Geschichte des SiebengebirgesVerzweigte Rotbuchen sind alte Zeugen des Weinanbaus
Königswinter – „Überall im Siebengebirge sind Ramholzbäume zu finden, die durch ihre Verzweigungen in Brusthöhe erkennbar sind“, sagte Barbara Bouillon, „und wir schauen, wo überall noch Spuren zu finden sind.“ Mit diesen Worten umschrieb die Biologin das dritte Forschungsprojekt der 2016 begonnenen Reihe „Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge“.
Es widmet sich den historischen, geografischen und biologischen Fragestellungen zu den Begleitnutzungen des seit Jahrhunderten im Siebengebirge betriebenen Weinbaus. Hierbei sind insbesondere die Ramholzwirtschaft zur Gewinnung von Weinbergspfählen sowie weitere Waldnebennutzungen im Fokus.
Vertreter der Projektpartner hatten sich jetzt auf dem Petersbergplateau eingefunden, um sich von den beteiligten Wissenschaftlern über die geplante Vorgehensweise informieren zu lassen. Im Teil I wurden die Wolkenburg und das Rhöndorfer Tal untersucht; der Ofenkaulberg stand im Teil II im Fokus der Aufmerksamkeit und nun widmet sich Teil III der Ramholzwirtschaft.
Biologin Barbara Bouillon und Historikerin Christiane Lamberty, die schon bei den ersten beiden Teilen mitgearbeitet haben, gaben einen Überblick über die Arbeit, die im Jahr 2023 abgeschlossen sein soll. Weiter gehört Geograf Joern Kling zum Team, der das Kartenmaterial erstellt oder vorhandenes auswertet.
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Lamberty erläuterte die Bearbeitungsweise an den genutzten Rotbuchen, die in Brusthöhe mit einem Beil gekappt wurden und dort wieder austrieben. Nach etwa 12 bis 14 Jahren hatten diese Triebe wieder eine ausreichende Stärke erreicht und konnten verarbeitet werden.
Viele Experten am Projekt beteiligt
Beteiligt am Projekt sind Dieter Steinwarz und Barbara Bouillon von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis, von der LVR-Kulturlandschaftspflege Martina Gelhar, von der LVR Digitales Kulturerbe/KuLaDig Klaus Kleefeld, vom LVR Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte Dagmar Hänel, von der NRW-Stiftung (Abteilung Naturschutz) Frauke Wilbert, Jens Spiegelberg und vom Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter neben der Leiterin Sigrid Lange Geograf Joern Kling und Historikerin Christiane Lamberty. (mmn)
Wissenswert auch, dass über 70 Prozent der Flächen eines Weingutes aus Wald bestanden und höchstens zehn Prozent für den Weinbau genutzt wurden, denn neben dem Holz war die Streu aus dem Wald genauso wichtig für das Vieh wie das Heu von den Wiesen als Futter.
Am Petersberg soll Ramholz neu entstehen
Auch die Ergebnisse des dritten Teils werden im Sinne der Kulturlandschaftsvermittlung aufgearbeitet. Geplant sind eine Publikation und eine Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum. Zur Demonstration der früheren Arbeitsabläufe und der Veränderung der Ökologie soll am Petersberg eine Ramholz-Demonstrationsfläche angelegt werden.
Bürgermeister Lutz Wagner: „Dieses Projekt wird die ökonomische und kulturhistorische Bedeutung des Weinbaus beleuchten.“ Zusammen mit Museumsleiterin Sigrid Lange bedankte er sich bei der NRW-Stiftung und beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), die von den insgesamt 135.000 Euro entstehenden Kosten jeweils 60.000 Euro übernehmen.