Die Bauernfamilie Trimborn veranstaltet ein spaßiges Kuhrennen. Die Besucher können auf die Siegerin tippen. Der Einsatz geht an den Rett-Syndrom-Verein.
Gut SchiefelbuschKuhrennen in Lohmar: Die Nummer 13 siegt beim spannenden Almauftrieb

Nach vier Monaten im Stall preschen die Schwarzbunten in Richtung Weide.
Copyright: Quentin Bröhl
Rennbahn-Atmosphäre auf Gut Schiefelbusch: Bauernfamilie Trimborn hat die Idee, den „Almauftrieb“ ihrer Schwarzbunten zu einem Kuhrennen zu machen. Die Besucherinnen und Besucher können auf die Siegerin tippen, was auch der Zeitungsreporter tut. Den Wetteinsatz von zwei Euro pro Tipp spenden die Trimborns an den Rett-Syndrom-Verein.
Der Stall fungierte vor dem Lohmar Kuhrennen als Führring
Im Stall, der gleichsam als Führring fungiert, warten die Kühe darauf, nach vier Monaten wieder auf die Weide zu dürfen. Dabei werden sie von den Wetterinnen und Wettern genau in Augenschein genommen. Die Kühe Nummer 9 und 48 überzeugen durch eine drahtige Figur. Aber, so fragt man sich, fehlt denen nicht die Kraft für einen explosiven Start? Andere Tiere bringen sich schon am Gatter in Stellung, während Nummer 4 und Nummer 13 völlig entspannt im Stroh liegen, wiederkäuen und so gar nicht an einem Rennen interessiert scheinen.

Kurz vor dem Start verteilt Albert Trimborn noch eine Extraportion Futter an die Tiere.
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Pia Bredl aus dem Nachbardorf Wickuhl setzt trotzdem auf die 13, weil das für sie eine Glückszahl sei. Und auf die 53, weil ja auch der legendäre Film-Käfer Herbie diese Startnummer hatte, und auf die 29, „weil die mir gefällt“. Gar nicht gut werden hingegen die Chancen der Schwarzbunten mit der Nummer 8 eingeschätzt: Sie war noch nicht beim Melkroboter gewesen, das prall gefüllte Euter spricht nicht für eine Bestzeit.

Lokalreporter Klaus Heuschötter beherzigt den Ratschlag, den Tieren tief in die Augen zu schauen.
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Das erkennen auch Stephan und Sabine Schneider aus Troisdorf, die nochmal eine Schleife durch den Stall drehen und vielleicht einen entscheidenden Tipp von Albert Trimborn bekommen. „Das hier ist ein Favorit“, sagte der 64-Jährige, der den Tieren mit einer Extraportion Futter – „kein Doping“ – kurz vor dem Start noch eine Stärkung gönnt.
Auch Alt-Bürgermeister Wolfgang Röger gibt auf Nachfrage wertvollen Rat: „Achten Sie auf die Beinlänge, auf das Gewicht“, raunt er mir im Flüsterton zu. Und dass man der Kuh tief in die Augen schauen müsse, „das Wichtigste ist Vertrauen, das ist wie beim FC“.

In ihrem Wettbüro nehmen die Kinder Helena und Maximilian mit ihrer Mutter Kristina Trimborn die Tipps entgegen.
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Unter den 35 startenden Kühen sticht ein Tier durch eine fast komplett schwarze Fellfärbung hervor. „Das ist Black Beauty“, scherzt Trimborn, „da steckt Französisches drin, Limousin.“ Da das Gerücht von einem Le-Mans-Start die Runde gemacht hat, scheint mir das entscheidend. Im Wettbüro, einem Tischlein, an dem Kristina Trimborn mit ihren Kindern Helena und Maximilian die Tipps entgegennehmen, setze ich entschlossen auf Black Beauty, Nummer 12.
Die Spannung steigt ihrem Höchstpunkt entgegen, als Albert und Sohn Andreas Trimborn endlich das Gatter öffnen. „Komm, komm, komm!“ Es braucht einige Lockrufe. Doch dann preschen die ersten Kühe aus dem Stall, die Nummer 16 zuvorderst. Direkt dahinter die 13.
Ein ganzer Pulk folgt, darin versuchen die 17 und die 21 zu überholen, scheitern aber, da gibt es kein Durchkommen mehr. Auf der nur 50 Meter langen Strecke zur „Alm“ schiebt sich dann tatsächlich noch Nummer 13 an die Spitze – und springt mit fliegenden Hinterhufen über die Ziellinie.
Außer Pia Bredl können fünf weitere 13-Tipper jubeln und sich auf eine Präsenttüte mit Erzeugnissen des Gutes Schiefelbusch freuen. Aber wo bleibt bloß Black Beauty? Nun, das schwarze Rindvieh mit französischem Einschlag erweist sich als nicht très sportif, sondern eher dem Savoir-vivre zugeneigt. Es zieht es vor, noch eine Weile im Stall zu bleiben und sich am Futter gütlich zu tun. Ich verabschiede mich mit einem Kraulen am Kopf von der Kuh und denke noch einmal über die klugen Ratschläge nach.