Vor zwei Jahren wurde das Riesen-Aquarium Sealife in Königswinter geschlossen. Bürgermeister Lutz Wagner äußert sich zum aktuellen Stand.
AquariumStadt spricht mit zwei Interessenten für Nachnutzung des Sealife in Königswinter
Fast auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass Merlin Entertainments sein Riesenaquarium Sealife-Center an der Rheinpromenade von Königswinter geschlossen hat. Rund 2000 Fische mussten in den ersten Wochen des Jahres 2022 noch umgesiedelt werden, bevor das prominent gelegene Gemäuer Anfang April desselben Jahres in das Eigentum der Stadt Königswinter übergegangen ist. Und dann?
Zwar ist inzwischen der ehemalige Bistro-Bereich für eine Zwischennutzung hergerichtet worden, in dem eine Reihe kleinerer Ausstellung gezeigt und Veranstaltungen durchgeführt werden konnten. Beispielsweise zum 50. Städtepartnerschaftsjubiläum mit der englischen Stadt Cleethorpes.
Stadt Königswinter hat Markterkundung zunächst gestoppt
Doch vom großen Wurf für eine langfristige Nachnutzung des ovalen Gebäudes ist seit Monaten nicht mehr die Rede gewesen. Geschweige denn, dass eine Lösung gefunden wurde. Jetzt allerdings sind ein „Unternehmen“ und eine „Organisation“ auf die Stadt zugekommen und haben Interesse an einer Nutzung der Immobilie geäußert. Das erklärt Königswinters Bürgermeister Lutz Wagner auf Anfrage dieser Zeitung. Details zu den Interessenten verrät das Stadtoberhaupt jedoch noch nicht.
Eigentlich hatte der Stadtrat beschossen, dass die Verwaltung ein „Markterkundungsverfahren“ starten und eine entsprechende Ausschreibung auf den Weg bringen sollte. „Diese Vorbereitungen haben wir zunächst gestoppt, weil wir Interessenten aus dem Markt haben“, sagt Lutz Wagner nun.
Beide Unternehmen und Organisationen seien interessant und würden gut in die Altstadt passen. „Sie würden auch den bisher von der Politik formulierten Anforderungen entsprechen“, sagt Wagner. Und verrät dann doch: Es handele sich um eine Organisation aus dem naturwissenschaftlichen Bereich und um einen Anbieter aus dem eher populärwissenschaftlichen Bereich.
Beide Interessenten würden das ehemalige Sealife so nutzen, dass es auf die „Zielgruppe Öffentlichkeit“ ausgerichtet sei. Als Stichworte nennt Wagner noch die Begriffe „Ausstellungen“ und „Erlebniswelten“. Mit einem Interessenten habe man bereits eine Begehung im ehemaligen Sealife gehabt („Die waren sehr angetan von den Räumlichkeiten“), mit dem anderen werde es voraussichtlich im Februar einen Termin geben.
Unterhaltung und Betrieb des Sealife-Gebäudes kostet 100.000 Euro im Jahr
Das ganze Verfahren solle jetzt zügig weiter verfolgt werden, so Wagner über den aktuellen Zeitplan. Ursprünglich war ein Vergabeverfahren schon für den April 2024 anvisiert worden. Dann aber seien die Altstadtmanager mit ihrem Vorschlag eines Welcome Center gekommen, das am Ende nicht weiterverfolgt wurde.
Der Bürgermeister weist aber auch die begrenzten personellen Kapazitäten der Stadt hin. So sei viel Kraft gebunden unter anderem durch die Umsetzung der Pläne für die Rheinallee und die Rheinpromenade. Die Interimsnutzung im ehemaligen Bistro-Bereich hat die Stadtverwaltung vor dem Hintergrund der aktuellen Gespräche laut Wagner vorerst bis Mitte des Jahres begrenzt.
Bis dahin seien die Räume derzeit gebucht, weitere Vermietungen werde es im Moment nicht geben. Wenn es zu einem Vertragsabschluss mit einem der beiden Interessenten kommen sollte, wolle man möglichst schnell die Umbaumaßnahmen ermöglichen können.
In die „Erörterungsgespräche“ würden auch die beiden lokalen Vorschläge – im Raum stehen ein Klimazentrum und eine Weinerlebniswelt — ins Spiel gebracht. Er wäre sehr daran interessiert, eine Kombination der Ideen hinzubekommen.
Altstadtmanager und Stadt Königswinter fanden nicht zueinander
Preiswert ist der Betrieb des ehemaligen Aquariums unterdessen nicht. Auf rund 100.000 Euro belaufen sich laut Lutz Wagner im Jahr die Kosten für die Unterhaltung und den Betrieb mit der kulturellen Zwischennutzung des ehemaligen Bistrobereichs. „Die Kosten sind relativ hoch“, räumt er ein, „aber ein kompletter Leerstand wäre auch mit Kosten verbunden“.
Zur Einordnung: Das von den Altstadtmanagern vorgeschlagene „Welcome Center“ wurde unter anderem deshalb nicht umgesetzt, weil der Stadtrat die Kosten für das Projekt auf 50 000 Euro deckelte. Im Angebot soll nach Informationen dieser Zeitung von 100 000 Euro die Rede gewesen sein.
Als die Kommunikations- und Stadtentwicklungsagentur projekt2508 von Hans-Helmut Schild und Ulrich Keinath im Frühjahr 2023 nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für die Koordination und Umsetzung des Altstadtmanagements bekommen hatte, bezeichneten die „Kümmerer“ das Sealife als ein „Schlüsselprojekt“ für die Altstadt. Es müsse schnell eine Entscheidung über eine Nachnutzung her und es sollte eine touristische Attraktion mit überregionaler Bedeutung sein.
Stadt Königswinter kümmer sich um Nachfolge für Altstadtmanager
Doch richtig zueinander fanden die Altstadtmanager auf der einen und Rat und Verwaltung auf der anderen Seite nicht. Nachdem Keinath im Sommer gegenüber dieser Zeitung erklärt hatte, dass der Vertrag „aktuell schwebend“ sei, teilte Bürgermeister Lutz Wagner in der jüngsten Sitzung des Stadtrates auf eine Bürgeranfrage von Ursula Brungs hin mit: Die projekt2508 GmbH habe im September mitgeteilt, dass sie „den Vertrag bis zu dessen Ende im Februar 2025 ruhen lasen“ wolle.
Die von März 2023 bis September 2024 angefallenen Kosten für das Altstadtmanagement gab Lutz Wagner mit rund 97 000 Euro an, etwa für das Ideenschaufenster in der Fußgängerzone oder die Schilder am Bahnübergang Drachenfelsstraße. Wie es weitergeht mit dem Altstadtmanagement? „Die Verwaltung kümmert sich derzeit um eine Nachfolge“, sagte Lutz Wagner Anfang Dezember im Stadtrat. Auf Nachfrage will der Bürgermeister jedoch auch dazu derzeit keine Einzelheiten verraten.