Der Europarat hat die Auszeichnung des Naturschutzgebiets Siebengebirge mit dem Europa-Diplom verlängert. Er gibt aber auch Empfehlungen.
Europa-Diplom verlängertExperten empfehlen ein „Wildnis-Zentrum“ im Siebengebirge
Das Siebengebirge kann sich weiter mit der Auszeichnung als „Gebiet von außerordentlichem europäischen Interesse“ schmücken. Das Europa-Diplom, das vom Europarat für geschützte Landschaften vergeben wird und das in Deutschland nur acht Regionen erhalten haben, ist bis zum Jahr 2031 verlängert worden.
Von „großer Freude“ sprach Hans Peter Lindlar, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), als er zusammen mit seinen Mitstreitern Klaus Breuer und Gustav Becker über die erneuerte Auszeichnung informierte. Sie ist allerdings auch mit Empfehlungen für die Zukunft verbunden.
1971 wurde das Siebengebirge erstmals mit dem Europa-Diplom ausgezeichnet
1971 hat der Europarat (der internationalen Organisation gehören 46 europäische Staaten an; er ist nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Rat der 27 EU-Mitgliedstaten) dem Naturschutzgebiet Siebengebirge auf Antrag des VVS erstmals das Diplom verliehen. Seither wurde es achtmal verlängert.
Grundlage ist, so Gustav Becker, die 1979 verabschiedete Berner Konvention („Übereinkommen für die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume“).
Wegen Corona wurde 2021 nur eine formelle Verlängerung bis 2024 ausgesprochen. Denn der Besuch einer Expertenkommission konnte damals nicht stattfinden. Der wurde im Oktober vorigen Jahres nachgeholt.
Drei Tage lang waren Dr. Peter Skoberne (Slowenien) und Dr. Renata Kosinska (Polen) im Siebengebirge unterwegs und absolvierten 40 Besichtigungspunkte, berichteten die VVS-Vertreter. Begleitet wurden die Gäste unter anderem von Experten des Landesbetriebs Wald und Holz, des Rhein-Sieg-Kreises, der Kommunen und des VVS.
Naturpark Siebengebirge wurde 2007 auf 11.2000 Hektar vergrößert
Die Auszeichnung erstreckt sich „nur“ auf das rund 4800 Hektar große Naturschutzgebiet Siebengebirge, einschließlich des Ennert in Bonn. 1971 war das Gebiet noch identisch mit dem Naturpark Siebengebirge, der jedoch 2007 auf rund 11 200 Hektar erweitert wurde.
850 Hektar im Naturschutzgebiet gehören dem Verschönerungsverein, der davon wiederum etwa 530 Hektar dem Land NRW überlassen hat, das dort „Wildnis-Gebiete“ ausgewiesen hat. Dort wird die Natur sich selbst überlassen, die Bewirtschaftung wurde eingestellt.
Wie Klaus Breuer erläuterte, gibt es vor allem drei Gründe für die Auszeichnung mit dem Europa-Diplom: Die Vielfalt auch seltener Pflanzen und Tiere in dem Naturschutzgebiet, dessen wissenschaftlich-geologische Bedeutung (Breuer: „Das Siebengebirge ist ein Paradebeispiel für die vulkanische Entstehung einer Landschaft“) und kulturelle Aspekte.
In dem Zusammenhang verwies Klaus Breuer beispielsweise auf den Ringwall auf dem Petersberg, die Römerspuren am Drachenfels, drei mittelalterliche Burgen oder die Zisterzienserabtei Heisterbach.
Neun Empfehlungen für das Siebengebirge ins Stammbuch geschrieben
Insgesamt neun Empfehlungen haben die Experten und damit das Ministerkomitee des Europarates den für das Siebengebirge Verantwortlichen ins Stammbuch geschrieben. Dazu zählt unter anderem zu prüfen, ob ein „Wildnis-Ausstellungszentrum“ auf der Margarethenhöhe geschaffen werden kann.
Mit diesem Gedanken spielt der VVS seit Jahren. Nachdem zuletzt der Burghof und das Sealife als Standorte im Gespräch waren, fokussiert sich der Vorstand jetzt wieder auf eine Aufstockung der Garagen neben seinem Forsthaus auf dem Lohrberg. Genehmigt ist das Projekt laut Lindlar seit Jahren, mindestens ebenso lange ich aber auch die Finanzierung unklar.
Eine weitere Empfehlung des Europarates: Die Beschilderung solle von der Naturparkverwaltung und den Kommunen dahingehend weiterentwickelt werden, dass Besucher aus dem überlaufenen Naturschutzgebiet heraus mehr in Bereiche des Naturparks geleitet werden. Dieses Ziel verfolgt die Naturparkverwaltung beim Rhein-Sieg-Kreis aber auch schon seit einer Weile.
Interessant aus VVS-Sicht: Die Bewirtschaftung der Wanderparkplätze auf der Margarethenhöhe – dort parken laut Hans Peter Lindlar im Jahr mehr als 70 000 Autos – solle weiter in der Hand des Vereins bleiben, damit die Gelder auch künftig in den Naturschutz fließen. Nicht zuletzt sollten im Naturschutzgebiet Siebengebirge, in dem wie in allen Wäldern etliche Fichten der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind, die Wiederaufforstungsmethoden überwacht und analysiert werden.
Bei der „Suche nach der richtigen Mischung für den Wald der Zukunft“ (Lindlar) will der Verschönerungsverein eng mit dem Landesbetrieb Wald und Holz zusammenarbeiten. In den Wildnisgebieten allerdings würden auch die abgestorbenen Fichten nicht gefällt. Breuer: „Für den VVS sind die Wildnisentwicklungsgebiete ein Leuchtturmprojekt.“