Stadt weist Schuld von sichBreitbandausbau in Königswinter stockt – Anwohner genervt
Königswinter – Rund 115 Bürger aus dem Königswinterer Ortsteil Niederbuchholz haben in einem offenen Brief vom Rhein-Sieg-Kreis und von der Stadt Königswinter gefordert, bis Ende des ersten Halbjahres 2022 für einen Breitbandausbau des Dorfes zu sorgen. „Seit vier Jahren werden wir immer wieder vertröstet“, heißt es in dem Schreiben an Landrat Sebastian Schuster und Bürgermeister Lutz Wagner sowie die Stadtratsfraktionen.
Aktuell verfüge man in Niederbuchholz über eine maximale Bandbreite von bis zu 6 Mbit/s, „in der täglichen Realität sind es sogar oft noch weniger“. Homeoffice oder digitaler Distanzunterricht seien so kaum durchführbar. Die Corona-Pandemie habe diese Problematik noch einmal verschärft. „Längst ist die tatsächlich lächerliche Breitbandversorgung hier zu einer Frage geworden, ob man es sich überhaupt noch leisten kann, hier zu wohnen.“
Bürger setzen auf geförderten Ausbau durch die Telekom
Wie Christoph Vogt, einer der Initiatoren, auf Anfrage sagte, setze man auf den geförderten Breitbandausbau durch die Telekom im Rhein-Sieg-Kreis. Der Bund hatte dem Kreis 20 Millionen Euro bewilligt, um unter anderem unterversorgte Bereiche im rechtsrheinischen Kreisgebiet mit mindestens 50 Mbit/s zu versorgen.
Die Ausbaupläne des Königswinterer Unternehmens „Disquom“, das für schnelles Internet in den Bergorten sorgt, wenn per Nachfragebündelung 60 Prozent der Haushalte mitmachen, sind aus Vogts Sicht unter anderem auch wegen des Zeitplans keine Lösung. Zudem sei ungewiss, ob Niederbuchholz überhaupt zum Zuge komme. Albert Koch, Geschäftsbereichsleiter Tief- und Gartenbau, sagte am Dienstag im Bauausschuss, in Sassenberg, wo Disquom gestartet ist, seien die Anschlüsse in die Häuser bereits gelegt. Eudenbach und Berghausen würden nach Unternehmensangaben als nächstes folgen.
Telekom-Sprecher kann keinen Fertigstellungstermin nennen
Die Stadt Königswinter verwies auf Anfrage zum Fall Niederbuchholz auf den Rhein-Sieg-Kreis und die Deutsche Telekom, die für das Projekt dort federführend zuständig seien. „Aus den unterschiedlichsten Gründen verzögert sich die Fertigstellung immer weiter. Dass die Telekom wiederholt Verzögerungen beim Ausbau angezeigt hat und diese vom Kreis letztmals zurückgewiesen worden sind, stimmt uns insofern hoffnungsfroh, als dass faktisch der Ausbau durch die Telekom im Juni 2022 abgeschlossen sein müsste“, erklärte ein Stadtsprecher.
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Ein Telekom-Sprecher erklärte hingegen, vom Unternehmen beauftragte Firmen seien vom Bauamt der Stadt Königswinter „mit einem Aufgrabungsverbot“ belegt worden. Diese Betriebe seien zum Teil bereits andernorts im Einsatz und für die Telekom nicht verfügbar. „Aus diesen Gründen sehen wir uns – zu unserem großen Bedauern – derzeit nicht in der Lage, einen belastbaren Fertigstellungstermin zu nennen.“
Stadt monierte „mangelhafte Verkehrsabsicherung“
Das wiederum stellte die Stadt Königswinter anders dar: Demnach habe die von der Telekom beauftragte Firma „seit geraumer Zeit mit erheblichen Mängeln beim Einbau und vor allem mangelhaft bis ungenügend bei der Verkehrsabsicherung“ gearbeitet. Es habe mehrfach Ermahnungen bis hin zur Einstellung der Arbeiten gegeben. Zuletzt habe die Straßenverkehrsbehörde am 22. März der Firma mitgeteilt, „dass aufgrund der erneuten Mängel in der Baustellenabsicherung keine verkehrsrechtlichen Genehmigungen mehr erteilt werden“. Die Telekom sei darüber informiert worden. Die Stadt Königswinter habe somit die Verzögerungen beim Breitbandausbau im dem Ortsteil nicht zu verantworten.
Der Telekomsprecher hatte seine Mitteilung dagegen auch mit dem Hinweis versehen: „Dieselbe Tiefbaufirma arbeitet z.B. auch in Bonn für uns – ohne irgendwelche Einschränkungen/Unterbrechungen o. ä. mehr…“