuß einen Durchmesser von 106 Zentimetern aufweist. Eine erste Untersuchung brachte Erstaunliches zu Tage. „Die ersten 80 Jahre muss der Baum extrem wenig Nahrung gehabt haben“, urteilt Bouillon. Die Jahresringe seien extrem dünn.

Bouillon erklärt sich das damit, dass der Boden durch die in dieser Zeit übliche Streunutzung nahezu ausgemagert gewesen sei. „Die Menschen haben alles, was sich um den Baum herum am Boden befand, eingesammelt“, berichtet sie.

Die Rotbuche aus Königswinter hatte in den ersten 80 Jahren ihres Lebens viel zu wenig Nahrung bekommen

Das Material aus Ästen, Blättern und Gras sei als Streu für die Tiere im Stall genutzt worden. „Nach dem Ausmisten kam die Mischung auf die Weinberge und sorgte dafür, dass die Reben ausreichend Nahrung bekamen.“ Diese wichtige Biomasse habe dem Baum jedoch gefehlt. Die Möglichkeit, dass die Rotbuche eng zusammen mit anderen Bäumen gestanden und deshalb in den ersten acht Jahrzehnten wenig Sonne bekommen haben könnte, schließt sie aus.

An den Jahresringen erkennt man, dass im Jahr 1904das letzte Mal Zweige für den Weinbau geerntet wurden.

Der Schnitt durch einen Hauptast zeigt, dass 1904 das letzte Mal Zweige für den Weinbau geerntet wurden.

Die Biologin vermutet, dass die im Jahr 1783 gekeimte Pflanze zum Kloster Heisterbach gehörte und dem Weingut Sülz in Oberdollendorf zur Verfügung stand. Winzer nutzten die kleinen Äste der Rotbuche, um daraus Stöcke zum Anbinden Reben zu gewinnen. Deshalb brauchte jeder Weinberg unbedingt große Waldflächen, aus denen sie gewonnen wurden. Die Schnittfläche an einem Hauptast in rund 1,80 Meter Höhe zeigt, dass diese Nutzung um das Jahr 1904 herum eingestellt wurde.

Gut Sülz in Oberdollendorf war früher ein bedeutendes Weingut in der Region Köln und Bonn

Die Ursprünge von Gut Sülz an der Bachstraße 157 gehen auf das Jahr 966 zurück. Im 13. Jahrhundert befand es sich im Besitz des Klosters Heimbach. Es wurde zu einem bedeutenden Weingut in der Region. Im Jahr 1834 erwarb die Kölner Bankiersfamilie Mertens-Schaaffhausen das Ensemble.

Nach dem Tod ihres Mannes Joseph Ludwig 1842 musste seine Ehefrau Sybille die „Sülze“ aus finanzielle Gründen verkaufen, wie Christiane Lamberty im Wanderführer „Zwischen Wingert und Busch“ schreibt. Heute wird auf dem Gut kein Wein mehr produziert, seit dem Jahr 1967 konzentriert man sich dort auf einen reinen Gastronomiebetrieb.

Die Zukunft der frisch geschnittenen Baumscheibe ist derzeit noch ungewiss. „Es könnte sein, dass sie bald reißt“, berichtet Bouillon. Der Stamm wurde bewusst quer zur Längsachse geschnitten. Man erhält so das Hirnholz, das Jahresringe als Kreise oder Kreissegmente zeigt. Bretter für die weitere Nutzung des Holzes werden dagegen längs geschnitten, damit sie nicht reißen.