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Sanierung der TunnelketteSo geht es auf der B42-Großbaustelle in Königswinter voran

Lesezeit 4 Minuten
Blick in einen Tunnel, an dessen rechten Rand Baumaschinen und Fahrzeuge stehen.

Auf der Bergseite des 630 Meter langen Tunnels Oberdollendorf laufen zurzeit Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten.

Seit 2021 wird an der Tunnelkette auf der B 42 zwischen Königswinter und Bonn gearbeitet. Ein Besuch auf der Baustelle, die viele Staus verursacht.

Von einer Scherenbühne aus bohrt ein Arbeiter in relativ kurzen Abständen Löcher in die Betondecke des Tunnels Oberdollendorf, durch den die vierspurige Bundesstraße 42 und in der Mitte die Stadtbahntrasse der Linie 66 führen. Der Verkehrslärm übertönt beinahe die Bohrmaschine, mit der bei einem 630 Meter langen Tunnel eine Masse Löcher gebohrt werden müssen.

Dort befestigen die Arbeiter später Halterungen, die noch etwas später Kabelstränge und die Tunnelbeleuchtung tragen werden. Von einer „Sisyphusarbeit“ spricht Mike Sztyndera vom Landesbetrieb Straßen NRW bei einem Ortstermin auf der Mammutbaustelle.

Hohe Erdhügel auf der B42 schienen wie aus dem Nichts zu kommen

Von der Bohrerei bekämen die Autofahrer, die tagtäglich zu Tausenden durch die Tunnelkette zwischen Königswinter im Süden und Bonn-Oberkassel im Norden fahren, kaum etwas mit. Wie bei vielen anderen Arbeiten auch. Und dann entstünde mitunter der Eindruck, dass sich auf der Baustelle nichts tue.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Augenfälligster Beleg dafür sind die hohen Erdhügel, die wie aus dem Nichts zu kommen schienen, als vor einigen Monaten die Bauarbeiten von der Rhein- auf die Bergseite verlegt wurden. Da waren die Maßnahmen auf der Westseite abgeschlossen und der komplette Verkehr auf diese zwei Spuren geleitet worden.

Blick von einer Brücke auf eine vierspurige Bundesstraße, von denen jedoch jeweils nur eine Spur frei ist.

Nur eine Spur je Fahrtrichtung wird den Pendlern auf B42 noch eine Weile zur Verfügung stehen (im Hintergrund der Tunnel Oberkassel).

Damit konnten die Sanierungsarbeiten auf der Berg- beziehungsweise Ostseite in Angriff genommen werden. Dort wurden entlang der Wände der Tunnel Oberkassel und Oberdollendorf sowie an den Lärmschutzwänden in den offenen Abschnitten der insgesamt vier Kilometer langen Baustelle die Erde ausgehoben, um Platz zu schaffen für neue Entwässerungsrinnen sowie für Leerrohre und neue Löschwasserleitungen.

Bei einem Aushub auf der gesamten Tunnellänge bei zwei Meter Breite und mehr als einem Meter Tiefe kommen schon zig Tonnen Erde zusammen, erklärte Kevin Schmitz vom Ingenieurbüro Krebs und Kiefer die beachtliche Höhe der Erdhügel.

Seit 2021 wird an und in der Tunnelkette gebaut. Insgesamt investiert der Landesbetrieb Straßen NRW rund 54 Millionen Euro in die Beton- und Fahrbahnsanierung und vor allem auch in eine moderne Sicherheitstechnik. Dazu gehören die neue Beleuchtung, besser ausgewiesene Fluchtwege, neue Löschwasserleitungen, Schranken und Kameraüberwachung.

Auf der Rheinseite funktionieren Videotechnik, Lautsprecher und Notrufsäulen bereits, so Mike Sztyndera. Damit werde der Abschnitt über die Tunnelleitzentrale in Leverkusen überwacht. Zuvor waren mit Beginn der Arbeiten an zwei Tunnelportalen über 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche für den Notfall Sicherheitsleute im Einsatz.

Einige unerwartete Schwierigkeiten haben das Projekt verzögert

Beton fließt aus einem Betonmischer in einen hohen Behälter, im Hintergrund verarbeiten Arbeiter den Beton.

Mit Beton schaffen Bauarbeiter am Rand des B42-Tunnels Oberdollendorf die Grundlage für weitere Arbeiten.

Probleme beim Abbau von Lärmschutzplatten, eine defekte Löschwasserleitung, Undichtigkeiten an den Betriebsgebäuden sowie Corona und Materialmangel haben das Großprojekt ein Stück weit verlängert. Auf der anderen Seite habe man Bauabläufe umstellen und zusammenfassen können. „Wir können jetzt mehr parallel arbeiten“, sagen Mike Sztyndera und Kevin Schmitz.

Zuletzt wurden unter anderem mächtige Betonfundamente auf der Bergseite gegossen, auf die später die großen Schilderbrücken installiert werden. Acht Brücken werden laut Kevin Schmitz allein auf der Ostseite der Tunnelkette neu aufgebaut. In einem Fall muss auf der B42 noch eine Aufstellfläche für einen Bagger geschaffen werden, der dann über die Lärmschutzwand hinweg arbeiten kann, weil eine der Schilderbrücken hinter der Wand installiert werden muss.

Vor und hinter jedem Portal werden beziehungsweise wurden schon Nothaltebuchten angelegt, an denen auch Notrufsäulen stehen. Schrankenanlagen an den Einfahrten können die Tunnel im Notfall komplett sperren. Ampelanlagen kommen hinzu.

Wenn es zu keinen unvorhersehbaren Störungen im Bauablauf komme, sollte im Herbst dieses Jahres das „Nadelöhr“ am Tunnel Oberdollendorf „erstmal Geschichte“ sein, sagt Mike Sztyndera, weil dann auf Berg- und Rheinseite zunächst wieder je eine Spur für den Autoverkehr zur Verfügung stehen werde.

Weil zurzeit auf der Rheinseite ein Begegnungsverkehr eingerichtet ist, gilt aus Sicherheitsgründen Tempo 40, das viele Autofahrer nervt. Vor allem kurz hinter Rhöndorf und am Autobahnkreuz Bonn-Ost staut sich der Verkehr morgens (Richtung Norden) beziehungsweise abends (Richtung Süden) teilweise stark zurück. Dann sind viele Pendler unterwegs.

Anfang 2026 stehen eine Reihe von Tests der neuen Technik an

Zwischen Bonn-Oberkassel und Königswinter fahren rund 50.000 Fahrzeuge am Tag, weiter südlich bei Rhöndorf sind es noch etwa 27.000 täglich. Vor der Inbetriebnahme der Tunnelkette wird es Anfang des Jahres 2026 noch eine Reihe von Tests für die neue Technik sowie Übungen mit der Feuerwehr geben, kündigen die Verantwortlichen des Großprojekts an.

Ob es dabei eine halbseitige Sperrung oder eine Vollsperrung der kompletten B42 geben wird, stehe noch nicht endgültig fest. Aber diese Versuche werde man natürlich nicht an einem Montagmorgen durchführen, sondern an einem Wochenende, wenn weniger Verkehr ist.