Der Hauptausschuss bringt die Sanierung des Lemmerz-Freibades auf den Weg. Ein Edelstahlbecken wird es aber nicht bekommen.
SanierungLemmerz-Freibad in Königswinter bekommt neue Fliesen, aber kein Edelstahlbecken
Nicht einmal 24 Stunden hatte der politische Beschluss bestand, das Lemmerz-Freibad im Zuge der anstehenden Generalsanierung mit einem Edelstahlbecken auszustatten. Rund eine Million Euro würde das städtische, bislang rund 9,1 Millionen Euro Großprojekt dadurch mehr kosten. Trotzdem sprach sich am Mittwochabend im Sportausschuss eine knappe Mehrheit von neun zu acht Stimmen für Edelstahl statt Fliesen aus.
Keine 24 Stunden später entschied der Hauptausschuss (bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen der KöWi-Fraktion), das Freibad am Drachenfels doch „nur“ neu zu fliesen und damit die rund neun Millionen Euro teure Sanierungsvariante weiterzuverfolgen.
Stadt Königswinter hat im Hallenbad mit Edelstahl schlechte Erfahrungen gemacht
Vor allem die Stadtverwaltung mit Dezernentin Heike Jüngling und dem Beigeordneten Torsten Funken hatte nachdrücklich davor gewarnt, die Edelstahl-Lösung zu wählen. Im 2021 eröffneten Hallenbad habe man schlechte Erfahrungen gemacht und musste an den Schweißnähten nacharbeiten lassen, sagte Heike Jüngling.
Zudem gebe es maximal drei Anbieter für die Edelstahllösung, was den Preis in die Höhe treiben könnte. Womöglich wäre, so Torsten Funken, eine Nachtragshaushaltssatzung nötig, die das ganze Projekt um ein Jahr verschieben könnte. Schließlich verwies die Sportdezernentin auf den „historischen Charme“ des Bades, der ja erhalten werden solle.
Dabei spielte wohl auch eine Rolle, dass sich Achim Baumgartner und sein BUND Rhein-Sieg gerade in die Sanierungsplanung eingeschaltet hat. Große Veränderungen seien nicht möglich, weil das Bad im Naturschutzgebiet liegt. Baumgartner warnte vor Konflikten, die durch den „künftigen Erlebnis- und Wettkampfbadebetrieb" entstehen könnten. „Genau genommen“ seien lediglich „Unterhaltungsmaßnahmen“ möglich, so der BUND Rhein-Sieg, der schon mehrfach gegen Projekte in Natur- und Landschaftsschutzgebieten vorgegangen ist.
Von den Argumenten Jünglings und Funkens ließen sich am Ende auch SPD und Grüne überzeugen, die wegen der Nachhaltigkeit zunächst für Edelstahllösung votiert hatten. Sie soll länger halten als die Fliesenvariante. Dass das aber eine Million Euro mehr kosten würde und dass die Stadt schlechte Erfahrungen im Hallenbad gemacht hat, sei so nicht klar gewesen, meinte Thomas Koppe (Grüne).
Dirk Lindemann (SPD) sprach von einem Abwägungsprozess und verwies auch auf die Äußerungen des BUND. Zwar machte der Hauptausschuss mit großer Mehrheit den Weg für das Projekt frei (die Beratung am kommenden Montag im Stadtrat dürfte Formsache sein), völlig unumstritten ist das Projekt jedoch nicht.
Thomas Mauel (KöWI) mutmaßte, dass man mit zehn Millionen Euro nicht zurechtkommen werde und bezeichnete es als „Irrsinn“, das Freibad zu sanieren, ohne dass man sicher sein könne, ob die Stadt später auch einen Betreiber finden wird. Mauel enthielt sich.
Sein Fraktionskollege Michael Ridder bezeichnete es als „unverantwortlich“, die Sanierung zu beschließen, ohne dass man wisse, wie hoch am Ende die Betriebskosten seien. Ridder stimmte gegen die Sanierung. Die Bäder würden „ein Zuschussgeschäft bleiben“, stellte Heike Jüngling klar. Dessen Höhe sei aber auch abhängig von den Öffnungszeiten und den Eintrittspreisen, die noch nicht feststünden.
Im aktuellen Haushalt waren für 2024 genau 209.980 Euro als Betriebskostenzuschuss für das Lemmerz-Freibad eingeplant, es ist aber seit Frühjahr 2024 geschlossen. Für das Hallenbad waren voriges Jahr 455.000 Euro als Betriebskostenzuschuss vorgesehen.
Bürgermeister Lutz Wagner zeigte sich zuversichtlich, dass man nach der Sanierung mit dann zwei Bädern in „Top-Lage“ einen Betreiber finden werde. Übrigens nannten mehrere Ausschussmitglieder als Ziel, dass „spätestens 2027“ Kinder und Familien wieder im Freibad schwimmen könnten.
Die Extras
Das „neue“ Freibad soll nach dem Willen der Politik ein paar Extras bekommen. So soll es einen Sprudelpilz, ein Kommunikationsrondell im Nichtschwimmerbecken, eine neue Rutsche und einen Drei-Meter-Sprungturm geben.
Zusätzlich sind laut Beschluss als „Optionen“ ein „Spray-Park“, eine Schwallwasserdusche, drei Massagedüsen, drei Spielelemente im Planschbecken sowie eine Beachbar als reine Sandfläche, also ohne Aufbauten, vorgesehen. Sollte eine der Optionen einer Baugenehmigung im Wege stehen, werde sie wieder gestrichen.
Das 50-Meter-Schwimmerbecken soll bei der beschlossenen Variante wettkampftauglich sein und durch eine Art Beckenumrandung um 36 Zentimeter erhöht werden. Die Gebäude werden saniert, Toiletten und Duschen modernisiert. Das Freibad soll komplett über Photovoltaik mit Energie versorgt werden. Fossile Energieträger soll es nicht geben. (csc)