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Eselsfiguren am RheinuferBildhauer Ernemann Sander aus Königswinter wäre jetzt 100 Jahre alt

Lesezeit 3 Minuten
Bronzeplastik Cäsarius von Heisterbach von  Ernemann Sander in Königswitner-Oberdollendorf

Bronzeplastik Cäsarius von Heisterbach von Ernemann Sander in Königswitner-Oberdollendorf

Der bekannte Künstler wurde 1925 in Leipzig geboren und lebte lange Zeit in Königswinter. Er hinterließ in der Region zahlreiche Kunstwerke.

Wer kennt sie nicht, die kleinen Eselchen am Rheinufer in Königswinter? Diese Bronzeplastik ist von dem 2020 verstorbenen Bildhauer Ernemann Sander geschaffen. Der 1925 in Leipzig geborene Künstler lebte mehr als 50 Jahre lang in Oberdollendorf und hat in der Region seine künstlerischen Spuren hinterlassen. Am 18. April 2025 jährte sich zum 100. Mal sein Geburtstag.

Esel-Kunstwerke Enemann Sander

Esel-Kunstwerke Enemann Sander

Ernemann Sander sind Skulpturen wie der Caesarius von Heisterbach in Oberdollendorf, die Schutzmantelmadonna in der Chorruine Heisterbach, der Archimedes in Oberpleis am Schulzentrum, ebenso aber auch die Drei Grazien am Dreieck in Bonn oder die Martinreliefs an der Stiftsmauer des Bonner Münsters zu verdanken. Für die um 1980 eingerichtete Fußgängerzone in Bad Honnef schuf er den Tierbrunnen aus Muschelkalk, 1996 erhielt er die Macke-Medaille der Stadt Bonn.

Erste Einzelausstellung fand während des Krieges 1944 statt

Sander pflegte zu sagen: „Meine Themen sind Menschen oder Tiere, die Kreatur. Deshalb habe ich mich nie in abstrakte Dinge eingemischt.“ Der Künstler, der an einem traditionellen Realismus festhielt, hatte 1941 sein Studium an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar begonnen. Die Bauhausjahre waren in der NS-Zeit in Weimar längst vorüber, und hier ging es wieder traditionell zu. Sein Lehrer war der Tierzeichner Walther Klemm.

Zwei Jahre später wurde Sander zur Wehrmacht einberufen. Seine erste Einzelausstellung fand während des Krieges statt, 1944 im Jenaer Kunstverein. Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft studierte Sander 1947 in Weimar weiter, musste sein Studium aber aus ideologischen Gründen abbrechen.

Ernemann Sander war 1957 bis 1983 Vorsitzender der Künstlergruppe Bonn

1999 erzählte er einmal, Walter Ulbricht wäre vor einem seiner Reliefs gestanden und hätte gesagt, das sei ideologisch eine andere Position. Sander fuhr fort: „Wir aber stellten fest, dass die Kunst sich zunehmend zu einem ,Stiefelglanzrealismus' verengte.“   Fortan war Sander in Jena als freischaffender Künstler tätig. 1948 wurde er zum Vorsitzenden des Verbandes Bildender Künstler in Jena gewählt, der damals „Sparte 17 im Gewerkschaftsbund“ hieß. 1949 publizierte er dort eine Mappe mit zehn Aktzeichnungen. 1951 verließ er die DDR , ging nach West-Berlin und von dort 1955 nach Bonn, wo sein Vater Friedrich Wundt, der letzte Assistent von Wilhelm Wundt, an der Bonner Universität lehrte.

Ernemann Sander hatte zunächst im Florentiusgraben ein bescheidenes Atelier. Von 1957 bis 1983 war er Vorsitzender der Künstlergruppe Bonn. Ab 1963 wohnte er in Oberdollendorf, wo er ein Haus in der Laurentiusstraße nach seinen Bedürfnissen einrichten konnte. Zuletzt lebte er in einem Seniorenheim in Bad Godesberg, wo er im Dezember 2020 im Alter von 95 Jahren an den Folgen einer Corona-Erkrankung starb. Auch durch seine Zeichnungen wurde er bekannt.

Mehrere tausend Blätter entstanden mit der Zeit, teils mit Tuschefeder, teils als Pinselzeichnungen oder als Aquarelle und Gouachen. Er pflegte in regelmäßigen Sitzungen – auch mit Modellen – die reine Konturzeichnung des 19. Jahrhunderts mit wenigen treffsicheren langen Linien. „Der Bildhauer braucht das Aktzeichnen wie die Luft zum Atmen“, meinte er einmal. „Ich mache nicht Kunst mit einem Verfallsdatum“, fügte er hinzu: „Mein Kunstbegriff hat etwas mit der gesteigerten Natur zu tun, nicht mit dem platten Modernen.“


Kostprobe im Siebengebirgsmuseum

Der Künstler Ernemann Sander steht im Mittelpunkt der Reihe Kostprobe (ein Thema, ein Wein, eine Stunde) des Siebengebirgsmuseums Königswinter am Mittwoch, 23. April. Ab 18 Uhr informiert die Kunsthistorikerin Sandra Laute über die derzeit laufenden Recherchen für eine im November geplante retrospektive Ausstellung. Die Kuratorin gibt laut Ankündigung einen Einblick in spannende und auch unbekannte Facetten von Sanders künstlerischem Schaffen. Die Teilnahme kostet sieben Euro, ermäßigt 5,50 Euro. (csc)