In diesem „Showroom“ soll laut den neuen Altstadtmanagern ein Fokus auf die Tourismusgeschichte der Drachenfelsstadt gerichtet werden.
Altstadt-Manager machen VorschlagKommt ein „Showroom“ der Stadt Königswinter ins Sealife?
In Teilen des seit Anfang des Jahres geschlossenen Sealife-Aquariums könnte eine Art „Showroom“ der Stadt Königswinter entstehen, der einen Fokus auf die Tourismusgeschichte der Drachenfelsstadt richten soll.
Diese neue Idee für eine Zwischennutzung der prominent gelegen Immobilie präsentierten die neuen Altstadtmanager Hans-Helmut Schild und Ulrich Keinath am Dienstagabend in der ersten Sitzung des Arbeitsgruppe Ortsentwicklung Altstadt. „Die Türen müssen sich schnell wieder öffnen“, betonte Keinath, plädierte für eine rasche Entscheidung und warnte vor langem Leerstand.
Den Altstadtmanagern schwebt ein „Entree vom Rhein“ aus vor, so Keinath. Im ehemaligen Bistrobereich des Sealife könne man das „Kaiserpanorama“ aufstellen, das zuletzt in der Ausstellung „Die Welt der Dioramen“ im Siebengebirgsmuseum zu sehen war. Das Thema Schnellfotografen am Drachenfels wolle man dort aufgreifen, die einst am Drachenfels aufgestellten „Belustigungsautomaten“ der Firma Lemmerz soll es in dem „Showroom“ geben sowie eine „Juke-Box“ als Hinweis auf die Zeit der Tanzlokale.
Agentur „projekt2508“ bekommt Zuschlag
Imker oder Töpfer könnten ihre Produkte in einem Popup-Store präsentieren, in dem es auch „hochwertige Souvenirs“ geben könnte. Vielleicht sei an Wochenenden eine Gastronomie möglich, so Ulrich Keinath, der auch eine Außenstelle der Tourist-Info (ohne Personal) vorschlug.
Vor gut einem Monat waren Schild und Keinath als neue Altstadtmanager vorgestellt worden. Ihre Kommunikations- und Stadtentwicklungsagentur projekt2508 hatte nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für die Koordination und Umsetzung des Altstadtmanagements bekommen.
Damals betonte das Duo: „Für uns ist Königswinter eine historisch gewachsene Tourismusstadt. Die Stadt sollte sich aktiv und strategisch zu dieser DNA bekennen und sich entsprechend positionieren.“ Die Idee für den „Showroom“ passt zu dieser Devise.
Vorschlag stößt weit überwiegend auf Zustimmung
In der von den Ratsfraktionen besetzten Arbeitsgruppe Altstadt, die selbst keine Entscheidungsbefugnis hat, stieß der Vorschlag weit überwiegend auf Zustimmung. Noch steht der Idee aber der jüngste Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung entgegen. Der hatte beschlossen, für eine Zwischennutzung ein Interessenbekundungsverfahren auszuschreiben.
Der Zeitplan war eng getaktet und sah eine Veröffentlichung der Unterlagen bis April vor. Die Arbeitsgruppe empfahl dem Ausschuss nun, in der Mai-Sitzung den Beschluss zurückzunehmen. Denn nach dem Modell der Altstadtmanager bleibt das Projekt zur Zwischennutzung besser in den Händen der Stadt selbst. Aus Zeitgründen, aber auch mit Blick auf die Qualität. Schild erinnerte in diesem Zusammenhang warnend an die Zwischennutzung so mancher Eisdiele im Winter. Um Idee und Konzeption des „Showrooms“ kümmern sich die Altstadtmanager, dessen Betrieb läge bei der städtischen Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG) und deren Geschäftsführer Andreas Pätz.
In zwei bis drei Monaten könne man die Idee umsetzen, sagten die Altstadtmanager. Das Projekt soll ausdrücklich keine Konkurrenz zum Siebengebirgsmuseum sein, sondern im Gegenteil Werbung für das nahe gelegene Haus machen. Dort könne man die Themen vertiefen, betonte Keinath. Von der Zwischennutzung unberührt ist die langfristige Nachnutzung des einstigen Aquariums (siehe unten), das aus wirtschaftlichen Gründen nach 17 Jahren geschlossen worden ist.
Ausstellungsgestalter im Sealife
Die Journalisten Hansjürgen Melzer und Katrin Janßen, die als langfristige Nachnutzung für das Sealife ein „Klimazentrum“ ins Gespräch gebracht hatten, haben am Mittwoch mit einem Ausstellungsgestalter das Gebäude begutachtet. Mit dabei waren Vertreter der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft WWG und der Tourismus Siebengebirge GmbH. Alle, so Hansjürgen Melzer anschließend, waren überrascht, in welchem Maße noch die Kulissen und Gestaltungselemente des einstigen Aquariums im Gebäude verblieben sind. Es gehört seit dem 1. April der Stadt.
Der Ausstellungsexperte habe den Zustand der Kulissen als „katastrophal“ bezeichnet. Melzer empfahl dem Stadtrat, das Gebäude mal in Augenschein zu nehmen. Vielen Politikern sei dessen Zustand wohl gar nicht klar. Egal, wie eine Nachnutzung aussehe – es seien große Investitionen nötig. Nachdem die Altstadtmanager Ulrich Keinath und Hans-Helmut Schild eine „Weinerlebniswelt“ als alternative langfristige Nachnutzung fürs Sealife angeregt hatten, hat laut Melzer Reimar Molitor vom Verein Region Köln/Bonn einen runden Tisch aller Beteiligen vorgeschlagen, um möglicherweise beide Projekte gemeinsam zu verwirklichen. Hansjürgen Melzer räumte ein, dass es schwierig werden könnte, einen Betreiber für ein Klimazentrum zu finden. Ein gemeinsames Vorgehen erscheine ihm als „sinnvoller Weg“.
Laut aktueller Beschlusslage soll das Interessenbekundungsverfahren im Juli bekanntgemacht werden. Eine Entscheidung könnte frühestens ein Jahr später fallen, und das auch nur, wenn kein aufwendiges Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden muss. Der aktuelle Plan setze nämlich, so Königswinters Stadtplaner Dominik Braunsteiner in der Sitzung am Dienstag, ganz enge Grenzen was die Kubatur des Gebäudes angehe. Der Bebauungsplan sei „zugeschnitten“ auf das Sealife.