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KunstprojektWas sich in der „Factory“ in Königswinter abspielt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit Hut kniet in einem komplett roten Raum, im Hintergrund hängen zwei großformatige Fotos, die verängstige Frauenaugen zeigen.

Kunst in den ehemaligen Zera-Gebäuden in Königswinter: Initiator Helmut Reinelt in seinem „Roten Raum“.

Die Macher der Kunstaktion „Hotspot“ in Königswinter wollen Führungen durch ihre „Factory" organisieren. Dort läuft zurzeit die Ausstellung „Topsecret“. Aber in den ehemaligen Fabrikgebäuden passiert noch viel mehr.

„Hier explodiert die Kunst“, sagt Helmut Reinelt als er die schwere Brandschutztür öffnet, hinter deren Scheibe ein Schild das „Schlaraffenland“ verspricht. Tatsächlich betritt man einen großen kalten Saal in der zweiten Etage der einstigen Fabrikräume der Firma Zera im Herzen der Altstadt, der eine Mischung aus Galerie und Atelier zu sein scheint.

An der Fensterfront lehnen Arbeiten des Bad Honnefer Künstlers Moritz Kral, irgendwo im Raum stehen Lautsprecherboxen, auf einer Tischplatte liegen Zettel mit Entwürfen, daneben steht eine einsame Yuccapalme, zwei Wände sind großflächig mit Kunstwerken gestaltet, und im Raum nebenan hinten links hat der Künstler Simon Wölfl seine Streetart an die Wand gesprayt.

Streetart-Künstler gestalteten Fassaden in der Fußgängerzone in Königswinter

„Hier kann noch viel passieren“, sagt Reinelt über die Möglichkeiten in dem verschachtelten Gebäudekomplex, den der heutige Eigentümer Verianos den Künstlern um Helmut Reinelt und Franca Perschen (kulturbüro nr.5) für ihr Projekt „Hotspot KW“ zur Verfügung gestellt hat, in dessen Rahmen unter anderem auch drei Hausfassaden in der Fußgängerzone von Streetart-Künstlern gestaltet wurden.

Der „Haken“ bei der Nutzung der ehemaligen Zera-Gebäude („Hotspot factory“): Wegen des Brandschutzes sind bislang nur zwei Ausstellungsräume öffentlich zugänglich, in denen derzeit 20 Künstler auf rund 200 Quadratmetern ihre Arbeiten unter dem Motto „Topsecret“ zeigen.

Für den Großteil der rund 3000 Quadratmeter Fläche versuchen derzeit die Künstler, die Eigentümer und die Behörden „einen Weg durch das Dickicht aus Vorschriften und Regularien zu suchen, der für alle Beteiligten tragbar ist“, wie es Helmut Reinelt formuliert, der zusammen mit Franca Perschen seinerzeit auch das Kunstprojekt „Endstation“ im damals schon geschlossenen Krankenhaus (2012) und die Ausstellung mit XXL-Formaten in den Lemmerz-Hallen (2015) organisierte.

In einem Raum sind im Hintergrund die Wände mit großen Streetart-Bildern bemalt. Von der Decke hängt ein Regenschirm. Im Raum stehen zwei schwarze und ein weißer Sessel an einem Tisch aus Holzböcken.

Mischung aus Atelier und Galerie: Blick in einen der Räume in den ehemaligen Zera-Gebäuden in der Altstadt.

Mit dem Thema Brandschutz setze man sich zurzeit intensiv auseinander, sagt der „Hotspot KW“-Initiator, der in der „Factory“ und in deren Innenhof gerne auch Konzerte veranstalten würde. Hinter den für die Öffentlichkeit noch verschlossenen Türen passiere indessen schon viel, machte Reinelt bei einem Rundgang deutlich. Da ist nicht nur das „Schlaraffenland“ hinter der Brandschutztür, es gibt auch den von Reinelt gestalteten „Roten Raum“, aus dem den Betrachter großformatig Frauenaugen voller Angst anstarren.

Franca Perschen arbeitet zurzeit in einem anderen Zimmer an ihrem Projekt und nutzt dazu Kunststoffabdeckungen von ehemaligen Kabelschächten. Wieder einen Raum weiter gibt es eine Rauminstallation von Jerome Padilla, und davor hat Reinelt großformatige Fotos von zerstörten Fahrzeugen an der Ahr („Das heilige Blech und die Flut“) aufgehängt, die man von einer blauen Sofagarnitur aus in Ruhe betrachten kann, wenn es einem in den ungeheizten Fabrikräumen nicht schnell zu kalt wird.

Nun wollen Reinelt und seine Mitstreiter die bislang nicht zugänglichen Räume im Rahmen von Führungen zeigen, die sie am Samstag, 10. Dezember, im Rahmen eines „Factory Market“ in der Kellerstraße anbieten, bei dem die Künstler ihre Werke zum Kauf anbieten.

Einer von ihnen, der 27-jährige Moritz Kral aus Bad Honnef, ist übrigens begeistert von den Arbeitsmöglichkeiten in den ehemaligen Räumen der Zera, die 2019 nach Oberpleis gezogen ist. „Grandios, besser geht’s nicht“, sagt Kral. Dass man mit verschiedenen Größen und Materialien experimentieren und sich mit anderen Künstlern austauschen könne – das genieße er „in vollen Zügen“.