Flüchtlingslager auf griechischer InselLohmarer Student verteilt Spenden an Migranten
- Die Lage der Flüchtlinge auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos ist weiterhin sehr schwierig.
- Der Lohmarer Student Laetis Ntshonso entschloss sich deshalb, einen Hilfstransport zu organisieren.
- Mit mehreren Tonnen Hilfsgütern fuhren er und zwei Freunde nach Griechenland.
Lohmar – Eine Woche Griechenland: Statt Kultur, Strand und Meer erlebte der Lohmarer Student Laetis Not und Verzweiflung, aber auch die Hoffnung auf ein besseres Leben. Der 25-Jährige war mit Freunden und Bekannten und drei Sprintern voller Spenden zur griechischen Insel Lesbos aufgebrochen. Ihr Ziel: das neue Flüchtlingslager Moria.
Nach der Brandstiftung – bei dem Feuer war das erste Lager in Flammen aufgegangen – hatten Hilfsorganisationen an einem früheren Militärübungsplatz Zelte und mobile Toiletten aufgebaut. Nicht so beengt wie das alte Lager, aber dennoch überfüllt, schildert Ntshonso, und bei schlechtem Wetter zum Teil überflutet.
Drei Tonnen Nahrungsmittel, Medikamente, Kleidung, Schlafsäcke
Schon vor dem Brand hatte er mit zwei Freundinnen aus Gießen den Hilfseinsatz verabredet, nicht nur reden wollten sie, sondern konkret etwas tun. Schnell seien in Deutschland durch einen Spendenaufruf drei Tonnen Nahrung, Medikamente, Schlafsäcke und Kleidung zusammengekommen. Auch Geld sei gespendet worden, mit dem sie unter anderem den Sprit für die weite Fahrt hätten bezahlen können.
Rund drei Tage dauerten jeweils die Hin- und Rückfahrt, fünf Tage war die Gruppe, zu der unter anderem eine Familie aus Fulda gehörte, auf der Insel Lesbos, arbeitete dort mit der Hilfsorganisation „Stand by me Lesbos“ zusammen.
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Die Spenden wurden in einem Lagerhaus abgestellt, „an einem Tag haben wir Windeln verteilt, am nächsten Seife“, berichtet der Lohmarer, der in Köln International Business Administration studiert.
„Wir sind von Zelt zu Zelt gegangen und konnten so größere Menschenansammlungen und Konfliktpotenzial vermeiden.“
Die Menschen, die in dem Lager untergebracht sind, sorgten sich um die kommenden Monate, und nachts werde es bereits jetzt sehr kalt, berichten die Helfer, die 30 Minuten vom Lager entfernt in einer schlichten Unterkunft untergekommen waren. Nicht immer sei die Verteilung fair verlaufen, „man hat einen Mensch sehr glücklich gemacht und drei daneben Stehende unglücklich, weil sie nichts abbekommen haben. »Warum er und nicht ich?«, diese Frage konnte man verstehen ohne die Sprache zu können“, sagt Ntshonto. Diese Bilder würden ihn sicherlich lange noch begleiten.
Vieles bleibe ihnen unverständlich: Es gebe Lagerhäuser voller Hilfsgüter, aber den Menschen fehle warme Kleidung, viele Kinder trügen keine Socken. Die mitgebrachten Arzneimittel seien von Hilfsorganisationen abgelehnt worden, Unicef vermittelte einen Arzt, der die Medikamente dankend entgegennahm.
Zur Person
Der Student Laetis Ntshonto, dessen Familie aus dem Kongo stammt, hat zunächst die Hauptschule in Lohmar besucht, dann in Siegburg das Fachabitur abgelegt und absolviert inzwischen nach dem Bachelor -Abschluss ein Masterstudium.
Er hatte im Lager vor allem Syrer und Afghanen erwartet: „Der Moment, in dem ich zum ersten Mal meine Muttersprache Lingala hörte, bleibt für mich unvergessen.“
Ihm sei nicht bewusst gewesen, und vermutlich auch vielen weiteren Menschen der Black Community nicht, dass Menschen auf ihrer Flucht vor der Ausbeutung im Kongo in Moria gelandet sind, berichtet Laetis Ntshonto. „Sie sagten, ich sei der erste europäische schwarze Mann, der gekommen sei, um ihnen zu helfen.“ Laetis Ntshonto will wiederkommen. (coh)
Ihr Einsatz sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen, sie sprächen aber durchaus über eine Wiederkehr nach Moria, vielleicht an der einen oder anderen Stelle besser strukturiert, berichten die Freunde. Das nächste Mal wollten sie vielleicht erst in Griechenland einkaufen, um auf diese Weise gleichzeitig noch die griechische Wirtschaft zu unterstützen.
Ihr Eindruck sei, dass es den Menschen in Moria weniger an Materiellem fehlte als an Mitgefühl und Verständnis. Europa dürfe nicht zusehen, mahnt Laetis Ntshonto: „Kein Mensch hat es verdient, so leben zu müssen und in unserer modernen Gesellschaft, auf diesem reichen Kontinent, so leiden zu müssen.“