80.000 Karnevalisten kamen 1949 zur Einweihung des Denkmals am Fuße des Drachenfelses. 75 Jahre später wird erneut gefeiert.
75 JahreWas Karnevalisten zum Jubiläum des Willi-Ostermann-Denkmals in Königswinter planen
Man kann es sich eigentlich gar nicht vorstellen. Am 3. Juli 1949 platzte Königswinter aus allen Nähten. An die 80.000 Karnevalisten waren an diesem Sonntag zum Fuße des Drachenfelses und Petersberg zu Schiff, mit der Eisenbahn, mit Omnibussen oder sonstigen fahrbarem Untergestell gekommen. Einzig und alleine, um ein neues Gelöbnis der Treue zum Schaffen und Wirken von Willi Ostermann abzulegen. So steht es in einem tags darauf erschienenen Zeitungsartikel.
Ein nicht enden wollender Zug von 9000 Mitgliedern aus 114 Karnevalsgesellschaften machten sich in ihren Trachten vor 75 Jahren auf den Weg durch das Nachtigallental, um in einer ergreifenden und unvergesslichen Feierstunde der Denkmalenthüllung beizuwohnen. Zum Abschluss sang der Männergesangsverein „Gemüthlichkeit“ aus Königswinter das vielleicht berühmteste Ostermann-Lied „Wenn ich so an ming Heimat denke...“.
Knapp 75 Jahre später sind es die Vertreter der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft (GKKG) von 1860 sowie Vertreter der Kreissparkasse Köln, die sich mit Schubkarre, Besen und Kehrblech und einem Bottich Wasser auf den Weg durch Nachtigallental machen. Nach gut vier Minuten Fußweg von der Straße „Am Lessing“, gleich unterhalb der Brücke der Bundesstraße 42, haben sie ihr Ziel erreicht.
Am 6. Juli wird mit 350 geladenen Gästen im Schlosspark groß gefeiert
Auf der linken Seite am Wegesrand steht der große Steinblock, auf dessen geschliffener Vorderseite ein Bronzerelief des Ostermannskopfes in Überlebensgröße geschmückt mit bronzenem Ruhmeseichenlaub angebracht ist.
Für die Fußgruppe geht es ans Reinemachen. Symbolisch zumindest. „Wir werden hier kurz vor den Feierlichkeiten noch einmal ordentlich sauber machen“, verrät GKKG-Präsident Guido Hoffmann. Am 6. Juli wird mit 350 geladenen Gästen im Schlosspark des Schlosses Drachenburg groß gefeiert. Und so ein Fest ist teuer, fügt er an und dankt zunächst der Kreissparkasse, die die Karnevalsgesellschaft mit einem üppigen vierstelligen Betrag unterstützt.
„Der Karneval liegt uns am Herzen. Aber nicht nur der laute, sondern auch die leisen Töne passen zu uns. Die Brauchtumsförderung liegt uns am Herzen“, bringt es KSK-Regionalvorstand Ralf Klösges auf den Punkt. Willi Ostermann kam sehr häufig zur Naherholung nach Königswinter. Nachweislich soll er im Löwenburger Hof oder auch in Aegidienberg untergekommen sein.
„Genau an der Stelle des Denkmals im Nachtigallental saß er immer und brachte die Verse zu Papier, die einige seiner Lieder wiedergaben“, so Hoffmann. Zum Jubeltag werden Kränze an die beiden Metallständer links und rechts neben des Denkmals gelegt. Die Stadtfahnen Köln und Königswinter werden das Ensemble einrahmen.
Vertreter aus Politik, Wirtschaft und ortsansässigen Vereinen sind dabei
Eingeladen sind alle Präsidentinnen und Präsidenten des Festausschusses Siebengebirge sowie des Festkomitees Kölner Karneval. Auch Vertreter aus Politik, Wirtschaft und den ortsansässigen Vereinen aus Königswinter sind mit dabei.
Die Gäste haben natürlich die Möglichkeit, das Denkmal zu besuchen. Mit der Drachenfelsbahn geht es dann zum Schlosspark. Die GKKG hat eigens für das Fest eine Jubiläumsnadel produzieren lassen. Es wird Grußworte des Landrats Sebastian Schuster und natürlich des Präsidenten der Kölner Willi-Ostermann-Gesellschaft, Ralf Schlegelmilch, geben. Und die Musk Willi Ostermann darf natürlich an diesem Tag nicht fehlen.
Auch wenn an den beiden Metallständern mittlerweile ein erstes Liebesschloss angebracht worden ist, so wissen doch viele passierenden Wanderer nichts mit dem Denkmal anzufangen. „Wir wollen gerne am Denkmal eine Tafel anbringen mit einem QR-Code, damit man nachlesen kann, warum der Stein hier steht“, will Hoffmann mit den Tourismus-Verantwortlichen der Stadt zeitnah Kontakt aufnehmen.
Zur Person
Willi Ostermann war Komponist und Texter von Heimat- und Karnevalsliedern. Überwiegend in kölscher Mundart gibt es knapp 200 Ostermann-Werke. Er kam am 1. Oktober in Köln-Mülheim zur Welt. Er starb im Alter von 60 Jahren am 6. August 1936. 1911 heiratete er Käthe Palm, die bei der Einweihung des Denkmals im Siebengebirge 1949 vor Ort war. Nach der Enthüllung sang sie, ans Denkmal gelehnt, mit zarter, verhaltener Stimme die letzte Strophe des berühmtesten Ostermann-Lieds „Heimweh nach Köln“. (que)