Heimatmuseum„Geschichtshäuschen am Düfelsarsch“ in Königswinter ist bald selbst Geschichte

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Eine Küche mit altem Holzofen, Töpfen und Schränken.

Voll eingerichtet: Die historische Küche im Bockerother „Geschichtshäuschen am Düfelsarsch“.

Das kleine Heimatmuseum „Geschichtshäuschen am Düfelsarsch“ in Königswinter-Bockeroth ist bald selbst Geschichte. Viele Exponate gehen in Museen in der Region.

Aufmerksamen Beobachtern ist bereits aufgefallen, dass auf dem Altrosa des Hauses in der Bockerother Straße ein viereckiger dunklerer Fleck zu erkennen ist: Hier prangte bis vor etwa zwei Monaten noch das Schild „Geschichtshäuschen am Düfelsarsch“.

Das ist nun, wie auch der Wegweiser im Ort Freckwinkel, abmontiert und macht deutlich, dass das Geschichtshäuschen auf dem besten Weg ist, selbst Geschichte zu sein. „Seit etwa drei Jahren bin ich mit verschiedenen Museen in Verhandlungen, um die Ausstellungsstücke in gute Hände gelangen zu lassen“, sagt Hannelore Weber, „denn in meinem Alter ist es mir zu beschwerlich, das Geschichtshäuschen weiterzubetreiben.“

Siebengebirgsmuseum Königswinter übernimmt einige Stücke

Das Museum wurde 2002 in einem bäuerlichen Fachwerkhaus, das mit Familie Winterscheid Vorfahren ihres Mannes gehörte, eröffnet und bot Einblicke in die ländliche Alltags- und Arbeitswelt der Region im Zeitraum von etwa 1850 bis in die Nachkriegszeit um 1950.

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„Ein großer Kartoffelroder ist neben vielen anderen Teilen schon im Haus der Geschichte NRW in Düsseldorf, und gleich kommt Sigrid Lange vom Siebengebirgsmuseum und holt ein paar schwere und sperrige Ackergeräte mit einem Transporter ab“, erläutert Hannelore Weber.

Eine Frau hält in einer alten Schusterei in Schild in den Händen.

In der Schusterei: Hannelore Weber mit der Gebrauchsanweisung für Riemen-Verbinde-Apparate.

Zusammen mit Philipp Kolf und Katrin Heitmann wurden ein speziell angefertigter Pflug und eine Baumpflanzmaschine, die früher im Einsatz in einer hiesigen Baumschule war, in der Ausstellungshalle abmontiert und zum Abtransport bereitgestellt.

Ebenfalls ins Siebengebirgsmuseum kommen noch die zahlreichen Tontöpfe und Tonscherben, die belegen, dass Bockeroth wohl schon in der Eisenzeit besiedelt war. „Das ist hier eine Fundgrube mit tollen Stücken“, sagt Sigrid Lange, „aber leider haben wir im Museum nicht genug Platz, um alles mitzunehmen.“

Fotos und Erläuterungen zu den Fund- und Ausstellungsstücken füllen mehr als 18 Ordner und nun wird akribisch erfasst, welches Teil an welche Einrichtung gegangen ist.

Neben den bereits erwähnten Museen haben auch das Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf, das Textilmuseum in Kuchenheim und das LVR-Freilichtmuseum in Lindlar ehemalige Exponate aus dem Geschichtshäuschen erhalten, die nun dort den Besuchern zugänglich gemacht werden.

Viele Puppen stehen in einer Vitrine und liegen auf einem alten Bauernbett.

Blick in die Puppenstube des Geschichtshäuschens.

So zahlreich wie die Ausstellungsstücke ursprünglich waren, so zahlreich sind auch die Geschichten, die Hannelore Weber dazu zu erzählen weiß. „Ich habe immer wieder Hinweise von Besuchern bekommen, die ich einfach nur zusammengetragen habe, um sie bei Führungen dann zum Besten geben zu können“, sagte sie, „und so ist diese Sammlung zustande gekommen.“

Gern erinnert sie sich an die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Besuchern. Darunter ein Mandolinenorchester, das seine Instrumente mitgebracht hatte und spontan im Hof aufspielte.

Erst einmal behalten wird sie die Schuhmacherwerkstatt und die Puppensammlung, zu der auch etliche Puppenstuben und Kaufmannsläden gehören, weil sich keine entsprechenden Interessenten gefunden haben.

Für das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf hat sie einen der Kaufmannsläden ausgesucht und ihn nur mit Päckchen und Verkaufsgegenständen bestückt, die aus Nordrhein-Westfalen stammen – ganz dem Programm des Hauses entsprechend.

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